Inhalt
ToggleGesprächsführung im Zielorientierten Coaching - Schritt für Schritt
Ist der Startschuss gesetzt, kann es losgehen. Ab jetzt übernimmst du aktiv die Verantwortung für den Gesprächsverlauf. Du hast eine klare Intention: Das Erarbeiten einer (Teil-)Lösung für das Anliegen deines Coachees im Laufe der Sitzung.
Die folgenden Schritte haben sich bewährt: (1) Anliegen erfragen, (2) Ziel erarbeiten, (3) Ziel konkretisieren, (4) Intervention anbieten & durchführen, (5) Transfer planen, (6) Selbstverpflichtung, (7) Abschluss.
! Aber Achtung: die folgenden Schritte sind nicht für jeden Fall passend. Um ein wirklich sinnvolles Ziel zu finden und als SMART-Goal zu definieren, braucht es zunächst die Ausrichtung des Prozesses auf eine wirklich gesunde und wünschenswerte Entwicklung.
Kontra-Indikation zu SMART-Goals: in einem resignierten oder neurotischen Zustand kreist der Klient eventuell so sehr um sich selbst, dass ein Ziel nur weiteren Druck oder Überforderung erzeugen könnten. Dann sollte lieber erst einmal Ressourcen aufgebaut und die Hintergründe verstanden werden.
0. Die Umgebung vorbereiten
Sorge für eine möglichst entspannte Bereitschaft und Offenheit, um an den persönlichen Themen arbeiten zu können. Hierzu zählt auch ein professionelles Auftreten und eine angenehme Umgebung.
Funktionaler Small-Talk
Es kann angenehm sein, über ein paar unkomplizierte Themen miteinander in Kontakt zu kommen. Wenn schwierige Themen anstehen könnten, kann ein bisschen Small-Talk die Spannung senken zu Beginn – quasi als Aufwärmung, bevor es losgeht.
Mögliche Fragen: »Bist du bereit?«, »Wie geht’s dir heute?«, »Brauchst du noch etwas, bevor wir loslegen können?«, »Wie lief es mit [XY Thema vom letzten Termin]?«
1. Anliegen klären
Die Coachee beschreibt ihr Anliegen, also das Thema oder die Herausforderung, die sie beschäftigt.
Mögliche Fragen: »Was ist dein Anliegen für das Coaching?« »Warum bist du hier?«
2. Ziel setzen
Mithilfe des Anliegens und gezielter Fragen erarbeitet ihr ein Ziel für das Coaching.
Mögliche Fragen: »Welches Ziel hast du in dieser Situation?« »Was möchtest du idealerweise erreichen?« »Welche Ziele ergeben sich auch langfristig daraus?«
3. SMART-Ziel konkretisieren
Ein »gutes« Ziel erfüllt die SMART-Kriterien. Durch die Gesprächsführung unterstützt du deinen Coachee dabei, das Ziel auf Realisierbarkeit und Attraktivität abzuklopfen und zu konkretisieren. Aus einem vagen Wunsch wird somit ein messbares und umsetzbares Ziel.
- Spezifisch:
»Was bedeutet das für Dich?« »Was brauchst Du dafür?« »Welches Bild beschreibt dein Erleben?«
…das Ziel wird auch spezifisch durch den Kontext:
»In welchen Situationen?« »Wo ist die Veränderung sichtbar?« »Welche weiteren Personen sind involviert?«
… hilfreich ist auch ein sogenannter Ökologie-Check:
»Wer würde unterstützen?« »Wie würde Dein Umfeld reagieren?« »Gibt es jemanden, der etwas gegen deine Ziel-Erreichung hätte?« - Messbar und überprüfbar:
»Wie kannst du messen, ob das Ziel zufriedenstellend erreicht wurde?« - Attraktiv, positiv und motivierend, „hin-zu“, statt „weg-von“:
»Was würdest Du Dir für die Zukunft wünschen?« »Was würde Dir dadurch möglich?« »Inwiefern ist das für Dich gut?« »Welche Vorteile hättest Du dadurch?« - Realistisch:
»Was sind erste, kleine Ergebnisse auf dem Weg?« »Was kannst du auf jeden Fall erreichen?«
…realistisch bedeutet auch, dass das Ziel aus eigenem Bemühen erreichbar ist:
»Was könntest du tun / verändern, damit…?« »Wie kannst Du Einfluss darauf nehmen?« »Wann ist Dir das schon mal gelungen?« »Welches Ziel kannst Du dir setzen für dein eigenes Verhalten?«
…realistisch ist auch, dass die Zielerreichung einen gewissen Aufwand und Preis erfordert und damit einen Blick auf die Ökonomie:
»Was würdest Du dafür aufgeben?« »In welchem Verhältnis steht der Nutzen durchs Ziel zum Preis?« - Terminiert:
»Bis wann möchtest du das Ziel erreicht haben?«
4. Weitere Interventionen anbieten & durchführen
Mit ein wenig Übung wird dir deine Intuition sagen, welche Intervention für den jeweiligen Fall passend ist. Im Laufe der Ausbildung wirst du folgende Interventionen lernen und anwenden:
- Ressourcen-Aktivierung
- Leinwand-Technik
- Aufstellung
- Visionspyramide
5. Transfer planen
Es ist wichtig, die Erkenntnisse und Ergebnisse in den Alltag und Beruf zu transferieren. Dafür planst du konkrete Handlungsschritte und Maßnahmen.
Mögliche Fragen: »Was bedeutet das jetzt ganz konkret für dich?« »Was machst du ab morgen anders?« »Welcher ist der nächste Schritt für dich?«
Der Transfer wird gefördert, indem die in der Coaching-Sitzung erarbeiteten Zielbilder und Vorhaben durch Anker möglichst leicht erinnert und im Gedächtnis verwurzelt werden. Ein Anker ist irgendein Informations-Paket, das der Klient leicht und gut mit dem Ziel assoziieren kann.
Mögliche Fragen: »Welches Bild assoziierst du dem Ziel?« »Hast du zu Hause einen Gegenstand, der dein neues Vorhaben symbolisiert?«
6. Selbstverpflichtung
Stelle sicher, dass sich dein Coachee dem Ergebnis auch wirklich verpflichtet. Das kann ein Kalendereintrag sein, oder eine genaue Beschreibung, wie das Besprochene umgesetzt wird.
Mögliche Frage: »Wie kannst du sicherstellen, dass du dein Vorhaben wirklich umsetzt?«
7. Abschluss
Eine schöne Abrundung entsteht durch das Wiederaufgreifen des Anliegens oder des Ziels vom Anfang. Zusätzlich bringt eine abschließende Meta-Reflexion des Gesprächs den Coachee wieder ins Hier und Jetzt.
Mögliche Fragen: »Wo stehst du nun im Hinblick auf dein Ziel / Anliegen?« »Wo besteht noch weiterer Handlungsbedarf?« »Was war die wertvollste / wichtigste Erkenntnisse aus der Sitzung heute?«
Praxis-Tipp: Bei mehreren Anliegen und Zielen helfen Visualisierungen auf einem Whiteboard / Flipchart und eine prägnante Überschrift pro Anliegen / Ziel.
Es kann dir passieren, dass dein Coachee dir die Führung nicht einfach bereitwillig überlässt. Wir Menschen sind es häufig gewohnt, in unseren Problem-Trancen zu bleiben und lieber Bestätigung und Verständnis für unser Problem von Außen einzuholen. Mit der Zeit wirst du eine Intuition entwickeln, ob eine Coachee dir eine Geschichte zu besten gibt, die sie sich und anderen wiederholt erzählt, oder ob sie wirklich bereit ist, etwas in ihrem Leben zu verändern, um ihre Ziele zu erreichen.
Wie kannst du also sicherstellen, dass dein Coachee tut, was es für den Prozess braucht, und deiner Gesprächsführung folgt? Das erfährst du in der nächsten Übung: Prinzipien für erfolgreiches Coaching. Viel Spaß!