Rudolf Bahro: 3 Ideen für die gesellschaftliche Transformation

Rudolf Bahro war ein Vordenker der sozialökologischen Transformation: 1990 gründete er an der Humboldt Universität Berlin das Institut für Sozialökologie und hielt dazu eine sehr nachgefragte Ringvorlesung. In den 1970ern kritisierte er das heuchlerische System der DDR mit großer öffentlicher Wirkung: er kam in den Stasi-Knast in Bautzen, dagegen gab es europaweite Proteste, sein heimlich in der BRD veröffentlichtes Werk »Die Alternative« verkaufte sich 500.000 mal, er kam auf politischen Druck frei, gründete die Grünen-Partei mit und verprellte so ziemlich alle politischen Strömungen als zu halbherzig. Ein paar seiner Ideen sind auch heute noch sehr relevant.

Überschüssiges Bewusstsein: die Menschen in unserer Gesellschaft hätten nach der Erfüllung der (klein)bürgerlichen Bedürfnisse noch eine Restmenge an Bewusstsein für größere Ideen, für Utopien und eine glücklichere Gesellschaft und ein Leben im Einklang mit der Natur.

Unsichtbare Kirche: die spirituelle Dimension sei entscheidend für eine nachhaltige positive Gestaltung der Gesellschaft. Dabei sei die inneren Dimension wichtiger als die Manifestation im Außen, sodass diese Religion der Transformation zu einer unsichtbaren Kirche würde.

Fürsten der Wende: Rudolf Bahro sagte, unsere heutige Zeit brauche nicht einen Jesus und Buddha – sondern 1 Million Jesus‘ und Buddhas. Damit meinte er wohl, dass der Durchbruch des Bewusstseins zu Transzendenz, ökologischem System-Denken und Liebe von möglichst vielen Menschen getragen werden solle. Damit würde auf einer breiten Menge die Subalternität, d.h. die Klassenunterschiede und Untertänigkeit der Masse leichter überwunden.

 

 

Wer war Rudolf Bahro?

Rudolf Bahro war ein deutscher Philosoph, politischer Aktivist und Schriftsteller. Er wurde am 18. November 1935 in Bad Flinsberg, Schlesien, geboren und starb am 5. Dezember 1997 in Berlin.

Bahro war in den 1960er Jahren Mitglied der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) und setzte sich für eine demokratische Reform des Sozialismus ein. Als er jedoch in den 1970er Jahren begann, Kritik an der DDR-Regierung zu äußern, wurde er aus der Partei ausgeschlossen und verhaftet.

Während seiner Haftzeit schrieb Bahro das Buch „Die Alternative: Zur Kritik des real existierenden Sozialismus“ (1977), das zu einem wichtigen Werk der westlichen Neuen Linken wurde. Darin kritisiert er den real existierenden Sozialismus in der DDR als undemokratisch und ökologisch zerstörerisch und entwickelt stattdessen eine Vision einer ökologischen, demokratischen und spirituellen Gesellschaft.

Nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis 1979 ging Bahro ins Exil in die Bundesrepublik Deutschland und wurde dort zu einem wichtigen Vertreter der Ökologiebewegung. Er veröffentlichte mehrere weitere Bücher, darunter „Logik der Rettung“ (1987) und „Kommunismus und Christentum“ (1990).