Sehen wir Workshops als Handwerk & Kunst. Manche stümpern sie lieblos dahin, andere entwickeln detaillierte Abläufe und aufwendig gestaltete Materialien, wieder andere sind charismatische Improvisationskünstler. Was auch dein Stil ist, hier zeige ich das solide Handwerk zur Konzeption einer Workshop-Agenda. Ich übertrage hier das Wissen aus meiner Ausbildung zum Gymnasiallehrer, in der ausführliche Unterrichtsentwürfe zum didaktischen Fundament gehören.
Anleitung Workshop-Agenda entwickeln
Hier findest du eine pragmatische Anleitung zur Entwicklung einer Workshop-Agenda – vor allem für Veranstaltungen mit überschaubarer Komplexität, die „nur“ an einer Methode oder einem klar strukturierten Ziel ausgerichtet sind und bei denen keine zu großen menschlichen Widerstände zu erwarten sind. Für komplexere Prozesse verweise ich auf eine ausführlichere Anleitung zur Konzeption von Workshops in Lern- & Trainingsprozessen. Aber in jedem Fall greifen wir auf das folgende Handwerk zur Konkretisierung der Agenda zurück.
- Ziel: Formuliere das Langzeitziel des Workshops. Natürlich wird der Workshop alleine nicht die langfristige Vision erfüllen, aber er kann einen wichtigen Beitrag leisten – vor allem, wenn sich über deinen Workshop alle mit dem höheren Sinn der Tätigkeit verbinden können.
- Rahmen: Definiere die Rahmenbedingungen (Wieviele TN, Zeitraum, Ort, Medien, sonstige inhaltliche Rahmenbedingungen).
- Prototyping: Skizziere eine sehr grobe Agenda mit den intuitiv wichtigsten Inhalten und groben Zeiten.
- Feedback: Lass dir Feedback geben, ob deine grobe Agenda in die richtige Richtung geht, sodass du mit mehr Gewissheit in die Ausarbeitung der Details gehen kannst.
- Detaillierte Ausarbeitung:
Nun geht es an die Details. Die folgende Tabelle zeigt dir die Struktur für eine ausführliche Workshopvorbereitung.
- Definiere alle einzelnen Schritte des Workshopprozesses (Spalte „Was“) und schätze den zeitlichen Umfang. Schätze lieber konservativ zu viel Zeit als zu wenig.
- Formuliere eindeutige Arbeitsaufträge mit Hilfe von Operatoren. Lies die Arbeitsaufträge dir selbst laut vor. Sie sollten leicht verständlich und eindeutig sein. Gib Vorgaben für Zeit, Medium und Sozialform.
- Falls mehrere Personen involviert sind, definiere den „Lead„, also wer den Hut aufhat für die Durchführung der Phase. Wenn du es alleine durchführst, lösch die Spalte aus der Tabelle.
- Definiere die Sozialform für jede Phase, also ob die TN im Plenum oder individuell arbeiten, paarweise, in Kleingruppen oder sonstigen speziellen Anordnungen.
- Nenne unter Material alles, was du dir bereithalten musst, damit zu die Phase gut durchführen kannst, z.B. Stifte, digitale Tools, Arbeitsblätter, Poster etc.
- Falls du noch weitere Notizen für dich brauchst, ergänze sie unter Details, zum Beispiel Moderationshinweise.
- Feedback: Präsentiere die Agenda einer versierten Person und bitte um Feedback.
- Iteration Kurzagenda für Teilnehmer: stell den Teilnehmern eine komprimierte Version der Agenda nur mit den Schlüsselphasen zur Verfügung. Bei Bedarf kannst du auch Zeiten dazugeben. Dies hängst vom Informationsbedürfnis und der Sicherheit der Planung ab.
Glückwunsch! Damit hast du eine ausführliche Agenda für einen Workshop geplant.
Spezielle Vokabeln für die ausführliche Workshopvorbereitung
- Medium: ist alles, was für die Kommunikation benutzt werden kann… Sprache, Chat, digitales Tool XY, Papier & Stift, Knete, Pantomime…
- Sozialform beschreibt das konkrete Gefüge der Teilnehmenden, dies könnte zum Beispiel Stillarbeit sein, 2er-Gruppen, Triaden in Breakout Groups, eine Fishbowl-Anordnung etc.
- Operator ist eine konkrete Arbeitsaufforderung, zum Beispiel, „Erzähle“, „Begründe“, „Fülle aus“
Hinweise für Workshop-Moderatoren
- Form follows function. Workshop-Phasen folgen den Zielen und Teilnehmer-Bedürfnissen.
- Lernkurve: Ein guter Workshop-Moderator wird man nicht von heute auf morgen. Es dauert einige dutzend Versuche ehe man ein Gefühl dafür bekommt, wie lange eine Phase dauert, wie ein klarer Arbeitsauftrag funktioniert und was eine gute Dramaturgie und einen runden Ablauf ergibt.
- Risiko-Alternativen: schätze auch ab, welche Phasen besonders herausfordernd sind und was passiert, wenn es nicht klappt, wie geplant. Lege dir ggf. eine vereinfachende Abkürzung parat.
- Perfektion vs. Improvisation: probiere je nach Anlass sowohl aus, einen Workshop bis ins letzte Detail durchzuplanen als auch ohne Vorbereitung zu improvisieren. Es können nie alle Eventualitäten vorhergesehen werden, daher ist es sehr hilfreich, sich im Improvisieren zu üben. Für viele Menschen mit hohem Sicherheitsbedürfnis ist dies unvorstellbar, trotzdem ist es ein effektives Training.
- Workshops sind Lernprozesse: Workshops sind immer auch Lernprozesse, und sei es das Lernen einer konkreten Umsetzung von Arbeitsergebnissen. Zur ausführlichen Anleitung zur Entwicklung eines Workshop-Konzepts:
[Guide] Workshop Konzept erstellen: 5 Schritte für Coaches, Trainer & Berater - Design Thinking zur Prozessgestaltung: der allgemeine Ansatz zur Gestaltung von nutzer-zentrierten Angeboten ist Design Thinking: darin fokussieren wir die Bedarfe der Zielgruppe und erlauben uns, gänzlich neue mutige Formate zu testen, um am Ende ein funktionierendes Produkt zu haben. Auch Workshops können so entwickelt werden.
Kopierbare Workshop-Agenda Vorlage:
https://docs.google.com/spreadsheets/d/12-2LExqcg5RkLX7uLhqQbTBTC99oKEUm0r6EVgLlFhc/edit#gid=0
Von | Dauer | Bis | Phase | Details | Arbeitsauftrag | Lead | Sozialform | Material | Ziel |