Inspiriert wurde ich zu diesem Artikel durch eine Nachrichtenmeldung über einen drohenden Bürgerkrieg in Mali – ein Tauziehen zwischen Militär, Islamisten und demokratischer Zivilbevölkerung. Mir kam der Gedanke, dass es langfristig egal sein dürfte, welche Regierungsform kurzfristig an der Macht ist, solange es eine gute Bildung gibt, die dafür sorgt, dass die nächste Generation eine stabile, intelligente und gerechte Politik aufbauen kann.
Mir kam der Gedanke, dass vor allem kritisches, selbstständiges Denken dafür nötig ist, bezogen auf die Herausforderungen der Politik und Gesellschaftsgestaltung. Dafür wäre es vor allem wichtig, dass es einen guten, kritischen Geschichtsunterricht gibt, sodass die Fehler der Vergangenheit erkannt werden und nicht wiederholt werden müssen. Außerdem ist eine gute technische Bildung wichtig, sodass eine zeitgemäße autarke Industrie und Wirtschaft entstehen kann. Dazu ein Sportunterricht, der körperliches Selbstbewusstsein fördert – also sowohl körperliche Kraft aber auch Selbstwahrnehmung und ein Gespür für die eigenen körperlichen Bedürfnisse.
Nur 3 Basisfächer
Um es möglichst einfach zu halten, dürfte dies fürs erste genügen, denn viele andere Kompetenzen aus anderen „Fächern“ können dem untergeordnet werden. Also Minimal-Fächerkanon für eine nachhaltige Bildung:
- Geschichte (Macht, Politik, Gruppendynamik, Psychologie, kognitive Verzerrungen, Geographie, kritisches Denken, Kommunikation)
- Technologie (damit auch Naturwissenschaftliches Denken, digitale Kompetenzen wie Programmieren und Webdesign)
- Bewegung (Koordination, Selbstwahrnehmung, Selbstwirksamkeit, Kooperation)
Schreiben und Diskutieren kann man in Geschichte, Mathematik und Informatik würde man für Technologie lernen, auch Kreativität und Innovation. In Bewegung könnte man lernen, auf sich selbst zu achten und zu kooperieren.
Probleme des bisherigen Schulsystems
Es gibt viel Kritik am Deutschen Schulsystem. Perfekt geht es nicht, es wird immer etwas zu meckern geben. Aber folgende Punkte im aktuellen Schulsystem geben Anlass für eine grundlegende Systemtransformation:
- Seelische Belastung von Kindern & Jugendlichen [1]
- Lehrermangel, mit gestiegenem Anteil Krankheitstagen ebenfalls aufgrund seelischer Belastung
- Weltfremdheit der Lerninhalte:
- Fächerkanon wurde seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr grundlegend innoviert, heute ist Wissen aber über das Internet leichter zugänglich als über das Klassenzimmer
- Lehrer erhalten in ihrer Ausbildung keinen Blick über den Tellerrand: Schule, Hochschule, Schule, Midlife-Crisis, Schule, Rente
- Taubheit gegenüber der Metamoderne – aus Überforderung, Angst und Anhaftung an gestern fehlt eine klare Orientierung für die Zukunft
Metakompetenzen
Für die Zukunftstauglichkeit sollten auch noch Metakompetenzen hinzukommen wie:
- Resilienz,
- Selbstreflektion
- Authentische Kommunikation,
- Kreativität (innovieren, Probleme lösen, unternehmerisches Denken)
- Selbstorganisation mit spannungsbasiertem Arbeiten (Entscheidungen treffen über Konsent oder systemischen Konsens, schwierige Themen ansprechen, Verantwortung verteilen, Ideen sammeln)
Es ist leichter, sie auch im Rahmen konkreter Anlässe zu lernen, aber sollten als Kompetenzen explizit anvisiert werden in der Pädagogik & Didaktik.
Transformation: Innovation + Organisationsstruktur + Team-Beziehungen
- Innovation geht über Design Thinking & Effectuation;
- die Organisationsstruktur kann neu gedacht werden, aber braucht einen klaren und liebevollen Change-Prozess mit Integration der Widerstände,
- Team-Beziehungen müssen präventiv und begleitend gestärkt werden
Mehr dazu
Systemtransformation = positives Modell + partizipative Strukturen + Kommunikations-Kampagne
Quellen
[1] Statistisches Bundesamt (2023)
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_N042_231.html
[2] Thomas G. Grobe, Joachim Szecsenyi (2021), Barmer Arztreport, abrufbar unter
https://www.bifg.de/publikationen/reporte/arztreport-2021