Beim Schach gewinnt derjenige, der die möglichen weiteren Schritte & Strategien durchspielen kann – und sich dann für die Züge entscheidet, nach denen er
- weiterhin sicher & gut steht,
- vorteilhafte Taktiken & künftige Siege ermöglicht.
So funktioniert auch Zukunftsforschung oder Futuring: wir suchen Strategien, die uns für die Zukunft
- Sicherheit & Stabilität, aber auch
- Vorteile & coole Taktiken ermöglichen.
In die Zukunft schauen?
Schach ist bereits ziemlich kompliziert: es ergeben sich über 1043 mögliche Stellungen. Natürlich kann kein Mensch alle durchdenken. Wir können aber:
- alle grundlegenden Taktiken beherrschen (Spieß, Gabel, Abzug, Fesselung, Ablenkung, Überlastung, Abzugsschach),
- wesentliche Strategien kennen (Zentrum beherrschen, König in Sicherheit, Offiziere ins Spiel bringen, Königsangriff ermöglichen, wichtige Linien besetzen)
- mögliche Szenarien analysieren & miteinander vergleichen, um sich für das bestmögliche (bzw. am wenigsten schlechte) Szenario zu entscheiden
- Signale für Risiken wahrnehmen (möglicher Damen- oder Königsangriff durch die Gegenseite)
Wie gut das gelingt, ist nicht zuletzt eine Sache des Trainings und der Konzentration: auch dem besten Spieler gehen bei Müdigkeit bestimmte Signale durch die Lappen und es werden Gewinnszenarien übersehen.
Prozess-Schaubild: Zukunftsszenarien analysieren & Innovationen herbeiführen
Die Methode beruht auf der Analyse von Mustern – kombiniert mit Innvoations-Prozessen:
Wir analysieren die vergangenen und gegenwärtigen Zustände und Prozesse – abstrahieren die Muster & Trends – und skizzieren daran für uns relevante Szenarien in der Zukunft.
Als Prozessschablone für Innovations-Prozesse dient und Design Thinking (zum Überblick). Die Kombination aus Muster-Analyse und Design Thinking ergibt das folgende Prozess-Schaubild:
Anleitung: Zukunftsforschung für Innovations-Prozesse
Teil I: Zukunfts-Szenarien identifizieren
- Formuliere das Ziel deiner Zukunfts-Analyse.
- Nenne die strategisch und taktisch wichtigen Variablen:
- äußere Einflussfaktoren (Technologie & Wissenschaft, Lieferanten & Wirtschaft, Ökologie, Politik & Recht, Gesellschaft & Kultur)
- innere Einflussfaktoren (Human Ressources, Kompetenzen, Liquidität, Entropie, Enthalpie)
- Engpässe / Schlüssel-Ressourcen
- Gewichte die Einflussfaktoren bezüglich ihres Wirkung auf dein formuliertes Ziel
- Sammle für die wichtigsten Einflussfaktoren
- länger bestehende Trends
- kürzlich aufgekommene Trends & Ereignisse
- Skizziere Szenarien, die sich aus den kurz- und langfristigen Trends kombinieren lassen:
- besonders einflussreiche & langfristigste
- besonders attraktiv für dein Ziel
- besonders riskante Szenarien
- zum Vergleich das Szenario, dass alles bleibt, wie es ist
Teil II: Innovationen zum Gewinnen
Nun geht es darum, für die möglichen Szenarien Ideen zu sammeln, wie du dein Ziel konkret erreichen kannst. Hierfür helfen die Kreativitätstechniken und Innovationsmethoden. Der Ablauf:
- Nenne das Ziel
- Wähle 3 Szenarien, die einen relevanten Einfluss auf dein Vorhaben haben (sehr wahrscheinlich & einflussreich, sehr riskant, sehr attraktiv).
- Formuliere Brainstorming-Fragen als WM- bzw. WKW-Fragen für jede der 3 Szenarien und auch für Fragen, die sich ergeben, wenn du die drei Szenarien vergleichst.
- Sammle Ideen unter Berücksichtigung der Brainstorming-Prinzipien (wilde Ideen ermutigen, aufeinander aufbauen, Konzentration auf Möglichkeiten – erst später bewerten)
- Wähle Ideen aus nach den für euch wichtigen Kriterien (typischer Weise: Originalität vs. Aufwand, ergibt die Now-Wow-How-Ciao Matrix)
Bravo: nun hast du konkrete Ideen für Innovation, die sich aus eurer Zukunfts- Trend- & Szenarienanalyse ergeben!
Du kannst Teil II beliebig oft wiederholen, insbesondere unter Berücksichtigung von Reframing-Strategien, um wirklich out-of-the-box-Ideen zu ermöglichen.
Weitere Techniken & Methoden der Zukunftsforschung:
- Future Cone, spaltet mit fortschreitender Zukunft unterschiedliche Zukunfts-Szenarien auf:
- erwartbar
- wahrscheinlich
- möglich
- vermeidbar
- Traumreise zur Entdeckung möglicher Zukünfte / Visionsfindung
- Zukunftscollagen
- Zukunftsrad: Was-wäre-wenn-Mindmap
Vergleich: Methoden zur strategischen Arbeit mit Zukunftsszenarien
Je nach sozialem Kontext werden unterschiedliche Begriffe für die Arbeit mit Zukunftsszenarien benutzt. Hier ist eine Tabelle, die vier gängige, unterschiedliche Ansätze vergleicht.
Kriterium | Strategic Foresight | Future Thinking | Szenarioplanung | Zukunftsgestaltung |
---|---|---|---|---|
Definition | Langfristige Ausrichtung auf zukünftige Chancen und Risiken mit dem Ziel, heutige Entscheidungen zu informieren. | Kreativer Prozess, der sich mit möglichen und wünschenswerten Zukünften befasst. | Methodischer Prozess zur Entwicklung mehrerer plausibler Zukunftsszenarien. | Aktiver Prozess der Formung der Zukunft durch strategische Entscheidungen und Handlungen. |
Fokus | Identifikation von Trends und disruptiven Veränderungen. | Exploration von neuen Ideen und Konzepten. | Entwicklung unterschiedlicher Zukunftsbilder basierend auf gegenwärtigen Trends und Unsicherheiten. | Umsetzung von Visionen und Strategien zur Erreichung bevorzugter Zukünfte. |
Hauptnutzen | Verbesserte Risikobewertung und Chancenerkennung. | Förderung von Innovation und Kreativität. | Unterstützung bei der strategischen Planung und Entscheidungsfindung. | Proaktive Gestaltung der Unternehmenszukunft. |
Methoden | Trendanalyse, Expertenbefragungen, Delphi-Methode. | Brainstorming, Ideenworkshops, Kreativitätstechniken. | Szenario-Workshops, Cross-Impact-Analysen, Szenario-Matrix. | Roadmapping, Action Planning, Visioning. |
Anwendungsgebiet | Strategische Planung, Policy-Entwicklung. | Produktentwicklung, Forschung und Entwicklung. | Risikomanagement, Langfristplanung. | Unternehmensführung, Organisationsentwicklung. |
Ziel | Vorbereitung auf zukünftige Entwicklungen und Vermeidung von Überraschungen. | Generierung von Durchbruchideen und Visionen. | Erstellung robuster und flexibler Strategien. | Realisierung einer gewünschten Zukunft durch gezielte Initiativen. |