Die Schematherapie (abgeleitet vom griechischen Wort „schema“, was soviel wie Haltung, Form bzw. Gestalt bedeutet) entwickelte sich aus der kognitiven Verhaltenstherapie und integriert unterschiedliche Therapierichtungen, wie zum Beispiel die Hypnose, Tiefenentspannung, das Psychodrama, die Transaktionsanalyse oder die Gestalttherapie, sowie die neuesten Erkenntnisse aus der Neurobiologie.
Aufgrund von Forschungsergebnissen aus den letzten Jahrzehnten nimmt außerdem die Beziehung einen ganz wichtigen Stellenwert ein, denn nur durch emotionale Wärme und echte Wertschätzung kann auch eine persönliche Weiterentwicklung erfolgen. Entwickelt wurde diese Form der Therapie von Jeffrey E. Young und in ihrer heutigen Form ist die Schematherapie eine sehr wirkungsvolle Methode zur Behandlung von Störungsbildern, die ihren Ursprung in der Kindheit bzw. Jugend haben, sie kann aber auch zur Persönlichkeitsentwicklung hilfreich sein.
Was versteht man unter einem Schema?
Im Laufe seiner Entwicklung bildet jeder Mensch sogenannte Schemata oder Konzepte von der Welt, von anderen bzw. von sich selbst aus, die die Basis dafür bilden, wie man dann im Erwachsenenleben mit unterschiedlichen Situation umgeht. Diese frühen Traumatisierungen werden im Körper abgespeichert (Embodiment) und beeinflussen dann unerkannt das Handeln, Fühlen und Denken. Demnach kann man ein Schema als ein Muster aus zusammengehörigen Emotionen, Gedanken, Kognitionen und Erinnerungen definieren.
Als ein Schema würde man beispielsweise ein Gefühl (Kognition) von Minderwertigkeit bezeichnen oder auch die Überzeugung, dass man nicht liebenswert sei bzw. sehr viel dafür leisten muss. Ein Schema ist sehr tief in uns verankert und es zeigt uns, welche kindlichen Grundbedürfnisse erfüllt oder frustriert worden sind. Wurden beispielsweise Grundbedürfnisse wie das Bedürfnis nach einer sicheren Bindung, Geborgenheit und Liebe erfüllt, so entsteht ein gesundes Schema und das Kind ist auch imstande, ein positives Bild von sich selbst bzw. von der Welt zu entwickeln. Werden Grundbedürfnisse allerdings über einen längeren Zeitraum nicht beachtet oder verletzt, dann kann kein gesundes Schema entstehen.
Maladaptive Bewältigungsstrategien
Ist ein Schema aktiv, so erlebt man meistens einen sehr unangenehmen emotionalen Zustand, der auch als Modus bezeichnet wird. Unter einem Modus versteht man ein Verhaltenssteuerungsprogramm, wobei man vier unterschiedliche Gruppen unterscheiden kann:
- Gesunde Modi
- Bewältigungsmodi
- Eltern-Modi
- Kindliche Modi
Damit man mit diesen unangenehmen Emotionen umgehen bzw. diese bewältigen kann, gibt es drei verschiedene Möglichkeiten:
- Überkompensation – Kampf (Verhalten, das dem Schema entgegengesetzt ist)
- Schemavermeidendes Verhalten durch Flucht
- Schemabestätigendes Verhalten durch Unterwerfung und Erstarren
Ziele der Schematherapie
Zu Beginn geht es in der Schematherapie vor allem darum, sich seiner eigenen Schemata bewusst zu werden, damit man aus diesen Mustern aussteigen kann. Der Therapeut versorgt dabei die frustrierten Bedürfnisse, damit diese nun erfüllt werden können und der Klient eine andere Bewältigungsstrategie aufbauen kann. Gleichzeitig sollen auch dysfunktionale Elternmodi reduziert und bekämpft werden, sodass es dem Klienten schließlich möglich ist, seine Aufgabe als gesunder erwachsener Mensch selbst zu übernehmen.
In einer Schematherapie lernen die Betroffenen also ihre Grundbedürfnisse kennen und erfahren eine Stärkung ihrer frustrierten Schemata. Außerdem können sie so Verständnis und Achtsamkeit für ihre Schemata entwickeln und lernen zu verstehen, dass ihre Schwierigkeiten auf unerfüllte Kernbedürfnisse und nicht auf ihr eigenes Versagen zurückzuführen sind.
Welche Techniken kommen in der Schematherapie zum Einsatz?
Eine sichere therapeutische Beziehung spielt in der Schematherapie eine wesentliche Rolle. Der Therapeutübernimmt dabei die Aufgabe, Grundbedürfnisse, die in der Kindheit verletzt wurden, zu erfüllen, er ist authentisch, unterstützend und warmherzig. Dadurch wird es dem Klienten möglich, Dinge zu lernen, die er als Kind nicht lernen konnte. In den Sitzungen kommen dabei verschiedene Techniken zum Einsatz:
- Emotionsorientierte Techniken (z.B. Stuhldialoge, Tiefenentspannung, Vorstellungsübungen): Dadurch lernt der Klient, seine Grundbedürfnisse und Gefühle wahrzunehmen
- Kognitive Techniken: Diese Techniken kommen zum Einsatz, um Modi und Schemata zu hinterfragen. Zum Beispiel können so die Vor- und Nachteile von bestimmten Handlungsmustern und Gedankengängen hinterfragt werden.
- Verhaltensbezogene Techniken (z. B. Rollenspiele oder Verhaltensexperimente): Sie helfen dabei, neue Verhaltensweisen auszuprobieren.
Mit Hilfe dieser Techniken werden ungünstige Schemata verändert und das Erlernte kann immer mehr in den Alltag integriert werden. Darüber hinaus erlernt der Klient, wie er auch eventuelle Rückfälle in sein altes Verhaltensmuster vermeiden kann.
Klinische Wirksamkeit der Schematherapie
Eine mittlerweile große Anzahl an veröffentlichten Studien zeigt, dass die Schematherapie äußerst wirksam bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen, bei Depressionen, bei Cluster-C-Persönlichkeitsstörungen, im forensischen Setting, aber auch zur Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit ist. Demnach zeigt sie sich also als eine deutliche und vielversprechende Erweiterung von bisherigen Therapiemöglichkeiten.
Quellen & Veröffentlichte Studien zur Schematherapie
Bamelis, L. L. et al. (2014). Results of a multicenter randomized controlled trial of the clinical effectiveness of schema therapy for personality disorders. American Journals of Psychiatry, März 2014, Band 171(3), S. 305-322, doi: 10.1176/appi.ajp.2013.12040518.
Nadort, M.; Arntz, A.; Smit, J.; Giesen-Bloo, J.; Eikelenbooma, M.; Spinhoven,P.; van Asselt, T.; Wensing, M.; van Dyck, R.; Implementation of out patient schema therapy for borderline personality Disorder with versus without crisis support by the therapist outside office hours: A randomized trial Behaviour Research and Therapy xxx (2009) 1–13
Jacob G, Arntz A (2013) Schema therapy for personality disorders – a review. Int J Cognit Ther 6(2):171–185