Wenn mehrere Menschen in ein neues Projekt gehen, welches in Zukunft erfolgsversprechend scheint, aber am Anfang viel Engagement fordert, gilt es Anteile auszuhandeln, zum Beispiel für:
- Start-Ups
- GbRs
- gemeinsame Beratungsaufträge
- Immobilien
Zunächst: es müssen ja nicht alle beteiligt werden, denn es gibt mehrere mögliche Rollen, am klarsten am Beispiel des Start-Ups:
- Inhaber: Founder und Co-Founder
- Mitarbeiter (bekommen ein Gehalt und Arbeitsvertrag, aber keine zentralen Rechte, Risiken, zentrale Verantwortung und Beteiligungen)
- Freelancer: arbeiten Auftragsbasiert nach Zeit oder Werkvertrag
- Berater, Mentoren, Beiräte, Freunde nehmen sehr individuelle Rollen ein, oft einfach wegen des inspirierenden Austauschs und für Synergie-Effekte, aber manchmal auch mit sehr geringen Anteilen oder Beratungshonoraren
- Investoren: Stecken Geld in das Start-Up und haben Mitspracherecht nach Anteilen, aber übernehmen meist keine exekutive Verantwortung
Modelle für die Verteilung von Anteilen
- naiv: alle bekommen den gleichen Anteil
- Inhaber-Modell: ein Inhaber hält 100 % der Anteile, alle anderen haben Anstellungen oder freiberufliche Rollen
- Aktien: die Anteile werden nach finanziellem Investment verteilt
- gemeinnützig: es gibt keine Gewinn-Anteile, sie gehören dem höheren Zweck
Variablen, nach denen Anteile verteilt werden
- erwarteter Wert für die zukünftige Entwicklung des Vorhabens, etwa gleichbedeutend mit dem Anteil an Verantwortung, den eine Person übernimmt
- finanzielles Investment
- Vorleistung: Bereitschaft, ohne Entlohnung in das Vorhaben zu investieren
- Unentbehrlichkeit: Wenn eine Schlüsselkompetenz notwendig ist, aber nicht angemessen honoriert werden kann (technische Kompetenz oder ein entscheidendes soziales Netzwerk), kann dies durch Anteile kompensiert werden
Anleitung: Anteile verteilen
- Starte frühzeitig den Dialog über Beteiligung – keine Konfliktvermeidung oder Klarheitsvermeidung – je später die Diskussion, desto schwieriger die Einigung – allerdings auch desto besser die Informationslage.
- Reverse Engineering: Stellt euch vor, das Projekt wird sehr erfolgreich, innerhalb der nächsten 10 Jahre und macht den Gewinn in der Größenordnung 10^x €,
also zum Beispiel 1000 Euro, 100 Tausend EUR, 1 Million Euro…
…und ihr arbeitet in etwa in der Form zusammen, wie ihr es jetzt tut.
Wer hat wie entscheidend zu dem Erfolg beigetragen? - Unentbehrlichkeits-Check: oft die Vorstellungen darüber, welcher Beitrag und welche Leistung wie wertvoll sind, sehr weit auseinander. Daher ist es leichter, sich die unbequeme Frage zu stellen:
Ist eine bestimmte Leistung / Rolle / Person / Tätigkeit entbehrlich in der Beteiligung?
…die ist dann der Fall, wenn die Leistung auch leicht outgesourct oder durch Arbeitnehmer übernommen werden kann. - Initiative und Führung entscheiden: das Vorhaben wird nur erfolgreich sein, wenn es die Initiative und verlässliche Verantwortung dafür gibt. Wer und wie viele Personen auch immer diese Energie der Initiative tragen – sie sind letztlich die Kraft, aus der alle weiteren Prozesse entstehen. Also sollten sie den anderen Personen auch möglichst klare Vorschläge für deren Rollen und Anteile oder Nicht-Anteile machen, denn letztlich entscheidet ihre Energie über den Erfolg oder Nicht-Erfolg des Vorhabens. Würden die Personen mit weniger Initiative und Verantwortung Vorschläge machen, könnten sie sich an dem Initiator abarbeiten – beide Seiten werden frustriert, wenn es keine einfache Lösung gibt.