Coaching-Navigator

Was ist die richtige Coaching-Methode für das aktuelle Anliegen meines Klienten?

Um diese Frage beantworten zu können, haben wir den Coaching-Navigator entwickelt. In folgendem Entscheidungs-Diagramm haben wir die wesentlichen Kriterien visualisiert. Unten findest du dazu Erklärungen.

Coaching-Methoden-Navigator

Ausgangspunkt ist eine Spannung beim Klienten in Form eines Anliegens, Leidens, eines Problems, einer Herausforderung im Leben, Arbeiten, Familie etc.

Hat der Klient genügend Ressourcen, um direkt an der Spannung zu arbeiten? Wenn wir ihn mit der Spannung und deren Auswirkungen und Absurditäten konfrontieren, kann er dann weiterhin aufmerksam und vertrauensvoll mit uns daran arbeiten?

Typische relevante Ressourcen: Selbstvertrauen, Selbstregulation, Entspannung, stabile Beziehungen (insbesondere auch Vertrauen zu dir als Gegenüber) …mehr zu Ressourcen.

Gefahr bei zu wenig Ressourcen: Überforderung, Dissoziation, Re-Traumatisierung, Fight-Flight-Freeze-Reaktionen, Abbruch des Dialogs und der Zusammenarbeit, dadurch neue Nebenkriegsschauplätze bis hin zu weiteren Abwehrmechanismen und bis hin zu Aggressivität oder selbst-verletztendem Verhalten

Ziel: gesundes Auflösen der Spannung hin zu einem stabilen Gleichgewicht durch dafür hilfreiche Ressourcen

Ein Fallbeispiel: Katharina hat Prüfungsangst

In dem folgenden Coaching-Fallbeispiel zeigen wir, wie Karl mit Hilfe des Coaching-Navigators die richtige Strategie und Coaching-Methode auswählt, um Katharina mit ihrer Prüfungsangst zu helfen.

Wie finde ich die richtige Coaching-Methode?

Zunächst unterscheiden wir zwei Fälle:

  1. r (zu wenig Ressourcen)
    Es gibt relativ wenig Ressourcen für das Anliegen, die Spannung ist relativ stark, das Thema zu herausfordernd, um es direkt zu bearbeiten, wir müssen erstmal das Fundament dafür schaffen.
  2. R (genug Ressourcen)
    Es gibt genug Ressourcen für die direkte Arbeit an dem Thema. Der Klient ist geistig und emotional stabil, insbesondere hat er eine gute Selbstwahrnehmung und kann eigene strukturierte Vorschläge bringen. Dennoch kann er Unterstützung in einem Entwicklungsprozess gebrauchen. Wir bezeichnen diesen Fall mit .

Fall r: zu wenig Ressourcen

Dann gilt es also zunächst, für Stabilität zu sorgen: durch ebenjene Ressourcen, welche es braucht, um sich der Herausforderung stellen zu können. Die folgenden Ansätze & Methoden sind danach sortiert, wieviele Ressourcen der Klient bereits mitbringt für die Arbeit und damit, wie progressiv wir arbeiten können.

  1. Achtsames Zuhören durch den Coach, um basale Ressourcen aufzubauen, insbesondere Sicherheit, Akzeptanz der Situation und Vertrauen …mehr zu aktivem Zuhören
  2. Spielerische Arbeit mit überschaubaren, verwandten Themen:
    • Parabeln und Geschichten erzählen (siehe Nossrat Peseschkian, Jorge Bucay, Milton Erickson)
    • Utilisation von bereits vorhandenen Ressourcen & Kompetenzen
      (Bsp: „Du hast keine Lust auf Mathe, aber liebst Computer-Spiele?
      Dann erklär mir doch einmal die Struktur deines Lieblings-Computerspiels!

      –> Spiele folgen einer logischen Struktur, Computer-Spiele werden mit Hilfe von Mathematik programmiert
      –> Mathe lernen kann auch als Spiel erlebt werden“)
    • Reframing: Was klappt bereits gut? Was würde dein Vorbild tun?
  3. Expliziter Aufbau von für den Fall nützlichen Ressourcen (Wahrnehmung positiver Aspekte an sich selbst, Reflexion von positiven Erlebnissen und Beziehungen), wie in der Trauma-Therapie üblich und im Online-Kurs »Faszination Trauma« dargelegt
  4. Selbstwahrnehmung üben von Gefühlen, Körperempfinden, Bedürfnissen und Wünschen
  5. Psychoedukation: das passiert hier gerade und so lief das üblicher Weise bei anderen ab,
    setzt natürlich das dazugehörige Wissen und die Erfahrung darüber voraus
    –> zum Crashkurs-Psychologie

Fall R: genug Ressourcen

Wenn es ein stabiles Fundament gibt für die Arbeit an dem Thema / der Herausforderung, dann können wir relativ zielstrebig einen starken, gesunden Gleichgewichtszustand anstreben. Die Voraussetzung dafür ist, dass du genug Erfahrung mit dir selbst und der Arbeit mit Menschen hast, um diesen gesunden Gleichgewichtszustand ansteuern zu können.

Abstrakt formuliert: du simulierst in dir den gewünschten Ziel-Gleichgewichtszustand und machst ihn damit für dein Gegenüber zugänglich. Dies ist quasi eine nützliche Gegenübertragung: du überträgst die positiven Ressourcen und Umgangsweisen von dir auf den Klienten. Deswegen ist es sehr wichtig, dass du als Coach dir selbst einen gesunden Entwicklungsprozess hin zu einem stabilen bewussten Selbst erarbeitet hast.

Folgende Methoden sind wieder sortiert danach, wie progressiv sie auf den Zielzustand hinsteuern (von sachte bis zielstrebig).

  1. Verankerung der Ressourcen, insbesondere der Selbstwahrnehmung von Gefühlen, Körperempfinden, Bedürfnissen und Wünschen
  2. Akzeptanz der Situation und Verantwortung für Veränderung fördern (siehe Acceptance & Commitment – Therapie, Glaubenssätze, Kognitive Verhaltenstherapie, NLP-Methoden)
  3. Durch Erkenntnis Selbstorganisation fördern, indem den Problemen auf den Grund gegangen wird, zum Beispiel durch
    • Schrittweise Konfrontation (systematische Desensibilisierung, Somatic Experiencing)
    • Aufdecken der negativen Zusammenhänge und selbsterfüllenden Prophezeiungen aus Verhalten, Gedanken, Gefühlen und sozialem System
    • Aufstellung der relevanten Anteile
    • „Heilen durch Verstehen“ á la Psychoanalyse (relevante Erlebnisse, Überforderungen und Verletzungen, Beziehungen zu Eltern, Grundkonflikte, Abwehrmechanismen und Stressverhalten, Ich-Anteile / Ego-States)
  4. Klassisches Coaching hin zum Zielzustand (siehe agiles Coaching-Modell):
    • Was ist das Ziel?
    • Welche Möglichkeiten gibt es, um dahin zu kommen?
    • Nächste Schritte (lieber kleine als zu große)
    • evtl: Wie gehst du mit Schwierigkeiten auf dem Weg um? Wer / was hilft dir?
    • Nächster Termin zur Reflexion & Anpassung
  5. Falls du selbst sehr erfahren & stabil bist und der Klient auch relativ stabil ist, aber nicht aus seinen Mustern rauskommt, kannst du es auch mit einer paradoxen Intervention probieren.

Modulare Ausbildung: Systemisches Coaching

In einer strukturierten Online-Ausbildung lernst du alles, was du als Systemischer Coach wissen musst. Von Methoden, Fragetechniken, rechtlichen Rahmenbedinungen, Interventionstechniken, psychologischen Ansätzen und dem wissenschaftlichen Fundament ist alles dabei. Nach Abschluss erhältst du ein Zertifikat.

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