Aufwärtsspirale als Coaching-Methode

Die Aufwärtsspirale gestaltet Möglichkeiten für eine positive Zukunft. Wir arbeiten mit mehreren Komponenten, die sich im besten Fall gegenseitig positiv verstärken. Kleine, stimmige Veränderungen erzeugen Wirkung, diese Wirkung stärkt Motivation und Ressourcen – und erleichtert den nächsten Schritt. Im Unterschied zu Problemmethoden fragt die Aufwärtsspirale nicht: Was muss weg?, sondern: Was kann ich nachhaltig in Bewegung setzen?

Anleitung Aufwärtsspirale

1. Worum geht’s?
Formuliere dein zentrales Anliegen klar und nüchtern.

2. Werte & Bedürfnisse: Benenne, was dir dabei wirklich wichtig ist. Diese Ebene ist der Motor der Spirale. Ohne sie bleibt Verhalten fragil.

3. Neues Verhalten: Leite ein konkretes, gesundes Verhalten ab, das deine Bedürfnisse erfüllt und langfristig tragfähig ist. Lieber kleine, realistische Schritte hier.

4. Schöne Wirkung: Welche Art von Effekt und Feedback wünschst du dir? Positive Rückmeldungen, Entlastung, Klarheit, bessere Zusammenarbeit. Das ist der emotionale Treibstoff.

5. Ressourcen: Halte fest, was dadurch wächst: Fähigkeiten, Rücklagen, Routinen, Kontakte, Selbstvertrauen.

6. Umgebung: Gestalte oder suche Kontexte, die dieses Verhalten erleichtern und verstärken (Räume, Zeiten, Menschen, Strukturen).

7. Eco-Check: Prüfe, ob das neue Muster für dich und dein Umfeld stimmig ist. Keine verdeckten Kosten, keine schleichende Selbstüberforderung. Keine Kosten für dein Umfeld.

Aufwärtsspirale Coaching - Methode Arbeitsblatt

Beispielfall: Aufwärtsspirale bei Zukunftsangst und Autoritätszweifeln

Ausgangslage: Anna steht am Ende ihrer Schullaufbahn. Sie ist begabt, leistungsstark und engagiert, erlebt jedoch starke Zukunftsängste. Unklares oder kritisches Feedback von Lehrkräften löst schnell Selbstzweifel aus. Innere Fragen dominieren: Reicht das, was ich kann? Treffe ich die falsche Entscheidung? Sehen die anderen etwas, das ich übersehe? Energie fließt in Grübeln statt in Orientierung.

1. Zentrales Anliegen: Anna möchte Sicherheit für ihren nächsten Schritt gewinnen, ohne sich an eine einzige „richtige“ Zukunft festzuklammern. Es geht weniger um die perfekte Entscheidung als um Handlungsfähigkeit trotz Unsicherheit.

2. Werte & Bedürfnisse: Anna erkennt, dass ihr Orientierung, Sinn und intellektuelle Redlichkeit wichtig sind. Sie möchte verstehen, nicht nur funktionieren. Gleichzeitig braucht sie emotionale Sicherheit und das Gefühl, selbst entscheiden zu dürfen. Diese Reflexion entlastet sie: Nicht jede Rückmeldung ist ein Urteil über ihren Wert, sondern Teil eines Suchprozesses – und natürlich auch Teil des Unvermögens der Autoritäten.

3. Neues Verhalten: Statt auf Feedback reflexhaft mit Selbstkritik zu reagieren, möchte Anna diese sorgfältiger aufzuarbeiten. Anna beginnt: Rückmeldungen schriftlich zu sammeln; zwischen Inhalt, Ton und eigener Interpretation zu unterscheiden; pro Woche einen kleinen, selbstgewählten Explorationsschritt zu gehen (z. B. Gespräch mit Studierenden, Lektüre, Schnuppervorlesung). Der Fokus liegt auf Erkunden statt Bewerten.

4. Spürbare Wirkung: Anna erlebt erste Effekte. Sie erlebt weniger emotionale Überflutung nach Feedback und mehr Klarheit über ihre eigenen Bedürfnisse. Damit entsteht ein wachsendes Gefühl von Selbststeuerung und unklare Rückmeldungen verlieren etwas von ihrer Bedrohlichkeit. Diese Wirkung ist der emotionale Motor der Spirale.

5. Ressourcenaufbau: Mit jeder Runde wachsen Ressourcen, insbesondere Entscheidungskompetenz, Selbstvertrauen im Umgang mit Autoritäten, realistisches Bild möglicher Bildungswege, innere Stabilität bei Unsicherheit. Anna merkt: Sie kann mit Unklarheit umgehen, ohne sich selbst zu verlieren.

6. Unterstützende Umgebung: Anna gestaltet aktiv ihr Umfeld mit. Sei geht in den Austausch mit Menschen, die ähnliche Übergänge erlebt haben und findet darüber Abstand zum permanentem Leistungsvergleich. Sie plant feste Zeiten für Reflexion und Erholung. Mit der Zeit beginnt ihr Umfeld, ihre Entwicklung zu tragen, statt sie zu belasten.

7. Eco-Check: Anna prüft regelmäßig:

  • Macht mich dieser Schritt ruhiger oder angespannter?
  • Fördert er Lernen oder nur Anpassung?
  • Bleibe ich in Kontakt mit meinen Werten?
  • So bleibt die Spirale tragfähig und kippt nicht in neuen Leistungsdruck.

Ergebnis der Aufwärtsspirale: Annas Zukunftsangst verschwindet nicht vollständig, verliert aber ihre Steuerungsmacht. Aus reaktivem Grübeln wird ein selbstverstärkender Lernprozess. Jeder kleine, stimmige Schritt macht den nächsten leichter – und Unsicherheit wird vom Feind zur Begleiterin auf einem selbstgewählten Weg.

Neurobiologische Grundlagen

Werte- und Zielklarheit aktivieren vmPFC/OFC (Sinn, Bewertung). Neues Verhalten rekrutiert dlPFC und Basalganglien (Umsetzung, Gewohnheit). Spürbare Wirkung verstärkt dopaminerge Systeme (ventrales Striatum) und erhöht Lernbereitschaft. Wachsende Ressourcen senken die Grundaktivierung der Amygdala, während Parasympathikus/Vagus zunehmen. Das System wird stabiler – Entwicklung kostet weniger Energie.

Aufwärtsspirale auf einen Blick

Ziel: funktionale Mikro-Schritte und positive Verstärkungsschleifen etablieren
🌱 Wurzeln: Verhaltensaktivierung, Habits-Forschung, Positive Psychologie
🧠 Neuro: Dopaminsystem ↑, Basalganglien ↑, PFC ↑
🟢 Anspruch: niedrig–mittel
⚠️ Risiko: Schritte wirken banal, Frust bei Rückschritten
💡 Indikation: Antriebslosigkeit, depressive Verstimmung, „alles ist zu viel“
🚫 Kontra: manische Phasen, in denen weitere Aktivierung riskant ist
🔗 Danach: Visionspyramide, Meilensteine, Ressourcen-Aktivierung

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