Stress und post-traumatische Symptome zeigen sich in Körpersignalen. Dies spiegeln viele Sprichwörter wie „das schnürt mir die Kehle zu“. Hier liste ich typische Körpersignale auf, die bei traumatischem Stress auftauchen. Daraufhin skizziere ich neurobiologische Erkläransätze: die Grundmodelle zur Erklärung bieten die 3 Stress-Instinkte fight, flight, freeze: eine starke körperliche Reaktion, um vor unangenehmen Situationen zu flüchten oder dagegen anzukämpfen – bzw. Lähmung und Erstarren, wenn Flucht oder Kampf nicht mehr möglich erscheinen.
Liste Traum- und Stress-Körpersignale
Kopf & Gesicht
- Druck oder Spannung in den Schläfen
- Stirnrunzeln, Kieferpressen, Zähneknirschen (nachts)
- Benommenheit, Schwindel,
- Dissoziation, „nicht ganz da sein“
- Tunnelblick
Hals & Nacken
- Enge, Kloß im Hals, „zugeschnürt“,
- unterdrückter Ausdruck, „nicht sprechen dürfen“
- Verspannung Nacken/Schultern
- Schluckbeschwerden
- Eingeschränkte Atmung (flach, oben im Brustkorb)
Brustkorb & Herz
- Herzrasen, Herzstolpern als akute Stressreaktion
- Druck auf der Brust
- Flache Atmung, Atemnot, „kein Platz zum Atmen“
- Taubheit in der Brust
Bauch & Magen
- Knoten, Druck oder Krämpfe
- Durchfall / Verstopfung
- Übelkeit
- Leere oder „Loch im Bauch“
Becken & Unterleib
- Anspannung im Beckenboden
- Taubheitsgefühle
- Häufiger Harndrang
Arme & Hände
- Zittern, Kribbeln
- Schwere Arme
- Fäuste ballen
Beine & Füße
- Zittern, als natürliche Entladung nach Schreck oder Trauma
- Schwäche in den Beinen (Hilflosigkeit, „nicht wegkommen“)
- Ruhelosigkeit, „zappelige Beine“ (innere Fluchtbewegung)
- Taubheit
Neurobiologische Ursachen hinter den Trauma-Körpersignalen
Das Nervensystem ist die Schaltzentrale der Reiz-Reaktions-Verarbeitung. Dies sind die wesentlichen Ebenen im Kontext von Trauma und Stress:
- Sympathikus: aktiviert den Körper (Herzrasen, Muskelspannung).
- Parasympathikus: sorgt für Ruhe und Verdauung.
- Dorsaler Vagus (Polyvagal-Theorie): bei Überforderung schaltet er auf „Shutdown“ – Taubheit, Kollaps, Dissoziation – Trauma bedeutet oft: das Nervensystem bleibt in einer dieser Reaktionen hängen und kann nicht mehr flexibel wechseln.
Stresshormone verstärken die Körperreaktionen
- Adrenalin & Noradrenalin: schnelle Alarmreaktion.
- Cortisol: längerfristige Belastung, schwächt Verdauung & Immunsystem.
- Endorphine: schützen kurzfristig vor Schmerz, führen aber bei Dauerstress zu Taubheit.
Nutzen für Betroffene
Mit dem Wissen um die Trauma-Körpersignale können diese leichter bei sich selbst und anderen erkannt werden – dies widerum hilft bei der bewussten Regulation. Eine ausführliche Anleitung dazu findest du im Artikel über Somatic Experiencing.
Einfache Selbsthilfe-Techniken sind außerdem:
- bewusste, sanfte Bewegung, z.B. Naturspaziergang, Qi Gong, Schwimmen, Klettern etc.
- Hand aufs Herz + Hand auf den Bauch, bewusst etwas tiefer atmen, spüren wie Bauch und Brust sich bewegen, gerne mit Seufzen und Gähnen.
- Orientierung im Raum: Benenne 3–5 Dinge, die du siehst („Lampe, Fenster, Stuhl“) – gibt ein Gefühl von realer Sicherheit in der Umgebung
- Schütteln – sanftes Ausschütteln der Gliedmaßen zum Lösen von Spannungen
- Körper leicht, liebevoll abklopfen –> Anleitung Klopftechnik