Manchmal ist das Leben scheiße.
Vielleicht aus Pech, vielleicht aus Fiesheit,
tappen wir in die Fallen dieser Welt,
– stecken fest und irren umher wie ein verzweifeltes Kind,
verloren im Labyrinth
des Geistes unseres Nervensystems –
Dabei ist das Irren selbst der Kern des Problems.
Denn da im düsteren Kerker unserer Seele,
halten wir uns selbst das Messer an die eigene Kehle.
Kennst du den Abgrund?
Er hat dunkle und blutige Zähne,
öffnet für dich den irren Schlund
Wie eine hungrige Hyäne,
Giert er nach deiner Hoffnung und Sinn,
Was tust du dann? Gibst du deine Hoffnung dem Gierschlund der Angst auch noch hin?
Was tun wir, wenn wir im Anus des Lebens stecken?
Versuchen wegzulaufen? Erstarren? der Angst die Stiefel lecken?
Oder bleibt nichts als zu kämpfen?
Kämpfen? gegen wen – die eigene Angst?
Bekämpfen uns selbst – bis zum Verrecken?
Ist der Tiger schon bereit zum Beißen,
Die Schlange vorfreudig, dich aufzureißen,
Droht der letzte Faden noch zu reißen,
Dann bleibt nur:
[Lautes, tiefes Atmen]
Atme auch in der Finsternis,
Fühle Lebendigkeit noch in der Furcht vor dem Schlangenbiss.
Spür‘ deinen Körper,
lebendig in dieser Welt
Wie er bis zum letzten Moment
ein Fünkchen Glut und Lebenslicht am Leuchten hält.
Und sei es nur für diesen kurzen Augenblick:
Jeder Atemzug ist ein Tor zum Glück.
Häh – „Dieser Augenblick – mein Tor zum Glück?
Du spinnst! Ich steck doch im Anus des Lebens,
Pack diesen Esokram zurück,
Zu den Räucherstäbchen und Kristallen,
Hier im Anus des Lebens lass ich mir gar nichts mehr gefallen.“
Ok, ich versteh auch Zynismus und Resignation,
Doch wohin sonst? was soll ich in der Endstation Stagnation,
fühlst du dich etwa wohl in der Seelen-Kanalisation?
Schluss mit Seelenkitsch und Esokraft,
Ich schlage Satan mit 3 Gurus der Wissenschaft:
Evolution, Kosmologie – und Anatomie.
Mein erster Lehrer heißt Evolution:
Sie macht unser Dasein zur Faszination.
Denn sie sagt: „Du und ich, wir sind Säugetiere,
Geformt durch Jahrmillionen, mit Herz und Niere,
Durch Vögeln und Bumsen so vieler Herren und Damen
Sind wir die Speerspitze unserer Ahnen.
Mein zweiter Lehrer heißt Kosmologie:
Sie schert sich nicht um irdisches Leiden,
Sind wir Elite oder verstoßen wie Vieh?
Ob Angst, ob Hass, ob Weltschmerz von Greta,
Das Universum gähnt nur, „Ich bleibe, ihr Ökosystem-Verräter“
(Und) auch wenn der Alltag das Glück dir raubt,
Vergiss nicht: du bist lebendiger Sternenstaub.
Wir bestehen aus Molekülen und Atomen,
Werden sekündlich durchschossen von Millionen Photonen.
Ja, die Physik siegt über den Stein der Weisen:
In unserem Körper sind Kupfer, Kalzium und Eisen,
Geschmiedet in zerberstenden Sternlaternen.
Wir können auch noch soviel über Seele, Buddha und Jesus lernen,
Am Ende lernen wir am meisten – von den Sternen.
Der dritte Lehrer ist die Anatomie,
Sie ist der Geograph unsrer Organe
durch Wüsten, über Gipfel und Ozeane.
sagt Mein Körper:
„Ich geb dir Wärme und Stärke,
Mit mir schaffst du Tanzkunst und Lebenswerke,
! Pass nur auf, dass du’s nicht übertreibst –
Sonst bringst du uns nieder ins Jenseits.“
„Doch Alltagsglück ist mit mir zum Greifen nah:
Ich als dein Lehrer aus deinem Fleisch und deinem Blut,
mache dir pulsierend, mit jedem Herzschlag, klar:
Genieß dein Leben, kosmisches Geschenk und Wunder,
vergeud’ es nicht, sonst bleibst du nur ein irdischer Narr!“
[Atmen]
Also atme dich durch die Finsternis,
Fühle Lebendigkeit noch in der Furcht vor dem Schlangenbiss.
Spüre deinen Körper, lebendig in dieser Welt
Wie er bis zum letzten Moment
ein Fünkchen Glut und Lebenslicht am Leuchten hält.
Also auch wenn du im Anus des Lebens hängst,
Dich in Sorgen, Diskriminierung und Angst verfängst,
auch wenn der Alltag das Glück dir raubt,
Vergiss nicht: du bist atmender Sternenstaub.
Poetry Slam Text über Trauma und Angst, mit Auflösung über Sublimierung, Transzendenz und somatische Kanalisierung.