Hattie-Studie

Die Hattie-Studie fand u.a. folgende Faktoren für Lernerfolg. Die Zahl gibt die Effektstärke an, unten mehr dazu.

  1. Feedback, allgemein 0,73
    der SuS an sich selbst (Selbsteinschätzung) 1,44
    von Lehrern an Lehrer (Micro-Teaching) 0,88
    über den Unterricht (Evalutation) 0,9
  2. Karlheit der Lehrperson 0,75
  3. Lehrer-Schüler-Beziehung 0,72
  4. Kreativitätsförderung 0,65
    Problemlösen 0,61

Hattie-Studie-Lehrer-Lernerfolg-Faktoren-Rating-Lernen-Trainer-Coaches-Erfolg-Was ist wichtig

Kurze Erklärung: die Hattie-Studie hat insgesamt 252 Einflussgrößen gewertet. Die Effektstärke („Cohen’s d“) misst den Vorteil eines Faktors gegenüber der Nicht-Ausprägung. Alle positiven Faktoren sind also grundsätzlich nützlich, aber nicht unbedingt relevant. Die durchschnittliche Effektstärke liegt bei 0,4. Alle Faktoren stärker als 0,4 gelten daher als besonders wirksam. Zum Vergleich: allgemeine Faktoren wie der sozioökonomischer Status (0,57) erwiesen sich als deutlich ausschlaggebender als viele allgemeine Schulfaktoren (Hausaufgaben 0,29, Inklusion 0,29, Klassengröße 0,21).

Tabelle zur Hattie-Studie mit Wirkfaktoren und deren Effektstärken

Populärste Faktoren

FaktorEffektstärke (Cohen’s d)Kurzbeschreibung
Lehrer-Schüler-Beziehungen0.72Starker Einfluss der Beziehung zwischen Lehrern und Schülern auf den Lernerfolg.
Feedback0.75Feedback, das aufgaben-, prozess-, selbstregulations- oder persönlichkeitsebene spezifisch ist.
Meta-kognitive Strategien0.69Strategien, die es den Schülern ermöglichen, über ihr eigenes Lernen nachzudenken und es zu steuern.
Selbstwirksamkeit0.62Das Vertrauen der Schüler in ihre eigenen Fähigkeiten, spezifische Aufgaben zu bewältigen.
Klarheit der Lehrkraft0.75Klarheit in der Kommunikation und Zielsetzung durch die Lehrkraft.
Herausfordernder Unterricht0.58Das Stellen von herausfordernden Aufgaben und Fragen, die kritisches Denken fördern.
Formatives Evaluieren0.90Regelmäßige Bewertung und Anpassung des Unterrichts basierend auf Schülerleistungen.
Klassenführung0.52Effektive Verwaltung des Klassenzimmers und der Schülerverhaltensweisen.
Elternengagement0.50Beteiligung der Eltern am Bildungsprozess ihrer Kinder.
Vorwissen der Schüler0.67Einfluss des bereits vorhandenen Wissens der Schüler auf neues Lernen.

 

Kaum wirksame und schädliche Faktoren (Auswahl)

FaktorEffektstärke (Cohen’s d)Kurzbeschreibung
Mobilität (Schulwechsel)-0.34Häufige Schulwechsel, die den Lernkontinuität und Erfolg beeinträchtigen.
Fernsehkonsum-0.18Negativer Einfluss von hohem Fernsehkonsum auf akademische Leistungen.
Sommerferien (Lernverlust)-0.09Verlust von Lernstoff über lange Sommerferien ohne akademische Aktivität.
Sitzordnung im Klassenzimmer0.02Kaum Einfluss der Sitzordnung auf den akademischen Erfolg.
Offene Klassenräume-0.01Offene Klassenräume zeigen kaum positive Effekte und können sogar störend wirken.
Ganzheitliche Programme0.01Geringe Wirkung von ganzheitlichen Bildungsprogrammen auf den Lernerfolg.
Einfluss der Schulausstattung0.09Sehr begrenzter Einfluss von Verbesserungen in der Schulausstattung auf die Leistung.
Leistungshomogene Gruppen0.12Geringe positive Auswirkungen von leistungshomogenen Gruppen (Tracking).

Top 10 Faktoren der Hattie-Studie

RangFaktorEffektstärke (Cohen’s d)Erklärung
1Kollektive Lehrerwirksamkeit1.57Dieses Konzept beschreibt, wie stark das gemeinsame Engagement und der Glaube eines Lehrerteams an seine eigene Effektivität die Schülerleistungen beeinflussen können. Ein starkes kollektives Engagement für hohe Ziele und konsequente Lehrmethoden führt zu besserem Schülererfolg.
2Selbstberichtete Noten1.33Dieser Faktor bezieht sich darauf, wie genau Schüler ihre eigenen Leistungen einschätzen können. Eine hohe Korrelation mit tatsächlichen Leistungen zeigt, dass selbstbewusste Schüler, die ihre Fähigkeiten realistisch einschätzen, tendenziell besser abschneiden.
3Lehrereinschätzungen von Schülerleistungen1.29Die Fähigkeit von Lehrern, die Leistungspotenziale ihrer Schüler einzuschätzen, hat einen starken Einfluss auf die Förderung und Unterstützung, die Schüler erhalten, und somit auf deren Erfolg.
4Kognitive Aufgabenanalyse1.29Diese Lehrstrategie betont die Bedeutung, Lernziele klar zu definieren und Schüler durch strukturierte Aufgaben und Problemlösungen zu führen, die spezifisch auf diese Ziele abgestimmt sind.
5Reaktion auf Intervention1.29Ein Ansatz, bei dem Lehrer fortlaufend Leistungsdaten ihrer Schüler bewerten und darauf basierend individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen entwickeln, um sicherzustellen, dass alle Schüler die Lernziele erreichen.
6Piaget-Programme1.28Bildungsprogramme, die auf den Theorien von Jean Piaget basieren, fördern das kognitive Wachstum durch Aktivitäten, die auf das aktuelle Entwicklungsstadium der Schüler abgestimmt sind und sie herausfordern, zu höheren Denkstufen überzugehen.
7Jigsaw-Methode / Gruppenpuzzle1.20Eine kooperative Lernstrategie, bei der Schüler in kleinen Gruppen arbeiten und jeder Schüler einen Teil des Gesamtmaterials lernt und diesen dann den anderen Gruppenmitgliedern beibringt. Diese Methode fördert das Verständnis und die Verantwortung jedes Einzelnen für das Gruppenlernen.
8Konzeptänderungsprogramme0.99Programme, die darauf abzielen, bestehende Missverständnisse der Schüler zu korrigieren und durch evidenzbasierte Erklärungen zu ersetzen, um ein tieferes Verständnis der Lerninhalte zu fördern.
9Vorherige Fähigkeit0.94Der Einfluss des bereits vorhandenen Wissens und der Fähigkeiten von Schülern auf das neue Lernen. Schüler mit höheren Vorkenntnissen haben oft eine bessere Basis, auf der sie neues Wissen aufbauen können.
10Strategien zur Integration mit vorhandenem Wissen0.93Lehrmethoden, die darauf abzielen, neues Lernen mit dem bereits vorhandenen Wissen der Schüler zu verknüpfen, erleichtern das tiefergehende Verständnis und die Speicherung von Informationen.

Methodisches Vorgehen hinter der Hattie-Studie

John Hattie hat die Effektstärken in seiner breit angelegten Forschung, die in seinem bekannten Werk „Visible Learning“ zusammengefasst ist, durch die Methode der Meta-Analyse gemessen. Diese Methode kombiniert Ergebnisse aus zahlreichen Studien, um allgemeine Schlussfolgerungen über die Effektivität verschiedener Lehr- und Lernstrategien zu ziehen.

Hier sind die spezifischen Schritte, die Hattie unternahm, um Effektstärken zu messen:

  1. Datensammlung: Hattie sammelte quantitative Forschungsergebnisse aus über 800 Meta-Analysen, die mehr als 50.000 einzelne Studien umfassten.
  2. Berechnung der Effektstärken: Er verwendete das Maß „Cohen’s d“, um die Effektstärken zu berechnen. Dieses Maß quantifiziert den Unterschied zwischen zwei Mittelwerten in Einheiten der gepoolten Standardabweichung. Die Effektstärke gibt an, um wieviel Standardabweichungen sich die Mittelwerte zweier Gruppen unterscheiden.
  3. Vergleich und Interpretation: Hattie setzte die berechneten Effektstärken in Relation zueinander, um zu bestimmen, welche Bildungsstrategien und -interventionen am wirksamsten sind. Eine Effektstärke von 0,4 galt als Schwelle für eine moderat wirksame Bildungsmaßnahme, basierend auf der Verteilung der Effektstärken über alle untersuchten Maßnahmen.
  4. Priorisierung von Strategien: Basierend auf den berechneten Effektstärken identifizierte Hattie die effektivsten Bildungsstrategien, die sich darauf konzentrieren sollten, um den Lernerfolg zu maximieren.

Hatties Arbeit ist besonders wertvoll, weil sie Erziehern und Bildungsverantwortlichen ermöglicht, evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen, welche pädagogischen Techniken und Ansätze am meisten Nutzen versprechen. Weitere detaillierte Informationen zu Hatties Methodik und Ergebnissen können in seinem Buch „Visible Learning“ und den zugehörigen Veröffentlichungen nachgelesen werden.

 

Webseite der Hattie-Studie