4 Methoden im Umgang mit Neurodiversität

Neurodiversität ist die Anerkennung von Unterschieden in der Gehirnstruktur und darin, „wie Menschen ticken“. Dieses Konzept erkennt an, dass Variationen wie Autismus, ADHS, Hochbegabung, Hochsensibilität und Dyslexie natürliche und wertvolle Formen der menschlichen Diversität sind [1]. Neurodiversität betont, dass die neurodiversen Phänomene nicht als Defizite oder Störungen, sondern als Teil des Spektrums menschlichen Lebens betrachtet werden sollten [2].

Ursachen von Neurodiversität

Neurodiversität ist eine Kombination aus genetischen, biologischen, sozialen und Umweltfaktoren. Genetische Faktoren spielen eine entscheidende Rolle, da sie zu Variationen in der Gehirnentwicklung führen können [3]. Diese neurobiologischen Unterschiede beeinflussen die Art und Weise, wie Menschen Informationen verarbeiten, lernen und interagieren. Umweltfaktoren, wie frühe Entwicklungsbedingungen, können ebenfalls Einfluss auf die neurologische Entwicklung haben [4].

Das soziale Umfeld und zum Beispiel die Rolle in einer Gruppe entscheidet außerdem, ob sich die Neurodiversität negativ oder positiv auswirkt auf die Akzeptanz, Performanz und soziale Harmonie:

Ranghöheren Mitgliedern wird meist eine viel höhere Akzeptanz gegenüber Abweichungen von der Norm zugestanden als rangniedrigen Gruppenmitgliedern.

Umgang mit Neurodiversität

Effektiver Umgang mit Neurodiversität in Teams erfordert ein Verständnis für die einzigartigen Stärken und Bedürfnisse jedes Teammitglieds. Führungskräfte sollten eine inklusive Kultur fördern, in der Unterschiede anerkannt und geschätzt werden. Anpassungen am Arbeitsplatz, wie flexible Arbeitszeiten oder spezielle Arbeitsbereiche, können ein unterstützendes Umfeld schaffen [4].

Prinzipien im Umgang mit Neurodiversität

  • Akzeptanz der Betroffenheit (sowohl bei sich selbst als auch im sozialen Umfeld)
  • Growth Mindset: Fokus auf Stärken, Ressourcen und Möglichkeiten – nicht auf Schwächen und Limitierungen
  • Erwartungsmanagement: „Das könnt ihr von mir erwarten“ – „Das kann ich nicht leisten“
    • pro-aktives Mitteilen von Einschränkungen, z.B. bzgl. Pünktlichkeit, Verbindlichkeit etc.
    • Aushandeln von Erwartungen und Toleranzen aneinander
  • Rollenfindung, die die individuellen Stärken, Einschränkungen und Vorlieben berücksichtigt: idealerweise arbeitet jeder an Aufgaben und in Umgebungen, die den eigenen Bedürfnissen entsprechen

Coachings- und Entwicklungsmethoden für Menschen mit Neurodiversität

Individuell angepasste Coaching- und Entwicklungsmethoden können für neurodiverse Personen besonders hilfreich sein, dafür braucht es erfahrene Coaches, Führungskräfte, Pädagogen oder Therapeuten, die sich auf die individuellen Gegebenheiten einlassen können.

Nützliche Bausteine für die Förderung von neurodiversen Menschen sind:

  1. kognitive Verhaltenstherapie, um Herausforderungen im Bereich sozialer Interaktion und Kommunikation zu bewältigen [5].
  2. Systemisches Coaching, um den Betroffenen zu einem ganzheitlichen Verständnis zu verhelfen und darüber zu Akzeptanz und Erkenntnis,
  3. Ressourcen- und Stärkenbasierte Ansätze, die auf individuellen Talenten und Interessen fokussieren, fördern das Selbstvertrauen und die berufliche Entwicklung [6].
  4. Trauma-Integration, falls die Neurodiversität aufgrund von Traumatisierungen verursacht oder verstärkt wird

Ein reifer Umgang besteht außerdem darin, die Betroffenheit zu sublimieren: also die Weisheit und Schönheit zu entdecken, die daraus entsteht, dass man ein tieferes Verständnis von der Vielfalt der Psyche und des Lebens insgesamt entdeckt. Im besten Fall entstehen daraus mehr Verständnis, Geduld und Mitgefühl mit Menschen, sowie Kreativität für bessere Arbeitskulturen und inklusive Angebote.

 

Quellen

  1. Armstrong, T. (2010). Neurodiversity: Discovering the Extraordinary Gifts of Autism, ADHD, Dyslexia, and Other Brain Differences. Da Capo Lifelong Books
  2. Fiedler, P. (2012). Cognitive Behavioral Therapy for Adults with Autism Spectrum Disorder. Verlag W. Kohlhammer.
  3. Geschwind, D. H., & Levitt, P. (2007). Autism spectrum disorders: Developmental disconnection syndromes. Current Opinion in Neurobiology, 17(1), 103-111.
  4. Grandin, T. (2006). Thinking in Pictures: My Life with Autism. Bloomsbury Publishing.
  5. Hofmann, S. G., Asnaani, A., Vonk, I. J., Sawyer, A. T., & Fang, A. (2012). The efficacy of cognitive behavioral therapy: A review of meta-analyses. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 80(5), 517.
  6. Landrigan, P. J. (2010). What causes autism? Exploring the environmental contribution. Current Opinion in Pediatrics, 22(2), 219-225.
  7. Silberman, S. (2015). NeuroTribes: The Legacy of Autism and the Future of Neurodiversity. Avery.

 


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