In diesem Text sammle ich Lernergebnisse und Empfehlungen an mich selbst zum Thema Trading, Aktien-Sparen und Investitionen an der Börse. Ich schreibe dies, nachdem ich ca. 1 Jahr herumexperimentiert habe, mit teils guten, teils schlechten Ergebnissen. Ich habe vor allem aus den schlechten Erfahrungen gelernt und versucht, meine Fehler zu erkennen und bessere Strategien zu lernen. Um in Zukunft weniger Fehler zu machen, sammle ich also hier Rezepte.
Gründe für Aktien-Anlagen
- Vermögensaufbau, Sparen, rumliegendes Geld investieren, finanzielle Rücklagen aufbauen für die Rente
- Vermögenssicherung gegenüber Inflation oder auch Misswirtschaft & unnötigem Konsum
- Neugier & aktives Lernen über Wirtschaft, Märkte, globale gesellschaftliche Zusammenhänge
- Spaß am Spiel (liegt nah an: Spielsucht)
Mögliche Fehler bei Aktien als Geldanlagen
Die Fehler ergeben sich vor allem aus den Risiken, die Anlagen an der Börse mit sich bringen. Da jedes Unternehmen pleite gehen kann, können einzelne Aktien komplett wertlos sein und damit das angelegte Geld verloren. Daraus ergeben
- Zu viel Geld investieren,
- Zu viel auf einzelne Anlagen (z.B. Aktien) setzen,
- Zu wenig Diversifizierung (zum Beispiel nur in Tech- oder nur in Energie-Unternehmen investieren, oder nur deutsche Aktien)
- Gegen den Trend spekulieren („oh, die sind ja so weit runter gegangen, die müssen doch bestimmt mal wieder hochgehen, da schlag ich mal zu“)
- Impulsives handeln (entweder bist du dir sicher, was du tust, dann ist es nicht impulsiv, sondern gut durchdacht – oder du bist dir nicht sicher, dann solltest du erstmal weiter beobachten und lernen bzw. nur mit minimalem Einsatz spielen)
- Zu wenig Bildung über Marktdynamiken, Risiken, Anlagetypen, psychologische Tendenzen
- Ideologisches Investieren (weil ich an XY glaube, setze ich mein Geld darauf – dann vielleicht lieber Spenden?) – aber auch das Gegenteil ist ein Fehler:
- die eigenen Werte übergehen: es tut weh, Geld zu verlieren – aber es tut noch viel mehr weh, Geld an Unternehmen oder Anlagen zu verlieren, die man eigentlich doof findet.
Psychologische Fallen beim Trading
Psychologische Verzerrungen sind eine der größten Gefahren für Anleger. Sie führen zu irrationalen Entscheidungen und können langfristig die Rendite erheblich mindern. Hier sind die häufigsten Denkfehler und wie man sie vermeidet:
- FOMO (Fear of Missing Out) – Angst, eine Chance zu verpassen: Man sieht eine Aktie stark steigen und hat das Gefühl, „jetzt muss ich einsteigen!“. Doch oft sind solche Aktien überbewertet und fallen bald wieder.
Lösung: Setze klare Kaufkriterien und investiere nicht aus Angst, sondern auf Basis von Fakten. - Loss Aversion – Verluste wiegen schwerer als Gewinne: Anleger halten an fallenden Positionen fest, weil sie den Verlust nicht realisieren wollen („Das muss sich doch wieder erholen!“).
Lösung: Setze Stop-Loss-Marken und akzeptiere, dass Verluste zum Trading dazugehören. - Overconfidence Bias – Überschätzung des eigenen Wissens: Viele glauben, sie könnten den Markt schlagen, weil sie einige Erfolge hatten. Dies führt oft zu überhöhten Einsätzen und risikoreichen Trades.
Lösung: Bleibe demütig, hinterfrage deine Annahmen und diversifiziere dein Portfolio. - Herdentrieb – Investieren, weil es alle tun. Wenn Medien oder Bekannte eine Aktie hypen, kann der Drang entstehen, mitzumachen – oft direkt vor dem Absturz.
Lösung: Eigene Analysen machen, langfristige Trends bewerten und nicht blind der Masse folgen. - Anker-Effekt – Sich an vergangene Preise klammern: Anleger halten Aktien, weil sie „früher mal höher standen“, und ignorieren fundamentale Entwicklungen.
Lösung: Schau auf aktuelle Marktdaten und Geschäftsmodelle, nicht auf vergangene Höchststände. - Confirmation Bias – Nur die eigene Meinung bestätigen: Man sucht gezielt nach Infos, die die eigene Ansicht stützen, und ignoriert kritische Stimmen.
Lösung: Lies unterschiedliche Quellen, höre auch kritische Meinungen und bleibe offen für neue Erkenntnisse.
Prinzipien für Anfänger
Daraus ergeben sich ein paar grundlegende Prinzipien beim Kauf von Aktien bzw. allgemein beim Spekulieren an der Börse mit Geldanlagen:
- Nur Geld anlegen, dass du nicht brauchst und verkraften kannst, zu verlieren –> „Spielgeld„
- Schau dir den Trend (abwärts oder aufwärts) an über die letzten Wochen, Monate, aber vor allem Jahre – die Wahrscheinlichkeit sagt, dass sich der langfristige Trend fortsetzt. Kenne darüber hinaus mögliche Signale für Trendwenden (W / M – Chartmuster, Boden- bzw. Deckenbildung) – und wisse, dass sie immer nur Indikatoren sind, niemals belastbare Argumente.
- Diversifizierung: setze auf möglichst diverse Märkte, zum Beispiel a) Tech-Aktien vs. b) Rohstoffe, c) Europäische Unternehmern vs. d) Emerging Markets
- Nur einen geringen Einsatz (1/100 – 1/10) des Spielgeldes auf eine Idee setzen, d.h. eine bestimmte Aktie oder einen bestimmten Markt (Deutschland, Tech, Energiewende, Pharma etc). Wenn du also 10 TEUR investieren möchtest (d.h. bereit bist zu verlieren), dann fange mit 100-500 Euro Einsätzen an (und wähle dafür einen Broker, der möglichst geringe Buchungsgebühren hat).
- Beginne mit Niedrig-Risiko-Anlageklassen: Einzelne Aktien bedeuten ein hohes Risiko (schlecht für den Anfang), Derivate ein sehr hohes Risiko (noch gefährlicher am Anfang), ETFs & Fonds bieten ein geringeres Risiko (besser für den Anfang).
- Mit wenig Geld anfangen, nur langsam steigern. Mindestens Wochen, besser Monate beobachten und lernen.
- Lerne über die Grundlagen von Börsendynamiken und unterschiedlichen Anlagen. Finde heraus, was hinter den Auf- und Abwärtsbewegungen der Kurse steckt. Mache seriöse Online-Kurse dazu (von seriösen Banken oder Zeitungen), höre Nachrichten, lies Wikipedia-Artikel etc. – für mich nützliche Informationsquellen unten. Lerne über Biases und versuche, deine eigenen Biases zu benennen.
- Ziele formulieren – und einhalten, z.B. ich möchte 10 % Gewinn machen mit dieser Anlage, und verkaufe, sobald dieses Ziel erreicht ist (sonst Gefahr: „da geht bestimmt noch mehr“ –> „Mist, nun ist es doch um 20 % gesunken, hätte ich doch nur damals verkauft“)
- Definiere deine Anlagestrategie schreibe (!) sie auf und bitte eine Person, die langjährig erfahren und erfolgreich ist, um Feedback dazu. Benenne ehrlich deine Erfahrungen und Ziele.
Zusammengesfasst: Beginne mit einem geringen Einsatz (dessen Verlust du verkraften kannst) für eine Anlage, die gute Gewinnaussichten hat (langfristiger Trend!), beobachte ihn ein paar Wochen oder Monate und lerne, wodurch die kurzfristigen und langfristigen Kursbewegungen zustande kommen, und setze, nachdem du die Gründe für die Kursbewegungen verstanden hast, einen weiteren kleinen Einsatz auf eine Anlage in einem anderen Markt, für die es objektiv gute Gründe gibt.
Anlagestrategien
Informiere dich in Ruhe, ausführlich mit möglichst unterschiedlichen Quellen über mögliche Anlagestrategien. Für den Anfang relevant ist eigentlich nur:
Buy and hold: eine bestimmte Anlage (zum Beispiel Aktien eines Unternehmens oder ein ETF) wird gekauft, mit dem Ziel, sie über einen längeren Zeitraum (Jahre bis Jahrzehnte) zu behalten, um langfristig damit Vermögen zu sichern und zu vergrößern, also Gewinn zu machen durch die Wertsteigerung der Anlage.
Fortgeschrittene Spekulanten, denen Buy and Hold zu langweilig wurde und die noch mehr Freude am Risiko haben, ihr Geld verlieren zu können, gehen über auf eine Timing-Strategie: das heißt, eine Anlage wird öfter gekauft und verkauft – und diese Transaktionen werden so getimed, dass man die Kursschwankungen ausnutzt, indem bei Tiefs gekauft und bei Hochs verkauft wird. Dies kann über alle Zeitskalen passieren, bis hin zu Daytrading. Das ist eine sehr naheliegende Strategie, wenn man sich die Kursverläufe mit vielen Hochs und Tiefs anschaut – nur: du kannst dir nie ganz sicher sein, ob das nun wirklich ein kurzes Tief ist, oder nicht doch der Beginn eines längeren Abwärtstrends. Daher: Finger weg davon am Anfang.
Ein monatlicher Spar-Plan (z.B. in einen relativ breiten, risikoarmen ETF) verhindert die Risiken des impulsiven Handeln gegenüber Kursschwankungen.
Anlagestrategie aufschreiben
Schreibe deine Anlangestrategie auf, sodass du sie reflektieren kannst und danach handelst bevor du Gefahr läuft, impulsiv zu handeln und dich später darüber zu ärgern. Dies dient also vor allem der Selbstdisziplin und dem Selbstschutz, da Trading süchtig machen und dazu führen kann, dass du dein Geld verlierst und dich sogar verschuldest. Es haben auch schon einige Menschen Selbstmord begangen nach hohen Verlusten (bspw. Adolf Meckle).
Eine formulierte Anlagestrategie könnte zum Beispiel so lauten:
„Ich investiere nur in Anlagen, hinter denen ich moralisch stehen kann, d.h. die nach ökologischen und sozialen Kriterien handeln (ESG) und insbesondere nicht in XY (Militär & Rüstung, fossile Industrien etc).
Ich investiere mit einem Zeithorizont von 6 Monaten bis 10 Jahren. Ich schaue mir den langfristigen Trend einer Anlage an (5 Jahre) und investiere nur, wenn sowohl der mittel- als auch langfristige Trend aufwärts geht.
Ich setze nur Geld, das ich bereit bin, zu verlieren. Ich benutze daher maximal X EUR als gesamtes Spielgeld. Ich setze maximal 5 % des Spielgeldes pro Anlage. Ich investiere nicht mehr als 20 % in einem definierbaren Markt (zum Beispiel „Tech“, „Europa“, „Erneuerbare Energien“, „Rohstoffe“). Ich nutze KI und Freunde zum Entwickeln von Ideen für möglichst diverse Anlagen.
Für jede Anlage formuliere ich ein Ziel über die Dauer und den erhofften Gewinn. Ich benenne auch, welchen Wertverlust ich bereit bin, auszuhalten – und ab welchem Verlust ich die Anlage lieber verkaufe anstatt noch mehr Verlust zu riskieren. Ich halte diese Ziele schriftlich fest in einer Tabelle.
Datum | Einsatz | Anlage | Einstiegskurs | Gewinnziel | tolerierter Verlust | maximale Dauer |
1.12.2024 | 1000 Euro | Bergbau-ETF ABC | 50 € | 10 % | 15 % | 5 Jahre |
10.4.2025 | 500 Euro | Pflanzen-Aktie XY | 100 € | 7 % | 10 % | 10 Monate |
Ich schaue 1x pro Woche in mein Depot, immer Donnerstag nachmittag. Ich höre 1x pro Woche Wirtschaftsnachrichten, immer Donnerstagabend beim Sport im Fitnessstudio. Ansonsten konzentriere ich mich lieber auf mein normales Leben, meine Familie, meinen Beruf, meine geistige und körperliche Gesundheit, Freunde, Hobbies und den Haushalt.
Zum Weiterlernen absolviere ich bis zum 30.04.20xx den kostenlosen Online-Kurs ABC.“
Mentale Gesundheit beim Trading
Geld anlegen an der Börse kann entsprechend der finanziellen Risiken zu mentalen Problem führen, insbesondere zu Sucht und Ängsten, Ärger, Verzweiflung, Selbstvorwürfen, übermäßigen Informations-Konsum von Nachrichten und Kursverläufen. Daher ist es hilfreich, sich vorher Ziele und akzeptierte Risiken bewusst zu machen. Sollte es dafür „zu spät“ sein, dann hilft professionelle Unterstützung und Selbstfürsorge. Im Ernstfall braucht es einen Arzt oder Psychotherapeuten. Hoffentlich reichen aber die üblichen Haushaltsmittel:
- Gesunde Lebensführung: bewusste Ernährung, regelmäßige Bewegung
- Stabiler Tagesrhythmus, möglichst gute Schlafqualität
- Beziehungen pflegen zu Familie, Freunden etc.
- Sinnstiftender Arbeit nachgehen, damit auch eine verlässliche Einkommensquelle
- ehrenamtlich etwas gutes tun für andere Menschen, Tiere, die Gesellschaft oder die Umwelt
- regelmäßige Weiterbildung zu persönlichen, beruflichen oder gesellschaftlichen Themen
- Zeit für Entspannung, Spiel & Spass und Genuss
- Entwickeln einer positiven, realistischen Vision für das eigene Leben und Arbeiten
- Achtsamkeitsprinzipien und -übungen können helfen, das bewusste Leben im Hier und Jetzt zu kultivieren und zu genießen
Informationsquellen rund um Börse & Aktien
- Solider kostenloser Online-Kurs von DKB und UBS: wertpapier-helden.de
- Audio-Nachrichten & Podcasts
- Wöchentlich
- Bloomberg Businessweek
Carol Massar und Tim Stenovec präsentieren wöchentlich die neuesten Nachrichten aus der Geschäfts- und Finanzwelt sowie interessante Geschichten aus den Bereichen Technologie, Politik und Wirtschaft. - Planet Money
Ein NPR-Podcast, der komplexe ökonomische Themen auf unterhaltsame und verständliche Weise erklärt. - Deffner & Zschäpitz – Wirtschafts- und Börsen-Podcast
(WELT) – Unterhaltsame, tiefgehende Diskussionen über Börse, Märkte und Anlagestrategien. - Börsenwoche
(WirtschaftsWoche) – Wöchentliche Marktanalyse mit Expertenblick auf Aktien, Anlagestrategien und Wirtschaftstrends.
- Bloomberg Businessweek
- Täglich
- Wöchentlich
- Wirtschaft am Mittag – Hintergrundberichte, Interviews und Analysen zur aktuellen Wirtschaftslage und den Finanzmärkten.
- Wirtschaft und Gesellschaft – vertiefende Analysen zu wirtschaftspolitischen Entwicklungen und globalen Märkten.
- The Daily (englisch)
Dieser Podcast der New York Times liefert jeden Morgen tiefgehende Analysen zu aktuellen Ereignissen, einschließlich Wirtschaftsthemen. - The Journal (engl.)
Ein gemeinsames Projekt von The Wall Street Journal und Gimlet Media, das täglich die wichtigsten Wirtschaftsnachrichten und deren Auswirkungen beleuchtet.
- TradingView bietet beispielsweise gute, kostenlose Charts über die Wertentwicklung von Wertpapieren