Was ist Kreativität?
Kreativität ist die Fähigkeit, Neues zur Welt zu bringen. Das bedeutet, alte Dinge so zu rekombinieren, dass etwas noch nie Dagewesenes entsteht. Der Kreative ist derjenige, der aus Möglichkeiten Wirklichkeiten macht. Er ist also Schöpfer oder Erschaffer. Dieser Prozess des Schöpfens kann sich auf alle möglichen Bereiche beziehen: von der Lösung komplexer Problemlagen, über den Künstler, Schriftsteller und Musiker bis hin zur Improvisation einer leckeren Mahlzeit aus übriggebliebenen Zutaten.
Wenn Kreativität im Verhältnis zur seelischen bzw. psychischen Wirklichkeit betrachtet wird, geht es ganz viel um Selbstausdruck. Und das bedeutet wiederum, dem Unerhörten und Ungesehenem Ausdruck zu verleihen. Es geht darum, das, was bislang im tiefen Dunkel schlummerte, an das Licht zu bringen und so etwas zu erschaffen, in dem ich mich selbst wiedererkenne. Durch diesen kreativen Prozess ist es möglich, Aspekte und Seiten an mir, die bislang unbewusste Realität waren, in das Bewusstsein zu holen.
Was ist ein Trauma?
Ein Trauma ist eine seelische Verletzung, die je nach Intensität, Zeitpunkt in der psychischen Entwicklung und nach Persönlichkeit unterschiedliche Auswirkungen haben kann. Im Extremfall hat sie schwere und nachhaltige psychische Krankheiten zur Folge wie PTBS (Posttraumatisches Belastungsstörung) oder Persönlichkeitsstörungen. Aber auch in weniger extremen Fällen können Traumata das Leben langfristig negativ beeinflussen.
Ein Trauma wird – neurobiologisch nachgewiesen – in unbewussten Regionen abgespeichert und gehört damit zum nichtdeklarativen, emotionalen Gedächtnis. Dort ist es verankert und wirksam, auch und gerade weil es sich der bewussten, rational-kognitiven Verbalisierung entzieht. Aus Sicht der Neurobiologie wird das bewusste Leben maßgeblich durch die Großhirnrinde und den präfrontalen Kortex bestimmt. Ein Trauma wird allerdings in tieferliegenden und evolutionär älteren Hirnregionen (Amygdala, mesolimbisches System) „abgespeichert“.
Daher ist der therapeutische Zugang zu einem Trauma nicht über ein rationales Gespräch zu erreichen, sondern die Großhirnrinde muss quasi „umgangen“ werden und das tieferliegende emotionale Gedächtnis direkt angesprochen werden. Dafür gibt es verschiedene Mittel und Wege: das assoziative Fabulieren in der Psychoanalyse, Traumarbeit, EMDR, körperorientierte Therapieverfahren wie Somatic Experiencing oder Bioenergetik, Hypnotherapie und vieles mehr…
Kunsttherapie
Einer der wichtigsten Grundlagen für all diese Ansätze ist die intrinsische Kreativität des Patienten. Da jeder Traumatisierte individuelle Problemlagen hat, können sich diese bloß durch individuelle Ansätze lösen. Der Therapeut ist nur der Begleiter durch diesen Prozess, der eine positive Bindung eingeht, einen sicheren Raum schafft und erhält. Einer der Ansätze der die Kreativität explizit zur Therapie nutzt ist eben die Kunsttherapie.
„Jeder Mensch ist ein Künstler“ – Joseph Beuys
Vorteile Kunsttherapie
In der Kunsttherapie geht es um die Gestaltung von Werken, vornehmlich im bildnerischen Bereich (Malerei, Zeichnungen, Fotografie und Bildhauerei). Die kunsttherapeutische Arbeit hat mehrere Vorteile:
- Kunst spricht das bildhafte Denken an
- der kreative Prozess ist aber auch eine motorische Aktivität
- positives Flowerlebnis / malerische Trance ist sehr wahrscheinlich
- die leere Fläche gibt sicheren Freiraum
- die Selbstwirksamkeit wird gestärkt, der Klient ist stolz auf sein Werk
- triadische Kommunikationsstruktur wird ermöglicht (zwischen Klient, Therapeut und Werk)
- emotionale Spannungen werden freigesetzt und bewusst gemacht