Psychologie der Achtsamkeit: 3 Modelle

Unser Geist ist ein wildes Phänomen, kaum ein Modell kann ihn fassen. Achtsamkeit und Meditation wollen den Geist bändigen. Eine psychologisches Theorie, um Achtsamkeit und Meditation zu bändigen, besteht aus 3 Modellen: Eisberg, Teufelskreise und Entscheidungsprozesse.

Drei Psychologische Modelle des Geistes zum Verständnis von Achtsamkeit

  1. Eisberg des menschliches Systems
    1. Bewusstseins-Mondphasen
    2. Integration
  2. Teufelskreise durchbrechen
    1. Trägheit durch PISS (Prägung, Ignoranz, Süchte und Stress)
    2. Selektive Wahrnehmung
    3. Platons Höhle verlassen
    4. Reframing
  3. Entscheidungen als Algorithmen
    1. Mehr Möglichkeiten durch Akzeptanz
    2. Kontext & Heuristiken
    3. Lernen durch Entscheidungen
    4. Den ökonomischen Nutzen maximieren

Schauen wir uns die Modelle etwas genauer an.

1. Eisberg

Eisbergmodell Mensch als komplexes System Tiefenpsychologie

In diesem Modell wird der Mensch als Eisberg betrachtet, wobei der größte Teil des Eisbergs unter der Wasseroberfläche verborgen ist und die inneren, unsichtbaren Prozesse darstellt.

Die Bewusstseins-Mondphasen beschreiben den Anteil des Systems. Die Wahrnehmung unseres System ermöglicht die Integration von unbewussten Inhalten ins Bewusstsein: die Mondphase vergrößert sich. Eine Brücke zwischen äußerlich wahrnehmbarem Verhalten und inneren Vorgängen ist die Atmung, die daher oft als Ausgangspunkt für Achtsamkeit und Meditation gewählt wird.

Bewusstsein Integration Wahrnehmung Mondphase Atmung

 

Durch die achtsame Wahrnehmung und Vergrößerung unseres Bewusstseins können wir ein besseres Verständnis des Selbst erlangen und darüber letztlich psychische Stabilität und Weisheit im Umgang mit sich selbst fördern.

 

2. Teufelskreise

Teufelskreise sind negative selbsterfüllende Prophezeiungen: ein Kreislauf aus Verhalten und selektiver Wahrnehmung. Selbsterfüllende Prophezeihungen - Teufelskreis - Engelskreis

In Teufelskreisen entsteht oft eine zusätzliche Rückkopplung aus unangenehmen Gefühlen und kurzfristigen Belohnungen durch ein dysfunktionales Verhalten in Form von Süchten, Betäubungen. So bleibt innerer Stress erhalten.

Teufelskreise entstehen durch biografische Prägungen (auch Traumatisierungen), Ignoranz gegenüber anderen möglichen Verhaltensweisen, Stress oder Süchte.

3. Entscheidungen

Unser Handeln kann abstrahiert werden durch einen Entscheidungsalgorithmus aus folgenden Schritten:

  1. Wahrnehmung
  2. Akzeptanz
  3. Heuristik für die aktuelle Entscheidungssituation auswählen
  4. Entscheidung treffen
  5. Verhalten ausführen

Durch Achtsamkeit fördern wir durch die Wahrnehmung & Akzeptanz das Anwenden von bewussten und gesunden Entscheidungsprozessen.

Die Entscheidungen können je nach Situation sehr kompliziert sein. Aber wenn wir einmal gelernt haben, uns selbst beim Handeln, Verarbeiten und Entscheiden wahrzunehmen, die Realität zu akzeptieren und Teufelskreise zu durchbrechen, können wir unabhängig vom Kontext die nach unseren Kompetenzen zum aktuellen Zeitpunkt bestmöglichen Entscheidungen treffen – und damit auch in Zukunft leichter die Entscheidungen akzeptieren, die wir getroffen haben. Wir erlauben uns zu lernen und mit der Zeit immer bessere Entscheidungen zu treffen.

Lernen zeigt sich in einer besseren Heuristik.

Ein anderes Modell ist die OODA-Loop.

-OODA-Loop-Agilität-Agile-Design-Thinking-Kaizen-KVP_Deutsch
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Durch Entscheidungen versuchen wir den ökonomischen Nutzen für unser System zu optimieren, auch wenn wir dies unbewusst oder eingeschränkt durch kognitive Verzerrungen (Paradox of Choice, Sunk Cost Fallacy, Verlustaversion, Ankereffekt, Selbstüberschätzung) tun.

 

Achtsamkeitstraining in 3 Stufen

Die folgenden 3 Trainingsstufen bauen aufeinander auf und gehen von innen nach außen in die Interaktion mit anderen Menschen. Die Komposition beruht auf den MBSR-Achtsamkeitsübungen und den konkreten Anleitungen von Oliver Hug – und wird von uns abgebildet im Online-Kurs »Achtsamkeits-ABC«.

  1. Wahrnehmung
    1. Atmung
    2. Körper
    3. Sinne
  2. Akzeptanz
    1. Gedanken
    2. Gefühle
    3. Mitgefühl
  3. Zuhören
    1. Aktiv zuhören ohne zu unterbrechen
    2. Mitfühlend zuhören
    3. Das eigene System als Resonanzkörper

Die obigen theoretischen Modelle begründen, warum die folgenden 3 Trainingsstufen wichtig sind:

  1. Wahrnehmung ist der erste Schritt im Entscheidungsprozess und im Leben allgemein. Indem wir Informationen wahrnehmen, können wir eine bessere Grundlage für unsere Entscheidungen schaffen und uns selbst besser verstehen. Im „Mensch als Eisbergmodell“ hilft die bewusste Wahrnehmung uns, uns der verschiedenen Phänomene unseres Systems bewusst zu werden, was für die Integration der inneren Prozesse ins Bewusstsein  wichtig ist und für psychisches Wohlbefinden hilft. Der „Entscheidungs-Algorithmus“ braucht die Wahrnehmung von Informationen als Grundlage für einen guten Entscheidungsprozess.
  2. Akzeptanz ist die Bereitschaft, die Realität anzuerkennen und sich selbst mitfühlend zu betrachten. Akzeptanz hilft, Teufelskreise zu durchbrechen, die durch Prägung, Ignoranz, Süchte und Stress (PISS) entstehen können. Akzeptanz ist auch ein wichtiger Aspekt im Entscheidungsprozess, da es uns ermöglicht, Informationen objektiv zu betrachten und die emotionalen Blockaden zu überwinden, die uns daran hindern könnten, kluge Entscheidungen zu treffen.
  3. Zuhören ermöglicht uns, Informationen und Ideen von anderen aufzunehmen und unseren Horizont zu erweitern. Im Entscheidungsprozess ist Zuhören wichtig, um verschiedene Standpunkte und Informationen zu sammeln und eine fundierte Entscheidung zu treffen. Achtsames Zuhören bedeutet, offen für die Realität und mögliche Perspektiven offen zu sein, dadruch aus begrenzten Denkmustern auszubrechen und „Platons Höhle“ zu verlassen.

Wenn das achtsame Zuhören erlernt wurde, können danach auch komplexere Interaktionen bewusster ausgeführt werden, zum Beispiel ein Dialog und komplexe Kommunikations- und Interventionstechniken.