Nachhaltige Unternehmensstrategie finden

Unternehmensstrategie ist leicht: dafür braucht man analytische & kreative kognitive Kompetenzen, dann helfen noch ein paar Methoden.

Unternehmensstrategie = Schachspielen mit dem Markt

Was ist nachhaltige Unternehmensstrategie?

Nachhaltig ist komplexer, zunächst müssen wir unterscheiden:

  • Wirtschaftliche Nachhaltigkeit: unser Unternehmen soll auch in 5, 10 und 50 Jahren noch erfolgreich auf dem Markt sein
  • Ökologische Nachhaltigkeit: der Natur, den Menschen und den Ökosystemen soll es durch uns nicht schlechter gehen, sondern besser.

Ökologische Nachhaltigkeit ist besonders schwer, da wir (Stand 2023) in einer ausbeuterischen Wirtschaft leben, die der Natur systematisch Schaden zufügt, insbesondere in Form von

  • Treibhausgasen,
  • Klimawandel, verstärkt durch Kipppunkte (Permafrost, Albedo-Effekt der Gletscher, Regenwald, Golfstrom),
  • Zerstörung der Biodiversität,
  • Übernutzung der Böden,
  • Wald, Artensterben.

Das bessere Wort für Nachhaltigkeit ist daher Regenerativität, also der Fokus auf ökologische Systeme, die sich weiterhin gesund regenerieren können.

Achtung, Greenwashing!

Viele Unternehmen behaupten sich als nachhaltig, wenn sie an beliebigen Symptomen eine Symbolwirkung erreichen wollen, zum Beispiel:

  • etwas veganes in der Kantine anbieten,
  • Elektroautos,
  • Homeoffice als Ersparung von Reisekosten

Dabei wird meist ignoriert, welche Umweltauswirkungen über die gesamte Wertschöpfungskette anfallen.
Aber: Letztlich ist nur entscheidend, was die Gesamtwirkung des Unternehmens auf die Umwelt ausmacht:

  • Gesamt-CO2-Bilanz mit allen Lieferanten- und Kunden-Kettengliedern,
  • Vorbildwirkung,
  • Nutzung von Flächen, Naturressourcen,
  • Regenerativität der genutzten Ressourcen

Anleitung: Unternehmensstrategie finden

  1. Vorbereitung
    1. Relevante Team-Mitglieder und Stakeholder zusammenbringen: wenn die Personen, die die zukünftige Strategie ausführen, bereits an ihr mitarbeiten können, erhöht sich erheblich die Motivation und Umsetzbarkeit
    2. Arbeitsrahmen setzen: Wieviele Stunden an welchem Ort werden für den Strategiefindungsprozess gesetzt?
      (kann sich später verändern, aber so können alle besser planen und verbindliche Arbeitszeit investieren)
    3. Strategiefindung motivieren: Sag den Beteiligten, warum eine neue Strategie wichtig ist und zeige, dass du persönlich dahinter stehst und Zeit und Energie hinein investierst – das macht es den anderen leichter, sich auch persönlich dahinter zu stellen
    4. Zentrale Methoden und Arbeitsziele auswählen: in welchem Zeitrahmen denkst du – 1 Jahr – 3 Jahre? Welche Begriffe sind für dich wichtig? – mache ggf. eine semantische Analyse.
  2. Status Quo aufdecken:
    1. bisherige Erfolge, mit Highlights (qualitativ) und KPIs (quantitativ) belegen
    2. Für die Zukunft nutzbare Ressourcen (Geld, Kundenbeziehungen, Marktpositionierung, Lead-Kanäle, Produkte, Markenwert, Referenzen, Kontakte, Daten, Human Ressourcen, Netzwerk)
    3. Analysen: zum Beispiel SWOT (Stärken, Schwächen, Opportunities, Trends), BCQ-Matrix (Cashflow vs. Wachstum)
    4. Bottlenecks definieren
  3. Vision: Finde ein möglichst attraktives Ziel für die Organisation.
    Hier spielt es keine Rolle, ob es ein neues Unternehmen ist oder es um die Neuausrichtung der Strategie in einer bestehenden Organisation geht. Je freier du dich von der Vergangenheit machen kannst, umso besser. Denn es könnte eine Sunk-Cost-Fallacy geben oder ein übersehen von Chancen, die in der Vergangenheit keine Rolle gespielt haben, aber nun möglich wären.

    1. Findet individuelle Zielbilder für die Zukunft, dafür helfen inspirierende Fragen und die Leinwand-Technik
    2. Arbeitet eine oder mehrere Visionspyramide(n) aus
  4. Skalierungs-Potenziale finden: es gibt manchmal einen Widerspruch zwischen kurzfristigen und langfristigen Zielen – so kann es kurzfristig besser sein, eine Cashcow zu melken und Performance Marketing Ads zu schalten, aber langfristig besser, sich zu diversifizieren, in SEO und eine Intellectual Property zu investieren und eine vertrauensvolle Team-Konstellation aufzubauen.
    Typischer sind Skalierungspotenziale:

    1. Vertikale Skalierbarkeit: Was können bestehende Kunden noch wollen – zur Vertiefung der bisherigen Dienstleistung? Was ist das wertvollste Angebot, das du machen kannst – und was das niedrigschwelligste?
      (z.B. ein Autohaus bietet auch Mietwagen, Leasing, Zweitwagen und Premium-Services an)
    2. Horizontale Skalierbarkeit über Diviersifizierung von Themen, Zielgruppen und Positionierungen
      (z.B. ein Laden eröffnet weitere Filialen in weiteren Ländern)
    3. Plattform-Ökosysteme mit Anbietern, Nutzern und Multiplikatoren
      (Bsp. Amazon mit Käufern & Händlern)
    4. Kunden-Communities & Loyalty-Belohnungsysteme
      (z.B. Events & Parties in einem Coworking Space, BahnBonus Programm)
    5. Freiheitsgrad für Emergenz von neuen Themen und Angeboten (z.B. 20% 4-Tage Woche mit 1 Tag für Innovation & Verbesserung für Google Employees)
    6. Flywheel: Konkrete Kundenprojekte nutzen für den Aufbau von Produkten und Infrastruktur und Nutzer-Wissen, welches für Marketing & Vertrieb genutzt werden kann
  5. Umsetzung planen mit OKRs, Projektmanagement-Strukturen, Meilensteinen, Terminen, klaren Verantwortlichkeiten und nächsten Schritten

 

Unternehmensstrategie = Schach mit dem Markt

Eine Unternehmensstrategie ist ein rationales Unterfangen: es geht darum, die zukünftige Position am Markt zu optimieren. Optimierungsprozesse definieren eine Zielfunktion, die dann maximiert oder minimiert werden soll. Typischer Weise werden folgende KPIs optimiert:

  • Umsatz oder Gewinn, ggf. Gewinn pro … Kunde, Mitarbeiter, verkauftem Produkt oder pro Geschäftseinheit
  • Marketingerfolge: Leads, Verkäufe, Weiterempfehlungen, wiederkehrende Kunden
  • Marktanteil

Wir suchen dann Spielzügen, die direkt einen Gewinn versprechen oder unsere Position am Markt verbessern, durch Spielmöglichkeiten wie

  • Finanzierung,
  • HR,
  • Produktentwicklung
  • Innovation,
  • Marketing & Werbung.

Es gibt viele andere Spieler im Markt – wir können nie genau wissen, wie sich die anderen Spieler verhalten. Statt sich viele einzelne Akteure anzusehen, kann man sich auch den Markt als Ganzes vorstellen, mit dem man spielt. Wir suchen immer den nächsten Zug, der unsere Position am Markt optimiert (Sichtbarkeit, Produktplatzierung, USP, Kundenfeedback).

Human-centered Strategy

Da der Umsatz über Kunden und Kundenbeziehungen entsteht und erwirtschaftet wird durch Menschen, brauchen wir für das rationale Spiel auch ein emotionales: Was brauchen die Menschen im Spiel? Was sind die verborgenen Wünsche der Kunden, die wir durch unsere Angebote begeistern können? Was bewegt meine Mitarbeiter und motiviert sie zu Engagement?

Wir können am Ende eine rationale Entscheidung treffen, welche nächsten Schritte uns am besten nutzen als Spieler im Markt. Aber für diese Entscheidung brauchen wir auch die sub-rationale Analyse der Gefühle, Ängste, Bedürfnisse und Hoffnungen der Stakeholder am Markt.

Indem wir uns einfühlen in Kunden, Mitarbeiter und Konkurrenten bekommen wir Einsichten, die uns helfen, gute Entscheidungen zu treffen. Damit betreiben wir als auch eine Mensch-zentrierte Strategie.

Zu Empathie gehört auch das Einfühlen in uns selbst: Was treibt uns an? Warum arbeiten für ein bestimmtes Unternehmen? Was brauchen wir, damit wir uns engagieren und unser Potenzial entfalten können?

 

Unternehmensstrategie-Methoden

Hier zunächst Links zu effektiven Methoden für eine nachhaltige Unternehmensstrategie: