eBeBdeIkigai kommt aus dem Japanischen und bedeutet soviel wie “Lebenssinn” oder frei übersetzt “das, wofür es sich zu leben lohnt”. In diesem Artikel findest du eine konkrete Anleitung ↓, um dein IKIGAI zu definieren, als auch eine Erklärung.
Es lohnt sich, sein Ikigai zu definieren: es gibt dir einen Kompass für deine persönliche und berufliche Entwicklung. Ikigai erfordert allerdings auch die Bereitschaft, sich selbst zu reflektieren, um herauszufinden, welcher Lebensstil und welche Tätigkeiten tatsächlich zu Glück und persönlichem Erfolg führen.
Ikigai erklärt
Der große Vorteil von Ikigai besteht darin, dass es so anschaulich und naheliegend ist, dass man sich fragt, warum man selber noch nicht darauf gekommen ist. Es geht nahezu perfekt auf. Ikigai besteht aus vier Kreisen, die 2×4 Überschneidungen mit 2 bzw. 3 Feldern aufweisen, sowie einem Feld, wo sich alle Kreise überschneiden, das Ikigai.
Die vier Kreise
- Was Du liebst: Was tust du gerne? In welchen Tätigkeiten gehst du voll auf oder bist von ihnen begeistert? Was interessiert dich so brennend, dass du dein Wissen und deine Fähigkeiten darin unbedingt vertiefen möchtest? Bei welchen Aktivitäten fühlst du dich ganz im Hier und Jetzt und verbunden mit der Welt? Wann empfindest du Freude im Leben?
- Worin Du gut bist: Was kannst du? In welchen Bereichen weißt du mehr als der Durchschnitt? Wann hast du das Gefühl Durchblick und Können zu besitzen? Welche Dinge gibt es, die du anderen beibringen könntest? Und welche Ressourcen und Metafähigkeiten hast du, um dich weiterzuentwickeln?
- Was die Welt braucht: Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Dinge, die in deiner Umgebung fehlen oder von dem es zu wenig gibt? Vor welchen Problemen steht die Gesellschaft? Was würdest du dir für deine Mitmenschen wünschen?
- Wofür Du bezahlt werden kannst: Wovon lebst du im Augenblick? Welche deiner Fähigkeiten oder welche Aspekte davon erkennt die Gesellschaft (finanziell) an? Wo gibt es Potenzial, dass Menschen ein Interesse für deine Tätigkeiten entwickeln könnten? Wofür wären sie bereit, Geld auszugeben?
Die ersten vier Überschneidungen
Wenn sich zwei der Kreise überschneiden entstehen Passion, Mission, Profession und Berufung. Wenn du dich in deinen Aktivitäten in einem dieser Bereiche wieder findest, ergeben sich daraus mögliche Entwicklungsaufgaben, die in der gegenüberliegenden Überschneidung angesiedelt sind.
Tätigkeitsart | Mögliche Entwicklungsaufgabe |
Wenn du liebst, was du tust und gut darin bist, hast du eine Leidenschaft (Passion): Das ist die “privateste” Variante. Diese Tätigkeit hat keinen oder kaum einen Bezug zu deiner Umwelt und zum finanziellen Erwerb. Du lebst deine Leidenschaft einfach so, aus reiner Freude und das ist großartig! | Folge deiner Berufung – Was kannst du der Welt mit deiner Leidenschaft zeigen, sagen oder geben? Gibt es eine Möglichkeit, deine Leidenschaft zu einer Einnahmequelle zu machen? |
Wenn du liebst, was du tust, und die Welt es braucht, hast du eine Aufgabe (Mission): Du siehst etwas, was die Welt dringend braucht und möchtest es ihr zu geben. Du bist dabei begeistert und machst dich im besten Sinne nützlich. Du bist in der Lage, andere Menschen mit dein Begeisterung anzustecken und zu animieren! | Werde Profi – Wie kannst du deine Fähigkeiten so erweitern, dass du deine Aufgabe gut bewerkstelligst? Wie kannst du dich so an Geldquellen anschließen, dass du nachhaltig und ohne unnötige Geldsorgen schaffen kannst? |
Wenn du etwas tust, wofür du bezahlt wirst, und du es gut kannst hast du einen Beruf (Profession): Du bist im wahrsten Sinne des Wortes ein Profi. Für deine Tätigkeiten erhältst du dank deiner Expertise Anerkennung und ein ausreichendes Einkommen. Wenn du etwas in deinem Feld anpackst, gelingt es! | Entdecke deine Mission – Welche Aspekte gefallen dir an deinem Beruf und wobei empfindest du Freude? Kannst du diese Aspekte noch ausbauen? Was kannst du mit deinem Beruf der Welt zurückgeben? |
Wenn du etwas tust, was die Welt braucht und wofür du bezahlt wirst hast du eine Berufung (Vokation): Die Gesellschaft braucht dich und du folgst ihrem Ruf. Du hast ein gutes Auskommen und siehst den Sinn in dem was du tust. Durch deine Tätigkeit wird die Gesellschaft am Laufen gehalten. Du trägst deine Mitmenschen! | Entwickle Leidenschaft – Kannst du noch mehr von dir selbst einbringen? Welche Tätigkeiten machst du gern und gut? Wie kannst du Liebe in deine Berufung bringen? |
Die zweiten vier Überschneidungen
In der Abbildung sind sie mit A, B, C und D markiert. In diesen überschneiden sich drei Felder, und das bedeutet, dass hier einer von den vier Aspekten vernachlässigt wird.
- A: Es fehlt Geld
Das ist wahrscheinlich der günstigste Fall, relativ betrachtet. Sinn, Kompetenzen und Leidenschaft sind schon da. Nur an finanzieller Anerkennung mangelt es noch. Schließlich muss man von etwas leben. Wer könnte also bereit sein, Geld zu geben? Wie findet man diese Menschen? Was muss sich im Bewusstsein der Menschen verändern, damit sie den Wert dieser Tätigkeit erkennen?
- B: Es fehlt Sinn
Zwar gibt es Kompetenzen, Geld und Leidenschaft, aber es drängt sich immer wieder das Gefühl auf, dass die Tätigkeit keinen oder kaum Nutzen für die Umwelt und die Mitmenschen hat. Kann die Tätigkeit prinzipiell sinnvoll sein? Wenn ja: unter welchen Umständen? Wenn nein: wäre es nicht vielleicht besser, andere Optionen zu eruieren und sich mittelfristig dahingehend zu verändern?
- C: Es fehlt Kompetenz
Wenn Geld, Sinn und Freude vorhanden sind, ist es nur logisch, diese Tätigkeit auch gut ausüben zu wollen. Daher kann es frustrierend sein, wenn bestimmte Fähigkeiten fehlen, um seine Ziele zu erreichen. Vielleicht ist es Zeit, sich einer neuen Herausforderung zu stellen? Sich weiter zu bilden? Mehr Wissen und Können zu erlangen? Gebraucht werden im 21. Jahrhundert Kompetenzen, die früher vielleicht noch gar keine Rolle gespielt haben, wie Kreativität, kritisches Denken und effektive Kommunikation.
- D: Es fehlt Freude
Dies ist womöglich der schlimmste Fall in Relation zu den anderen. Alle rationalen Gründe sprechen für die Tätigkeit: du bist kompetent, du gibst der Gesellschaft etwas, und du bekommst Geld dafür, aber dennoch empfindest du eine innere Leere. Deine Tätigkeit bereitet dir keine Freude und dennoch übst du sie aus. Du verrätst dich damit letztlich selbst. Welche Aspekte an deiner Tätigkeit magst du? Kannst du deinen Schwerpunkt mehr auf diese verlagern? Was machst du wirklich gerne, unabhängig von rationalen Gründen? Höre auf dein Herz!
Arbeitsblatt / Template IKIGAI als Methode für den persönlichen Purpose
Dieses Arbeitsblatt findest du auch als interaktive Version im Online-Kurs »Creative Self«, zur kreativen Persönlichkeitsentwicklung:
>> im Online-Kurs dein IKIGAI entwickeln Schritt-für-Schritt
Anleitung: Finde deine Berufung mit IKIGAI
Einfach drauflos schreiben, nicht lange nachdenken, höre auf dein Bauch und Herz!
Phase 1: Fülle die vier Quadranten aus.
Sammle alle relevanten Punkte.
Schreibe sie auf.
- Was liebe ich zu tun? Was tue ich so gerne, dass mir die Bezahlung egal wäre? Was kann zu meiner Leidenschaft werden?
- Was kann ich gut? Was kann ich noch richtig gut lernen? Worin könnte ich am besten in der Welt sein?
- Was braucht die Welt? Was fehlt in der Welt? Was brauchen die Menschen um mich herum? Was brauchen die zukünftigen Generationen?
- Wofür kann ich bezahlt werden? Womit konnte ich in der Vergangenheit Geld verdienen? Welche Möglichkeit, Geld zu verdienen, kann ich noch ausprobieren?
Phase 2: Finde die Schnittmengen
- FLOW: In welchen Tätigkeiten bist du gut und hast gleichzeitig Freude und Begeisterung? Überschneidung aus 1. und 2.
- Berufung: Was will die Welt von mir, wofür ich Anerkennung und Geld bekomme?
- IKIGAI: Was kann meine persönliche Mission und Bestimmung sein? Definiere die Überschneidung aus FLOW und Bestimmung in einem knackigen Satz!
Für Scanner-Persönlichkeiten: Es gibt Menschen, die sehr viele Kompetenzen und Leidenschaften haben. Wenn die Liste zu lang wird, reduziere sie zunächst, indem du alles weg streichst bis auf die 3 allerwichtigsten Tätigkeiten.
Bedeutung Ikigai für Unternehmen und Organisationen
Auch Organisationen können im Rahmen von Ikigai analysiert werden. Beispielsweise könnte man so vorgehen, dass man in einem Meeting oder einer Beratungssituation einen Stuhl für die gesamte Organisation freilässt. Bei schwierigen Themen oder größeren Situationen kann sich ein Mitarbeitender auf den Stuhl setzen, in Resonanz gehen und kurz für die gesamte Organisation sprechen. Dann werden Ressourcen und offene Themen in der Organisationen schnell ersichtlich.
Auch interne Evaluationen lassen sich mit Ikigai designen. Auf diesem Weg findet man etwas über die innere Motivation der Mitarbeiter heraus, und wie sich die Organisation weiter entwickeln kann. Wenn die Mitarbeiter dann glücklicher werden, hebt sich die Stimmung im Unternehmen und die Arbeit wird produktiver. Eine Win-Win-Situation!
Ein bekanntes Konzept, dass sich direkt auf Organisationen bezieht und dem von Ikigai relativ ähnlich ist, ist das Hedgehog-Prinzip. Wir benutzen außerdem oft eine selbst angepasste Methode, den Team-Purpose.
Ikigai als Sinn des Lebens?
In Phasen des Umbruchs ist es normal, nach einem Sinn zu fragen – der Sinn meiner Arbeit, der Sinn meines Unternehmens, der Sinn des Lebens, der Sinn des Menschen? Aus naturwissenschaftlicher Perspektive ist es nicht leicht, Dingen einen Sinn zuzuordnen und zu sagen, ob es einen höheren Sinn für einen Menschen gibt.
Allerdings ist es nützlich, die Perspektiven zu wechseln und zu erweitern. Wenn wir unser Dasein und Leben aus der systemischen Vogelperspektive betrachten, uns selbst als Teil der Menschheit und des Ökosystem Erde zu sehen – dann ergibt sich natürlicher Weise eine Funktion für das Individuum in diesem größeren System. Vielleicht können wir dafür sorgen, dass die Menschen glücklicher und gesünder leben, die Natur schützen, das Klimasystem stabilisieren – oder einfach Freude und Entspannung verbreiten…
Die Frage nach dem Sinn des eigenen Daseins ist auf jeden Fall eine Einladung zu lernen und psychologisch zu wachsen.
>> Mehr zu psychologischer Entwicklung
Ikigai als gesunde Lebenspraxis
Je nach Übersetzung wird Ikigai als die Kompass-Methode (wie oben beschrieben) benutzt für die eigene Berufung – oder eher als Rezepte-Sammlung für ein gesundes, glückliches Leben. Dann werden gerne für die Lebenshaltung Ikigai 10 Regeln gesammelt, in verschiedenen Konstellationen. Zum Beispiel die folgenden 10 Regeln:
Ikigai in 10 Regeln für die gesunde Lebensführung
Hier sind 10 Regeln des Ikigai:
- Bleib aktiv und bewege dich regelmäßig. Körperliche Bewegung und Aktivität sind wichtige Aspekte eines erfüllten Lebens.
- Iss gesund und ausgewogen. Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um einen gesunden Körper und Geist zu erhalten.
- Tue, was du liebst: Entdecke deine Leidenschaften und verfolge sie aktiv. Eine besonders gute Inspiration dafür ist Steve Jobs‘ berühmte Rede vor den Stanford-Absolventen:
- Verbringe Zeit mit geliebten Menschen: laut der Harvard Grant Study ein Rezept für Glück, Gesundheit und Erfolg … mehr zu Beziehungen
- Tu etwas, das dich herausfordert. Herausforderungen und Hindernisse können helfen, persönliches Wachstum zu fördern. Dies entspricht den Ideen des Flow-Modells.
- Hilf anderen: Das Helfen und Unterstützen anderer kann ein Gefühl der Zufriedenheit und des Glücks vermitteln… zum Beispiel durch „random acts of kindness“, also spontane kleine Gesten der Unterstützung und Freundlichkeit.
- Bleib neugierig, lerne kontinuierlich und bleib geistig aktiv. Wissbegierde und die Suche nach Wissen können zu einem erfüllten Leben beitragen.
- Sei dir deiner Stärken und Schwächen bewusst: Nutze deine Stärken und arbeite daran, deine Schwächen zu überwinden.
- Finde Gleichgewicht, mit dir selbst, in der Natur, in deiner Lebensumgebung
- Finde einen Zweck oder eine Mission, die größer ist als du selbst. Eine höhere Bestimmung oder Mission kann helfen, ein Gefühl von Bedeutung und Erfüllung zu vermitteln. Dies kannst du in deinem Ikigai-Satz mit 10 Wörtern zusammenfassen.
Die Methode oben mit den vier Kreisen findet sich in den 10 Regeln wieder, zusammen mit allgemeinen Prinzipien für gesunde Lebensführung.
Quellen:
[1] Wikipedia-Beitrag über Ikigai zur Herkunft des Begriffs als “das, wofür es sich zu leben lohnt”
Vielen Dank für eure Arbeit und das Teilen eures Wissens! Sehr gut dargestellt und motivierend, Dinge anzugehen!
Vielen Dank für deine wertschätzende Rückmeldung, Anne!
Herzlichen Dank für eure Arbeit. Ich hatte das vollkommen vergessen was Ikigai bedeutet. Danke für die Erinnerung.
Ich möchte die ganzen Texte lesen und verstehen. Die sind so hilfreich und kompetent.
Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Es überfordert mich. 😥
Aber Danke, Danke, Danke.
Bin Ende 50 und grundsätzlich mit meinem Leben zufrieden. Trotzdem fand ich schöne Anregungen, vor allem auch Grund zu einer Dankbarkeit dem Leben gegenüber.
Danke
Kirsten
Ich bin auch einigen Jahren intensiv diesem Ansatz von Suzunaga aus 2014 gefolgt. Habe Retreats und Coachings mit diesem Modell bestritten. Heute sehe ich dieses Modell als eine Potenzial-Methode für Personen und Teams die sich strategisch entwickeln möchten. Mit dem japnischen Ansatz von Ikigai hat es jedoch nichts gemein. Ikigai ist weder ein Purpose-Ven-diagramm, noch für was du bezahlt wirst, auch stammt der Begriff nicht aus Okinawa da es ein japanisches Wort und nicht der nativen Sprache Okinawas dem Uchinanchu entstammt. Mich persönlich hat die Anwendung des Modells von Zuzanaga (ein spanischer Astrologe) zu Fehlannahmen und Fehlinterpretationen meines eigenen ikigai geführt. Wer sich für ikigai (ikigai-kan) interessiert sollte sich auf die Spuren von Mieko Kamiya begeben.