Grundannahmen Psychologie

Die Psychologie liegt zwischen den Naturwissenschaften und den Geisteswissenschaften.

Als empirische Wissenschaft lässt die Psychologie Axiome kaum zu, außer dass die Beobachtungen zufällige Ergebnisse sind und alle Hypothesen und Gesetzmäßigkeiten als statistische Signifikanzen aus den Beobachtungen bestätigt oder falsifiziert werden müssen. Wenn die Psychologie Naturwissenschaft sein soll, dann fußen die Zusammenhänge auf den darunterliegenden biologischen, chemischen und physikalischen Gesetzen. Aus diesen können wir zum Beispiel folgende psychologische Grundannahmen herleiten:

Grundannahmen Psychologie

  1. Der Mensch ist ein Säugetier, bestimmt durch biologische Naturgesetze und hat sich in Ko-Evolution mit seinem ökologischen Umfeld zu der heutigen Form entwickelt.
  2. Die Psyche ist eine komplexe emergente Funktion des Nervensystems mit den typischen Eigenschaften komplexer Systeme: die menschliche Psyche verändert sich dynamisch, hat verschiedene Meta- und Funktionsebenen und kann viele unterschiedliche Zustände einnehmen.
  3. Das Nervensystem nimmt Reize aus der Umwelt auf, verarbeitet sie und entwickelt Reaktionen darauf.
  4. Die Grundbausteine der Psyche sind psychologische Ressourcen in Interaktion mit äußeren materiellen und sozialen Ressourcen.
  5. Die Dynamik der Psyche lässt sich beschreiben als sich selbst optimierender Prozess der Reizverarbeitung und durch die Integration von Spannungen, welche durch Interaktion mit der sozialen oder physischen Umwelt sowie in Interaktion mit sich selbst entstehen können. Erleidet ein Kind traumatisierende Erlebnisse, dann passt sich der Organismus daran an, um diese Spannungen in Zukunft weniger erleiden zu müssen, insbesondere durch Lernen und Abwehrmechanismen.
  6. Lernen geschieht, indem das Nervensystem bestrebt ist, Reize möglichst effizient zu verarbeiten und sich in Homöostase zu stabilisieren und dafür, wenn möglich, die nötigen Ressourcen aufzubauen.
  7. Menschen kommunizieren, indem sie über alle Sinneskanäle Informationen austauschen und so in Wechselwirkung und Kopplungen miteinander treten.

Hierbei wären nun die zentralen Begriffe Mensch, Gehirn, Psyche, Nervensystem etc. naturwissenschaftlich noch genauer zu definieren, ich setze sie aber mal als Gegenstand der Allgemeinbildung voraus.

Ob die formulierten Prinzipien DIE Grundannahmen der Psychologie sind, ist insofern offen, dass verschiedene Teilgebiete der Psychologie auf verschiedenen Ideen basieren. Ich benutze diese Grundannahmen, um Lernen, Persönlichkeitsentwicklung und Coaching zu verstehen und den Teilnehmenden meiner Seminare und Ausbildungen zu vermitteln.

Anwendungsgebiete der »Grundannahmen Psychologie«

Nutzen von psychologischen Grundannahmen:

  • Reduktion des komplexen Wissensgebiets auf möglichst wenige Pfeiler.
  • Herleitung von Thesen und Zusammenhängen.
  • Erklärung von Phänomenen.

Test der o.g. psychologischen Grundannahmen an einem Beispiel:

Ein alltägliches Beispiel wie ein Ehekonflikt lässt sich mit Hilfe der psychologischen Grundannahmen beschreiben durch

  • Kommunikation (Grundannahme 7: Menschen kommunizieren)
  • Versuch einer individuellen Homöostase mit bleibendem Konflikt mit dem ko-dependenten Ehepartner (Grundannahme 6: Das Nervensystem versucht einen Gleichgewichtszustand herzustellen)
  • Reizverarbeitung und Spannungs-Integration (Grundannahme 3: Das Nervensystem nimmt Reize auf)

Möglicherweise lässt sich der Konflikt leichter lösen, wenn eine Intervention geschieht, die zunächst diese allgemeinen Wirkprinzipien der menschlichen Psyche aufdeckt. Das hilft, die Konfliktparteien zu entlasten und unterstützt den Aufbau von gegenseitigem Verständnis.

Zusätzliche Informationen zu den Grundannahmen

Eigenschaften komplexer Systeme

komplexe-menschliche-soziale-systeme-design-thinking

Menschliche Ressourcen

Utilisation - Übersicht Menschliche Ressourcen - Coaching - Psychologie - Coaching - Beratung - Psychologie - Unternehmen

 

Schema der Reizverarbeitung

mensch-entropie-psychologie-kreativität-energie

Aus den dargelegten psychologischen Grundannahmen lässt sich ein systemisches Weltbild begründen, um das menschliche Verhalten im sozialen und naturwissenschaftlichen Kontext zu verstehen und zu beeinflussen.


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