Lehrplan für Systemisches Coaching

Stellen wir uns vor, Coaching wäre ein Schulfach, in dem alle Kinder und Jugendlichen lernen, anderen Menschen in ihrer Entwicklung zu helfen. Wie würde der Lehrplan dafür aussehen? Wie könnte ein Kompetenzmodell aussehen für systemisches Coaching?

Bestandteile eines Lehrplans

Als Vorbild dient mir der Berliner Rahmenlehrplan für Mathematik.

  • Ziele des Unterrichts
  • Kompetenzmodell:
    • prozessbezogene Kometenzen
    • inhaltsbezogene Kompetenzen
  • konkrete inhaltliche Themen

Beispiel für ein Kompetenzmodell aus der Mathematik als Vorbild für Systemisches Coaching

Kompetenzmodell Mathematik
Kompetenzmodell für Mathematik aus dem Berliner Rahmenlehrplan Mathematik Klassenstufe 1-10, als Vorbild für einen Lehrplan zu systemischem Coaching

Dazu werden in der Schule 3 Anforderungsbereiche unterschieden:

  1. Anforderungsbereich I: Reproduzieren
    Dieser Anforderungsbereich umfasst die Wiedergabe und direkte Anwendung von grundlegenden Begriffen, Sätzen und Verfahren in einem abgegrenzten Gebiet und einem wiederholenden Zusammenhang.
  2. Anforderungsbereich II: Anwenden und Zusammenhänge herstellen
    Dieser Anforderungsbereich umfasst das Bearbeiten bekannter Sachverhalte, indem Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten verknüpft werden, die in der Auseinandersetzung mit Mathematik auf verschiedenen Gebieten erworben wurden.
  3. Anforderungsbereich III: individuelle Intervention und Meta-Reflexion
    Dieser Anforderungsbereich umfasst das Bearbeiten komplexer Gegebenheiten u. a. mit dem Ziel, zu eigenen Problemformulierungen, Lösungen, Begründungen, Folgerungen, Interpretationen oder Wertungen zu gelangen.

…mehr dazu unter Blooms Taxonomie

 

Modellierung Kompetenzmodell Systemisches Coaching

Was wären prozessbezogene Kompetenzbereiche für Systemisches Coaching?

Ich erstelle zunächst eine Liste von allem möglichen relevanten Fähigkeiten eines systemischen Coaches, prozessbezogen als auch inhaltlich:

prozessbezogene Kompetenzeninhaltliche Kompetenzen
  • Fragen stellen
  • zuhören
  • Gesprächsführung
  • Interventionen anwenden
  • Geschichten erzählen
  • Präsenz
  • Bedürfnisse aufdecken
  • Wünsche formulieren
  • persönliche Grenzen setzen und mitteilen
  • konsequent positive Unterstellung
  • Ziele setzen
  • Rückversicherung mit dem Gegenüber
  • Vereinbarungen treffen
  • Themen visualisieren
  • Gespräch strukturieren
  • ein unangenehmes Thema ansprechen und in aushaltbarer Intensität konfrontieren
  • umsetzbare Arbeitsaufträge formulieren als „Hausaufgaben“
  • Perspektiven anderer Personen aufdecken
  • Träume und Hoffnungen aufdecken und nutzen
  • Teufelskreise (selbsterfüllende Prophezeiungen) analysieren und Möglichkeiten zur Unterbrechung identifizieren
  • Entscheidungen herbeiführen durch Aufdecken des Lösungsspektrums
  • Reframing eines Problems als Chance
  • Klienten-Fälle mit Kollegen und Supervisoren besprechen
  • konkurrierende Bedürfnisse benennen
  • Widerstände erkennen
  • Akzeptanz ermöglichen
  • Verantwortungsübernahme anregen
  • Eisberg-Modell des Menschen mit Verhalten, Gedanken, Wünschen, Gefühlen und Bedürfnissen
  • Mensch als soziales Tier
  • Soziale Systeme und Gruppendynamiken
  • Komplexe Systeme
  • innere und äußere Anteile
  • psychologische und materielle Ressourcen
  • Teufelskreise durch selbsterfüllende Prophezeiungen
  • Aufmerksamkeit,
  • Millersche Zahl: 7 Chunks of Information
  • Smart-Ziele
  • 3 Kreativitäts-Netzwerke, Walt-Disney-Methode
  • Problemlösungstechniken im Problem- und Lösungsraum
  • Reiz-Reaktions-Schema
  • instinktive Stressreaktion: Flight-Fight-Freeze
  • 2-gliedriges Gehirn (Kahnemann’s 2 Systeme, Reiter & Elefant)
  • Trauma & Entwicklungspsychologie, Polyvagaltheorie
  • Spannungen
  • Widerstände und Abwehrmechanismen
  • unterschiedliche Lehrrichtungen und Schulen für Psychotherapie und Coaching:
    • Verhalten / Behaviorismus
    • kognitive Verhaltenstherapie
    • Psychoanalyse & Psychodynamik
  • Übertragung & Gegenübertragung
  • Entwicklungsherausforderungen nach Lebensphase (siehe Lebensstufen)

 

4 Prozessbezogene Kompetenzen

Ich würde die Kompetenzen wie folgt strukturieren zu 4 prozessbezogenen Leit-Kompetenzen fürs systemische Coaching strukturieren:

  1. Empathie: einem Menschen zuhören, mich einfühlen, Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen, Gedanken und Glaubenssätze und Einstellungen nachvollziehen,
  2. Zielorientierung: Ziele formulieren, Zielkriterien ausarbeiten, Hoffnungen und Sehnsüchte und Visionen und Träume hervorholen, Möglichkeiten zur Erreichung des Ziels sammeln
  3. Analysieren: konkurrierende Bedürfnisse und Wünsche herausarbeiten, Ängste und Widerstände identifizieren, Potenziale für Weiterentwicklung aufdecken, den möglichen Ursprung eines Widerstands (zum Beispiel aus Kindheit oder sozialem Umfeld) zuordnen, Teufelskreise aufdecken, Entwicklungs-Szenarien aufdecken
  4. Interventionen: aktives Zuhören, Fragetechniken anwenden, Erzählaufträge als Operatoren formulieren, Ressourcen aufdecken, Spannungen ansprechen, Grenzen setzen, Kommunikationstechniken funktional kombinieren für eine Coaching-Sitzung, zum Beispiel zu Aufstellungen, Spannungs-Ursprünge als Hypothesen anbieten

 

5 Inhaltliche Kompetenzen

Die inhaltlichen Themengebiete zum Verständnis der Prozesse und Methoden im Systemischen Coaching schlage ich folgende 5 inhaltliche Kompetenzen vor:

  1. Ressourcen: Alles, was direkt oder indirekt wertvoll und nützlich oder überhaupt vorhanden ist, womit sich der Mensch im Zuge seines Coachings beschäftigen kann
  2. Herausforderungen und Lösungen: Anliegen und Herausforderungen, die im Zuge des Coachings aufkommen und allgemeine Lösungsstrategien
  3. Psychologischer Bauplan: Aufbau des Nervensystems, Eisbergmodell, Reiter & Elefant, Millersche Zahl,
  4. Soziale Systeme: Evolution, Rang, Rollen, Perspektiven, Gruppendynamik
  5. Entwicklungsdynamik: Widerstände, Trauma, Sublimierung, Integration, Interventionen, Übertragung & Gegenübertragung,

Modulare Ausbildung: Systemisches Coaching

In einer strukturierten Online-Ausbildung lernst du alles, was du als Systemischer Coach wissen musst. Von Methoden, Fragetechniken, rechtlichen Rahmenbedinungen, Interventionstechniken, psychologischen Ansätzen und dem wissenschaftlichen Fundament ist alles dabei. Nach Abschluss erhältst du ein Zertifikat.

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