5 neuronalen Prinzipien der Transformation

Ich exploriere in diesem Text die neurobiologischen Grundlagen von komplexen Transformationsprozessen, auf mehreren System-Ebenen-Größen, also sowohl für individuelle Entwicklungsprozesse als auch in Gruppen, Organisationen und in der ganzen Gesellschaft. Je größer das menschliche System, desto mehr reden wir von Transformation, da es mehr strukturelle Verkrustung gibt, die transformiert werden kann.

Da auch große menschliche Gruppen (also auch Gesellschaften mit Millionen bis Milliarden von Menschen) weiterhin aus Menschen bestehen, müssen wir uns die Neurobiologie auf der Ebene des individuellen Menschen angucken.

Ich beschreibe dafür hier zunächst die Neurobiologischen Grundlagen von Entwicklungs- und Veränderungsprozessen im Gehirn. Dann erkläre ich anhand eines Modells die Dynamiken von Transformationsprozessen. Doch zunächst die Motivation schauen wie, ob und warum diese Zusammenhänge nützlich sind.

Motivation

Wie hilft das Verständnis von Neurobiologie und damit eines naturwissenschaftichen Erklärmodells für menschliche Transformationsprozesse?

  • wissenschaftliches Fundament und damit fakten-basierter Gesprächsrahmen für die Konzeption von Transformationsprozessen, damit auch
  • Ent-Bullshitting des Blablas über Change, Transformation und Organisationsentwicklung, in dem Beteiligte schnell den Durchblick verlieren können und Manipulationen auf den Leim gehen, insbesondere auch:
    • Trend-Säuen, die durchs Dorf getrieben werden,
    • Sales-Starken externen Beratern, die ein Allheilmittel teuer verkaufen,
  • Herleitung von positiven Kriterien für gesunde Transformationsprozesse (möglichst kein Organismus kommt zu Schaden)

Neurobiologische Grundlagen von Transformationsprozessen

Wir betrachten neurobiologische Prozesse auf 5 Ebenen:

      1. Zellen (Neuronen), welche über Axone und Synapsen miteinander verbunden sind,
      2. Neurotransmitter, welche die Signalübertragung zwischen den Neuronen steuern und funktionale Differenzierung ermöglichen,
      3. Gehirnregionen, welche eine für unser menschliches Leben spezialisierte Funktionsweise ermöglichen,
      4. Gehirn-Netzwerke, welche mehrere Regionen aktivieren zur Verwirklichung von komplexen Funktionen,
      5. Elektrische Schwingungen

1. Gehirn-Netzwerke (Die Struktur)

Moderne Neurowissenschaft betrachtet das Gehirn nicht als Ansammlung isolierter Areale, sondern als System von funktionalen Netzwerken. Definition: Funktionelle Gehirn-Netzwerke sind Gruppen von anatomisch getrennten Gehirnregionen, deren Aktivität zeitlich korreliert ist. Sie sind an komplexen kognitiven Prozessen beteiligt.

Die wichtigsten Beispiele:

  1. Default Mode Network (DMN): Aktiv bei interner Kognition (Tagträumen, Selbst-Referenz, Zukunftsplanung). Es wird typischerweise deaktiviert, wenn Aufmerksamkeit auf externe Aufgaben gerichtet ist.
  2. Salience Network (SN): Erkennt und filtert relevante interne oder externe Reize (z. B. eine plötzliche Gefahr). Es ist zentral für die Umschaltung zwischen DMN und CEN.
  3. Central Executive Network (CEN): Aktiv bei anspruchsvollen, zielgerichteten, kognitiven Aufgaben (Arbeitsgedächtnis, Entscheidungsfindung, Planung).

Die Balance und Koordination zwischen diesen Netzwerken (die Konnektivität) ist entscheidend für komplexe Denkprozesse und wird bei vielen neurologischen/psychiatrischen Erkrankungen als gestört angesehen.

2. Elektrische Hirnschwingungen (Die Dynamik)

Elektrische Schwingungen (Oszillationen) sind das Ergebnis der synchronen Aktivität von Millionen von Neuronen. Sie gelten als Mechanismus, der Informationen im Gehirn organisiert und überträgt.

Frequenzband Frequenzbereich (Hz)
Korrelat/Zustand
Delta 0,5–4 Hz
Tiefschlaf, unbewusste Prozesse
Theta 4–8 Hz
Gedächtnis, Navigation, Schlaf (REM)
Alpha 8–13 Hz
Entspannung, geschlossene Augen, passive Aufmerksamkeit (oft Deaktivierung bei Aufgaben)
Beta 13–30 Hz
Aktive Konzentration, Motorik, Wachheit
Gamma 30–100+ Hz
Höhere kognitive Verarbeitung, Binding (Verknüpfung von Merkmalen zu einem Objekt) hinzu Erkenntnissen

Cross-Frequency-Coupling (CFC) beschreibt die Interaktion zwischen verschiedenen Frequenzbändern. Beispielsweise kann die Phase einer langsamen Welle (z. B. Theta) die Amplitude einer schnellen Welle (z. B. Gamma) steuern.

Es wird angenommen, dass CFC ein temporaler Code für die Informationsübertragung zwischen Hirnarealen ist. Die Theta-Gamma-Kopplung im Hippocampus ist beispielsweise ein zentrales Korrelat der Gedächtnisbildung.

3. Neurotransmitter (Die Kommunikation)

Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe, die Signale über den synaptischen Spalt zwischen Neuronen übertragen.

  • Glutamat: Der wichtigste erregende Neurotransmitter (Exzitation). Wichtig für Lernen und Gedächtnis (Long-Term Potentiation, LTP).
  • GABA (Gamma-Aminobuttersäure): Der wichtigste hemmende Neurotransmitter (Inhibition). Entscheidend für die Feinabstimmung neuronaler Netze und die Verhinderung von Übererregung.
  • Dopamin: Wichtig für das Belohnungs- und Motivationssystem sowie für die motorische Kontrolle.
  • Serotonin: Beeinflusst Stimmung, Schlaf, Appetit und Sozialverhalten.
  • Acetylcholin: Zentral für die Aufmerksamkeit und die synaptische Plastizität.

 

Neuronale Korrelate von Transformationsprozessen

Korrelat Erklärung in der Neurobiologie
Relevanz für Transformation
Neuroplastizität Strukturelle und funktionelle Veränderung von Synapsen und neuronalen Netzen durch Erfahrung (LTP, Sprouting).
Die biologische Grundlage für echte, dauerhafte Veränderung (Lernen und Verhaltensanpassung).
Theta-Gamma-Kopplung Kopplung der Frequenzbänder im Hippocampus zur Kodierung und Abrufung neuer Informationen.
Die mechanistische Grundlage für das Erlernen neuer Fähigkeiten und das Integrieren neuer Konzepte.
Dopamin-Freisetzung Ausschüttung im Nucleus Accumbens/VTA als Belohnung für erfolgreich ausgeführtes neues Verhalten.
Die biologische Basis für Motivation und die Verstärkung von erwünschten neuen Gewohnheiten.
DMN-CEN-Balance Die bewusste Dämpfung des DMN zugunsten des CEN (Aufgabenfokus).
Die Fähigkeit zur willentlichen Steuerung von Aufmerksamkeit und die Überwindung automatisierter, alter Muster.
GABA-Funktion Ausreichende hemmende Aktivität zur Reduktion von Stress/Angst (im Zusammenhang mit Unsicherheit bei Veränderung).
Die Voraussetzung für Psychologische Sicherheit und die Offenheit für neue Ideen und Fehler.

 

Modell für Transformationsprozesse

…folgt … bis dahin, siehe:

Melonen-Modell: 6 Ebenen eines Transformationsprozesses

 

Schlussfolgerungen

3. Dezember 2025 – unsere globale Gesellschaft steckt in einer Vielzahl an Krisen, von Umweltzerstörung über Kriege bis hin zu Populismus und Desinformation.

Es ist die Aufgabe von uns allen, für eine Welt einzutreten, in der Menschen und Natur im Gleichgewicht auf der Erde leben können. Dafür sind noch sehr viele Transformationen nötig.

Ich hoffe, dieser Text leistet einen kleinen Beitrag zur Unterstützung derjenigen, die sich für gesunde Transformationen einsetzen.

Ich freue mich über immer Fragen und Austausch dazu.

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