Holokratie (engl. holacracy) setzt sich aus Holarchie und -kratie als Endung für Herrschaft zusammen. Hierbei bezeichnet Holarchie eine Hierarchie aus miteinander verbundenen Holons bzw. Ganzheiten. Anders als in einer Hierarchie gibt es jedoch hier keine pyramidenartige Organisationsform und Herrschaft in Form struktureller Machtausübung.
Was sind Holons?
Ein gutes Beispiel für Holons (oder Ganzheiten) bietet der menschliche Körper. Alle Organe sind je einzelne Holons: sie sind klar voneinander abgegrenzt und erfüllen spezifische Funktionen. Die Organe wiederum bestehen aus Zellen, die wiederum kleine Holons sind und zugleich eigenständig und im Verbund funktionieren. Einzelne Holons funktionieren autonom und arbeiten doch im selben Moment für ein höheres Ganzes. Zudem gibt es klare Kompetenzen: eine Leberzelle ist zu anderen Tätigkeiten in der Lage als eine Lungenzelle. Keine kann der anderen vorschreiben, wie sie zu funktionieren hat.
Wie Holokratie funktioniert
Holokratie nun wendet dieses Modell auf Organisationen an: sie gibt den Mitarbeitenden einen maximalen Handlungsspielraum und Autonomie, und schafft strukturelle Hierarchien vollständig ab. Es gibt also keine Chefs mehr. Jeder wird sein eigener Chef, weil jeder selbst am besten weiß, was das Unternehmen braucht. Das bedeutet, es gibt nur noch Hierarchien im funktionalen Sinne.
Prämisse der Holokratie ist, dass man das Misstrauen gegenüber seinen Mitarbeitenden vollständig ablegt. Jenes Misstrauen äußert sich in Vorstellungen wie, dass der Mitarbeitende tendenziell faul und gierig sei und von komplexen Themen innerhalb der Organisation nichts wissen wolle. Die Basis der Holokratie ist ein grundlegendes Vertrauensverhältnis. Dieses wird gestützt durch eine Art Verfassung, in denen formale Abläufe festgelegt sind, und die durch alle ratifiziert werden muss. Im folgenden Video erklärt der Gründer Brian Robertson den Grundgedanken und die Funktionsweise von Holokratie:
Holokratie ist also eine Art Organisations-Betriebssystem, welches in die Organisation implementiert werden kann. Im Wesentlichen läuft das auf folgende vier strukturellen Änderungen heraus:
- Vergiss statische Jobbeschreibungen: Es gibt klare Verantwortlichkeiten in Form von sich verändernden Rollen, die regelmäßig aktualisiert werden.
- Jeder ist sein eigener Boss: Jeder hat in seiner Rolle die Autorität, d.h. es gibt in der Organisation echte Gewaltenteilung zwischen allen Rollen.
- Extreme Agilität: Dadurch, dass auf jede Situation schnell und unbürokratisch reagiert werden kann, gewinnt das Unternehmen an Flexibilität.
- Transparente Abläufe: In autoritären oder demokratischen Organisationen muss man die richtigen Leute bzw. die Mehrheit überzeugen, also Politik machen, in der Holokratie gibt es dafür geregelte und transparente Abläufe, die in einer Verfassung festgehalten werden.
Die Vorteile von Holokratie
Vielleicht fragst du dich jetzt: Und das funktioniert? Holokratie mag anfangs wie eine Utopie klingen, wird aber bereits in einer Vielzahl von Organisationen mit Erfolg verwendet! Hier findest du verschiedene Interviews mit UnternehmerInnen, die Holokratie erfolgreich anwenden. Sie nannten u.a. folgende Vorteile:
- Schnellere & bessere Ergebnisse in der Zusammenarbeit
- Größere Zufriedenheit im Team
- Mehr Freiheiten für die Mitarbeitenden, weniger bürokratische Bremsen
- Höhere Agilität
- Mehr Transparenz im Unternehmen
- Die Mitarbeitenden sind motivierter
- Das Unternehmen wird insgesamt ganzheitlicher
Mehr zum Thema New Work:
Reinventing Organizations | Spiral Dynamics | Gamification