Bildungsaktivismus und Unternehmensaktivismus für ökologische Transformation

Definition Aktivismus: zielstrebiges Handeln, oft für eine gesellschaftliche Absicht, zum Beispiel Umweltschutz

Unternehmensaktivismus: Aktivismus durch Unternehmer bzw. durch unternehmerische Mittel, insbesondere Gründung von Unternehmen, Marketing, Innovation und Produktentwicklung,
Aktuell geprägt durch das Buch ÖKO-NOMIE von Jule & Lucas Bosch

Warum ist Unternehmensaktivismus eine wichtige Lösung für Umweltschutz und Klimaschutz?

Problem: Knowing-Doing-Gap – die Lücke zwischen Wissen und Handeln.

Denn seit 1960 ist das Wissen um eine globale Erwärmung aufgrund der industriellen Emission von Treibhausgasen bekannt. Die vorhergesagte Erwärmung der Atmosphäre wurde seitdem mehrfach bestätigt. Okay – es hat noch etwas gedauert, bis alle Details ausgehandelt wurden (die Rolle der Ozeane, Wolkenbildung, Rückkopplungen und Kipp-Elemente, Meeresströmungen, Schwankungen der Sonnenintensität…) und bis sich die konkreten Auswirkungen in der Temperaturmessung zeigten (seit ca. 2000).

„Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass die Erwärmung des Klimas jetzt eindeutig ist, und das wird offensichtlich durch Beobachtungen der Luft- und Ozean-Temperaturen, der Schnee- und Eis-Schmelze, des Meeresspiegel-Anstiegs.“
IPCC, 2007

Bildungsaktivismus: Bildung als Mittel für die Verwirklichung ökologischer und gesellschaftlicher Zwecke einsetzen und den Bildungsraum nutzen, um direkt ökologische Transformation umzusetzen

Mehr Bildung für Klimaschutz-Vermeider!

Positiv formuliert: Man kann eine ganze Menge Wissenschaft lernen an dem Thema der globalen Erwärmung. Natürlich Meteorologie – aber auch

  • Atomphysik (Licht-Streuung an Molekülen, C14-Radiokarbonmethode, Photosynthese)
  • Thermodynamik (Treibhauseffekt, Strahlungsgesetze, Strömungen der Atmosphäre und Ozeane)
  • Psychologie (kognitive Verzerrungen wie z.B. Rebound-Effekt, Kübler-Ross-Kurve, Maslow-Pyramide, Spiral Dynamics)
  • Deutsch / Englisch: Argumentationen für und wider Klimawandel und Klimapolitik
  • Politik / Geschichte: Entwicklung der Klimapolitik, Verarbeitung von Wissen in Regierungen, kollektiver Erkenntnisprozess
  • Biologie: Auswirkungen auf Organismen und Ökosysteme
  • Chemie: …das ist zu naheliegend, um es auszuführen…
  • Informatik: Programme und Roboter, die ökologische Probleme lösen, Klima-Modelle und -Simulationen
  • Sport: neuartige Spiele wie … „Klimaflucht als Hürdenlauf“

Im besten Fall erfolgt die Vermittlung im Sinne von STEAM-Education so, dass das Wissen direkt schöpferisch genutzt wird. So können beispielsweise folgende Fächer sinnvoll genutzt werden:

Fachschöpferisches Lernen (Action Learning / STEAM)
Politik / GeschichtePetitionen für ökologische Transformation entwickeln
InformatikRoboter und Programme, die ökologische Probleme lösen (Müll und invasive Arten sammeln)
Wirtschaftökologische Geschäftsmodelle entwickeln
Psychologiesoziales Umfeld aufklären über Knowing-Doing-Gap
Deutsch / EnglischArgumentation gegenüber Klimaleugnern und Vermeidern
Biologieaktiver, lokaler Arten- und Umweltschutz
Physikerneuerbare Energiequellen bauen, smarte Energiespartechnologien lokal umsetzen

All-in-One-Lösung: Bildungsaktivismus für ökologisches Unternehmertum

Wirklich alle sinnvollen Prozesse werden gebündelt, wenn Bildungsaktivismus direkt in Unternehmensaktivismus im Rahmen der öffentlichen Bildung geschieht.

Konkret: Lernende (Schülerinnen, Studierende, Teilnehmer der Erwachsenenbildung) entwickeln und verbreiten Geschäftsmodelle, die eine nachhaltige ökologische Wirkung entfalten.

Dies ist eine Win-Win-Win-Win-Win-Situation (5 x Win):

  1. Die Lehrenden erfüllen ihren Bildungsauftrag und vermitteln wie auch in normalen Bildungsräumen Wissen und Kompetenzen
  2. Die Lernenden lernen effektiv und nachhaltig, da sie durch die direkte Umsetzung und Interaktion mit der Gesellschaft mehr Wirksamkeit (und dadurch mehr lernförderliche Hormone und Verstärkung der Neuroplastizität) und Feedback erfahren
  3. Die Lernenden verrichten ökologische Arbeit und betreiben damit direkt Umweltschutz
  4. Die Lernenden erfüllen einen Purpose, eine wichtige gesellschaftliche Arbeit, die sonst von der Politik und Gesellschaft im Allgemeinen verrichtet werden müsste (was oft nicht passiert)
  5. Im Erfolgsfall werden die Lernenden zu Unternehmensgründern, stärken dadurch die Wirtschaft und bereiten damit eine vielversprechende berufliche Karriere vor
    (Dies könnte man noch einmal als 3 Wins aufzählen, aber wir wollen die Leser ja nicht einschüchtern damit, wie einfach und erfolgreich dieser Ansatz ist)

Wie ökologisch ist ein Geschäftsmodell?

  1. Direkt und massiv schädlich: Massentierhaltung, Ölindustrie, Regenwald-Brandrodung für Palmöl oder Soja, Schwerindustrie
  2. Konventionell Schädlich (basiert bisher auf ausbeuterischem Ressourcenverbrauch, ist aber prinzipiell auch durch ökologische Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien ökologisch neutral denkbar): Verkehr und Mobilität, Landwirtschaft, Energieversorgung, Finanzwirtschaft, Immobilien, Möbel, Kleidung
  3. Neutral, abhängig von der Energieversorgung: IT, Dienstleistungssektor, Öffentliche Infrastruktur, Bildung, Kreislauf-Landwirtschaft
    Achtung: durch Rebound-Effekte kann auch mit teilweise-ökologischen Faktoren insgesamt ein negativer ökologischer Impact entstehen
  4. Ökologisch förderlich im Rahmen temporärer Ungleichgewichte: Invasive Arten verarbeiten (holycrab), Upcycling von Plastikmüll im Meer, Verarbeitung von Überschüssen (Sirplus)
  5. Ökologisch skalierbar: Förderung von ökologischer Kapazität und Biodiversität (an den Naturraum angepasste Aufforstung), Transformation von ökologisch-ausbeuterischen Prozessen in ökologisch-nachhaltige Prozesse (Circular Economy), Bildung und Aufklärung für ökologische Transformation (Greenpeace), nicht-invasive erneuerbare Energiequellen, flexible Investition ökologisch förderliche Geschäftsmodelle (4. und 5.)