Der »Sichere Ort« – auch »Wohlfühlort« genannt – ist ein Ort in unserer Fantasie, an dem wir uns wohl, sicher und geborgen fühlen. Mit dem sicheren Ort kannst du dir einen Raum schaffen, der für dich in deiner Vorstellung immer zugänglich ist und damit ein sicherer Hafen werden kann. Der Aspekt des Wohlbefindens steht hier im Fokus.
Der »innere sichere Ort« kann als Ersatz für einen sicheren Ort in der Realität dienen – zum Kraft tanken, Entspannen und Loslassen.
Erfolgsprinzipien:
- Du bist freier Gestalter deines sicheren Ortes: lass deiner Fantasie und deinem Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz freien Lauf.
- Räumliche Grenzen geben Schutz.
- Du kannst dich alleine sicher fühlen an dem Ort.
- Wesen können dich dort begleiten, dir Sicherheit und Schutz geben… das können Fabelwesen sein oder Tiere oder gute Seelen.
Ziel der Übung:
- ➡️ Schnelles Zugreifen auf den »inneren sicheren Ort«
- ⬇️ Reduktion von Anspannung und Unruhe
- ✅ Entstehen eines angenehmen, sicheren »Sich-Wohl-Fühlens« im Hier und Jetzt
Mit dem »inneren sicheren Ort« wird Affektregulation, Selbstfürsorge und das Selbstwirksamkeits-Erleben geübt. Für die Übung empfiehlt es sich, einen ungestörten Raum zu haben. Die Reise zum »inneren sicheren Ort« kann im Sitzen, Liegen oder Gehen erfolgen. Der Vorteil des »in-Bewegung-bleibens« liegt darin, dass eine leichte Alltagsspannung und somit Konzentration auf die Übung aufrechterhalten bleibt. Die Wahrscheinlichkeit von Dissoziation ist somit geringer.
Im folgenden haben wir 6 Schritte definiert, wie du eine Reise zum »inneren sicheren Ort« für eine Klientin anleiten könntest. Du kannst dir die Schritte natürlich auch durchlesen, und dich dann selbst zu deinem Wohlfühlort begeben.
Schritt 1: Erzähle deiner Klientin, worum es in der Übung geht
Der erste Schritt sind einleitende Worte. Worum geht es in der Übung zum »sicheren Ort«, und warum bietest du sie an? Die Einordnung hilft deiner Klientin, sich auf die Übung einzulassen.
- »Du hast mir erzählt, dass du oft unruhig oder genervt bist - ich möchte dich gerne darin unterstützen, einen sicheren Ort für dich zu finden. Einen Ort, an dem du dich wohlfühlst, und an den du immer gehen kannst, wenn du mal eine Auszeit brauchst. Wie klingt das für dich? Es kann ein realer Ort sein, an dem du schonmal warst - du kannst den Raum auch frei erfinden. Ganz, wie es sich für dich richtig anfühlt ... «
Schritt 2: Lass den Ort lebendig werden
Im zweiten Schritt lässt du den sicheren Ort von deiner Klientin genauer beschreiben. Lade sie dazu ein, dir von ihrem intuitiven »sicheren Ort« zu erzählen. Mach dir Notizen, damit du ihre Worte später wiederholen kannst. Hier ein paar Vorschläge:
- »Wenn du dir jetzt so einen Ort vorstellst, welche Bilder kommen hoch?«
- »Ist der Ort innen, oder in der Natur?«
- »Welche Farben nimmst du wahr?«
- »Riechst du vielleicht einen bestimmten Geruch?«
- »Was gibt es für Gegenstände an deinem Ort? Gibt es Pflanzen, oder Tiere?«
- »Wie fühlt sich der Boden unter deinen Füßen an?«
- »Was hättest du noch gerne hier? Eine Decke, ein Buch, etwas zu Essen, einen tierischen Begleiter, ...?«
Orientiere dich an dem VAKOG-Modell und integriere die 5 Sinne: Visuell: sehen, Auditiv: hören, Kinästhetisch: fühlen, Olfaktorisch: riechen und Gustatorisch: schmecken. So entsteht eine möglichst lebendige, gut fühlbare Version des inneren Ortes.
[Mehr zu »Submodalitäten«]
Schritt 3: Feel it!
Es ist wichtig, dass die Erfahrung für die Klientin immersiv wird. Wenn die Übung funktioniert, taucht sie in ihren sicheren Ort regelrecht ab. Merkmale diese »Abtauchens« können u.a. sein:
- ruhigere Stimme
- Blick richtet sich in die Ferne
- tiefere Atmung
- entspannte Körperhaltung
Tip: Atmung und Stimme können im Umkehrschluss auch gute Indikatoren sein, wenn etwas »Störendes« auftaucht. Dann kannst du mit leichten Suggestionen intervenieren: »Lass alles, was du in deinem Raum nicht brauchst, beiseite« o.ä.
Schritt 4: ein schützender Raum
Gehe jetzt auf die Sicherheit des Wohlfühlorts ein - eine Begrenzung nach außen hilft oft für ein subjektives Sicherheitsempfinden. Diese Begrenzung kann ein Zaun, eine Mauer, Bäume, patroullierende Tiere, ... - alles sein, was der Klientin in den Sinn kommt. Es geht um sie und ihre Vorstellung ihres sicheren Orts, und alles, was ihr hilft, ist erlaubt und erwünscht.
Schritt 5: (tierische) Freunde und Helfer
Ermutige deine Klientin, sich Unterstützer und Freundinnen dazuzuholen. Es empfiehlt sich, keine realen Menschen zum Standardrepertoire des sicheren Ortes zu machen. Warum? Beziehungen ändern sich - und wenn man sich streitet - und sich nach Zuflucht im sicheren Ort sehnt - wäre es ungünstig, dort genau die Freundin anzutreffen, mit der man gerade im Zwist liegt. Tierische Helfer, oder auch gute Geister, alles, was der Fantasie entspringt eignet sich hervorragend.
Schritt 6: Enjoy!
Wenn deine Klientin an dem Wohlfühlort angelangt ist, kann sie eine Weile bleiben. Ermutige sie dazu, die angenehmen Gefühle, die der Ort in ihr auslöst zu genießen.