[Anleitung] Krimi-Dinner erfinden in 8 Phasen

Krimi-Dinner sind eine tolle Spielform für besondere Anlässe. Ich habe einmal ausprobiert, ein Krimi-Dinner selbst zu konzipieren und die Inhalte zu schreiben, und halte hier die wichtigsten Methoden und Orientierungshilfen fest. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, ein Krimi-Dinner-Spiel selbst zu erfinden, es war aber auch viel mehr Arbeit als ich vorhergesehen hatte.

Ich hoffe, auch in dieser groben, verkürzten Form ist diese Anleitung hilfreich, wenn du selbst ein Krimi-Dinner entwickeln möchtest. Viel Spaß!

Zutaten, um ein Krimi-Dinner zu erfinden

  • Thema für das Spiel
  • Tat (Mord, Diebstahl, Entführung …) mit logischem Verlauf, welche von einer oder mehreren der Rollen begangen wird, auf die die unterschiedlichen Akteure Hinweise haben und die am Ende des Spiels aufgelöst wird
  • Rollen für eine begrenzte Anzahl Personen, die zum Thema passen (typischer Weise 5-9). Alle Mitspieler = Kreis der Verdächtigen
  • Spielanleitung mit öffentlichen Informationen für alle (Karte, Raumaufteilung, offizielle Ermittlungs-Angaben zur Hergang)
  • Rollenbeschreibungen mit Informationen zum Tathergang, welche in mehreren Stufen herausgegeben werden
  • Runden, in denen nach und nach Informationen eingebracht werden mit folgenden Runden-Formen:
    • Hinweise & Informationen
    • Diskussion
    • Fragen & Antworten
    • Gerüchte mit konkreten Motiven für die Tat
    • Anklage (jeder beantwortet: Wen klagst du an? Motiv: Warum musste X sterben? Wird sonst noch jemand angeklagt?)
    • Auflösung (Spielleiter liest Auflösung vor)
  • Ablauf einer Runde, hier beispielhaft für die erste Runde:
    1. Informationen lesen: alle Mitspielern lesen bis zur ersten Schwelle ihre Rollenbeschreibung
    2. Spieler stellen sich in ihrer Rolle vor
    3. Freier Teil mit Fragen, Antworten, evtl. Andeutungen, später Gerüchten und Beschuldigungen.
      Diese Phase ist abgeschlossen, wenn keine Fragen oder „Hinweise“ mehr mitgeteilt werden.
  • Regeln des Krimi-Dinners, insbesondere dass außer dem Mörder keiner lügen darf
  • Vorbereitung & Spielmaterialien eines Krimi-Dinners:
    • Offizielle Rollenbeschreibungen, nach denen die Rollen verteilt werden —> Rollen werden verteilt z.B. durch a) passende Persönlichkeiten aus Sicht der Spielleitung, b) entgegen passender Charaktereigenschaften, c) durch auslosen
    • Einladungen an die Gäste, evtl. bereits mit Rollenzuteilung, sodass sich Spieler darauf vorbereiten können und zum Beispiel auch Kostüme mitbringen
    • Allgemeines Briefing, eventuell zweigeteilt in a) eine atmosphärische Einleitung zu Ort und Zeit und b) das Fallbriefing
    • individuelle Rollenbriefings, die nur der Spieler der Rolle liest
    • Zurückgehaltene Hinweise, die mit fortlaufenden Runden des Spiels als Hilfestellung eingebaut werden
  • Test-Personen und Feedback-Geber, um das Spiel im Vorfeld zu simulieren oder ganz durchzuspielen, um die Spielmechanik zu testen und daraufhin Optimierungen vornehmen zu können

 

Anleitung: Krimi-Dinner erfinden in 8 Arbeitsphasen

  1. Fall auswählen: Finde einen kriminellen Vorfall und ein dazu passendes Setting (für Kinder eher Diebstahl, oder verloren gegangener Gegenstand)
  2. Charaktere skizzieren: schaffe eine Gruppe von interessanten Charakteren. Sie dürften anfangs gerne ein paar Clichés erfüllen, das macht es leichter, in die Rollen zu schlüpfen und den Plot zu entwickeln. Am Ende können die übertriebenen Clichés dann bei Bedarf wieder zurückgenommen werden, wenn es zu plump zu werden droht.
  3. Logischen Tathergang entwickeln: Schreibe den Tathergang vollständig auf: Wer hat wie zur Tat beigetragen?
  4. Motive, Hinweise und falsche Fährten: entwickle für jeden Charakter ein Motiv und Hinweise für jedes Motiv, ggf. in Form von falschen Fährten, die der Täter oder andere Charaktere absichtlich oder unabsichtlich legen
  5. Vollständige Rollenbeschreibungen formulieren: Schreibe für jeden Charakter ein Briefing über seine Persönlichkeit und Rolle in der Gruppe, seine Beziehungen zu anderen Charakteren, den zeitlichen Ablauf der Geschehnisse für ihn, ein Motiv und (evtl. unfreiwilligen) Beitrag für die Tat, was er gesehen oder gehört hat über andere Personen an dem Abend, seinen (eventuell unfreilligen) Beitrag zu falschen Fährten.
  6. Materialien entwickeln:
    1. Zerteile die Rollenbeschreibungen in 2-4 Stufen, sodass das Krimi-Dinner sich entlang mehrerer Essensgänge entfalten kann und einen Spannungsbogen bekommt, dann bringe die Stufen der Rollenbeschreibungen in eine äußere Form, die nach und nach geöffnet werden kann
    2. Schreibe den Auflösungstext für das Ende des Krimi Dinners,
    3. Schreibe einen Einführungstext, der eine passende Atmosphäre kreiert und die Charaktere kurz vorstellt,
    4. Schreibe eine für Neulinge hilfreiche Anleitung mit Regeln, Hinweisen zu Schauspiel und Mitteilung der Informationen
    5. Ergänze ggf. weiter Materialien für weitere Spielmechanik oder Rollen, zum Beispiel mit Hinweis- oder Gerüchte-Kärtchen
  7. Testen und überarbeiten: dies braucht einige Schleifen, bis sich ein klares, verständliches, gut durchstrukturiertes, logisches und unterhaltsames Werk eingestellt hat. Insbesondere schwierig ist es, vorherzusehen, wie die Informationen auf die Rollen und Runden verteilt werden, sodass sich von Anfang eine Spannung einstellt mit Verdächtigungen, aber diese erst nach und nach die Tat logisch auflöst, durch Entdecken von Informationen und Kombination von Zusammenhängen.
  8. Veröffentlichen: Lass das schauerliche Rätseln beginnen 🙂

 

Persönliche Erfahrung:

Ich habe für die Geburtstagsfeier meiner Tochter ein Krimi-Dinner entwickelt und habe ca. 1 Arbeitswoche gebraucht, um eine vollstände, spielbare Version zu erschaffen, mit noch einiger Unterstützung durch Freunde. Wir haben das noch unfertige Krimidinner-Spiel dann kurz vorher mehrere Stunden lang simuliert. Dabei kamen noch einige Unstimmigkeiten heraus (manche Personen hatten zu viele Informationen und damit viel mehr Macht als die anderen, manche Rollen waren langweilig und hatten kaum etwas beizutragen, der genaue Tathergang konnte nur schwer rekonstruiert werden, es fehlten Fährten).

Bis zum letzten Tag habe ich Änderungen und Feinjustierungen vorgenommen und Details illustriert. Es wurde dann gottseidank ein voller Erfolg: die Gäste hatten 2 Tage vorher die Rollenkarten bekommen, sich Verkleidung mitgebracht und hatten sehr viel Spaß, den
„Mord auf Klassenfahrt“ an der nervigen Klassenlehrerin und die geheimen Teenie-Liebschaften aufzudecken.

Ich musste als Spielleiter zum Ende hin ein bisschen improvisieren, wieviele „aktuelle Ermittlungsergebnisse vom Labor“ ich noch dazugebe, sodass sie auf die Auflösung kommen, aber das störte kaum. Der größte Spaß waren die Anschuldigen und das Verstecken bzw. Aufdecken der geheimen Hintergründe und Beziehungen zwischen den Charakteren.

Wenn ich das nächste mal ein Krimi-Dinner selber schreibe, dann werde ich lieber mindestens 1 Monat Vorlauf einplanen und 2 Wochen Arbeitszeit, um in Ruhe zu tüfteln und mehrere Test-Schleifen zu drehen.

 

Methoden-Arbeitsblätter zur Entwicklung eines Krimi-Dinners

Bei der Entwicklung eines Krimi-Dinners fand ich es hilfreich, eine Struktur festzulegen für die unterschiedlichen Runden und die Informationen, die die Mitspieler in jeder Runde erhalten. Hier meine Arbeitsvorlagen, die ich entwickelt habe:

Arbeitsblätter für die Erfindung eines Krimi-Dinners

  • Tathergang beschreiben
  • Charakere: Tatmotiv, Alibi, Hinweise & Fährten
  • Rollenbeschreibung für die einzelnen Mitspieler
    • Runde 1: Rollenbeschreibung zur Vorstellung
    • Runde 2: Ausführliche Historie im Tat-Zeitraum
    • Runde 3: Weitere belastende Informationen über andere Personen
  • Qualitäts-Checkliste fürs Krimi-Dinner
  • Offizielle Einführung in das Geschehen
  • Informationen zur Vorbereitung auf das Spiel (Vorfreude ist die schönste Freude)
  • Lageplan

Dazu gleichbleibendes Material:

  • Informationen zur Vorbereitung
  • Spielregeln
  • Spielablauf

 

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