Wie funktioniert Psychotherapie?

 

Die Wirkprinzipien von Psychotherapie sind die Prozesse oder Mechanismen, die zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Menschen beitragen. Die genauen Wirkprinzipien können je nach Therapieform und individuellen Bedürfnissen variieren. Im Allgemeinen können jedoch folgende Wirkprinzipien als grundlegend angesehen werden:

  1. Beziehung zwischen Therapeutin und Klientin: Eine positive Beziehung zwischen Therapeutin und Klientin bildet die Basis für eine erfolgreiche Psychotherapie. Eine warme, unterstützende und vertrauensvolle Beziehung kann dazu beitragen, dass der Klient*in sich sicher und verstanden fühlt und sich daher eher öffnet und an der Therapie teilnimmt.
  2. Veränderung von Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen: Die meisten psychotherapeutischen Ansätze zielen darauf ab, problematische Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu verändern. Hierbei kann es sich um unangemessene Überzeugungen, negative Selbstbilder, belastende Emotionen oder dysfunktionale Verhaltensmuster handeln.
  3. Selbstwirksamkeit: Selbstwirksamkeit ist das Gefühl, dass man in der Lage ist, eigene Ziele zu erreichen und Herausforderungen zu bewältigen. Psychotherapie kann dazu beitragen, die Selbstwirksamkeit des Klienten zu steigern, indem sie ihm dabei hilft, neue Fähigkeiten zu erlernen und positive Erfahrungen zu machen.
  4. Neuerklärung von Erfahrungen: Manche Therapieansätze, wie beispielsweise die kognitive Verhaltenstherapie oder die Psychoanalyse, zielen darauf ab, frühere Erfahrungen des Klienten zu erforschen und neu zu interpretieren. Der Klient kann so zu einem besseren Verständnis seiner Probleme und seines Verhaltens gelangen und lernen, sich anders zu verhalten.
  5. Emotionale Verarbeitung: Viele psychische Probleme sind eng mit belastenden Emotionen verbunden. Psychotherapie kann dazu beitragen, dass der Klient belastende Emotionen wie Angst, Trauer oder Wut besser versteht und lernt, sie zu regulieren.
  6. Integration neuer Verhaltensweisen: Psychotherapie kann dazu beitragen, dass der Klient neue Verhaltensweisen in sein Leben integriert. Beispielsweise kann er lernen, besser mit Stress umzugehen, sich gesünder zu ernähren oder konstruktiver mit anderen zu kommunizieren.

 

Studien zur Wirkungsweise von Psychotherapie

  1. Beziehung zwischen Therapeutin und Klientin: Eine Metaanalyse von Martin et al. (2000) untersuchte die Wirkung der therapeutischen Beziehung auf die Behandlungsergebnisse von Psychotherapie. Die Studie fand heraus, dass eine positive therapeutische Beziehung signifikant mit einer höheren Verbesserung der Symptome und einer geringeren Abbruchrate der Therapie verbunden war.
  2. Veränderung von Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen: Es gibt eine große Anzahl von Studien, die die Wirksamkeit von kognitiven Verhaltenstherapien (CBT) bei der Behandlung von verschiedenen psychischen Störungen belegen. Eine Metaanalyse von Butler et al. (2006) untersuchte 122 Studien zur Wirksamkeit von CBT bei Depressionen und fand heraus, dass CBT deutlich effektiver war als Placebo-Behandlungen und genauso effektiv wie andere Formen der Psychotherapie.
  3. Selbstwirksamkeit: Eine Metaanalyse von Schwarzer et al. (2011) untersuchte die Beziehung zwischen Selbstwirksamkeit und psychischer Gesundheit. Die Studie fand heraus, dass eine höhere Selbstwirksamkeit mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit von psychischen Störungen und einer höheren psychischen Widerstandsfähigkeit verbunden war.
  4. Neuerklärung von Erfahrungen: Eine Metaanalyse von Fonagy et al. (2015) untersuchte die Wirksamkeit der Psychoanalyse bei der Behandlung von verschiedenen psychischen Störungen. Die Studie fand heraus, dass Psychoanalyse signifikante Verbesserungen bei der Symptomatik und der psychischen Gesundheit bewirkte.
  5. Emotionale Verarbeitung: Eine Metaanalyse von Hofmann et al. (2012) untersuchte die Wirksamkeit von verschiedenen Psychotherapieformen bei der Behandlung von Angststörungen. Die Studie fand heraus, dass Psychotherapie signifikante Verbesserungen der Angstsymptomatik und der psychischen Gesundheit bewirkte.
  6. Integration neuer Verhaltensweisen: Eine Metaanalyse von Richards et al. (2016) untersuchte die Wirksamkeit von verschiedenen Psychotherapieformen bei der Behandlung von stressbedingten Störungen. Die Studie fand heraus, dass Psychotherapie signifikante Verbesserungen in der Bewältigung von Stress und der psychischen Gesundheit bewirkte.

 

Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit von Psychotherapie: Quellenangaben

  1. Martin, D. J., Garske, J. P., & Davis, M. K. (2000). Relation of the therapeutic alliance with outcome and other variables: A meta-analytic review. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 68(3), 438-450.
  2. Butler, A. C., Chapman, J. E., Forman, E. M., & Beck, A. T. (2006). The empirical status of cognitive-behavioral therapy: A review of meta-analyses. Clinical Psychology Review, 26(1), 17-31.
  3. Schwarzer, R., Schmitz, G. S., & Tang, C. (2011). The role of self-efficacy in the onset and maintenance of health behaviors. In R. J. Contrada & A. Baum (Eds.), Handbook of stress science: Biology, psychology, and health (pp. 217-228). Springer Publishing.
  4. Fonagy, P., Luyten, P., & Bateman, A. W. (2015). Treating borderline personality disorder with psychotherapy: Where do we go from here?. JAMA psychiatry, 72(5), 421-422.
  5. Hofmann, S. G., Sawyer, A. T., Witt, A. A., & Oh, D. (2010). The effect of mindfulness-based therapy on anxiety and depression: A meta-analytic review. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 78(2), 169-183.
  6. Richards, D., & Richardson, T. (2012). Computer-based psychological treatments for depression: A systematic review and meta-analysis. Clinical Psychology Review, 32(4), 329-342.