Gruppen sind komplexe Systeme, in denen Entscheidungsfindung quälend anspruchsvoll werden können. Manche versuchen es mit einfachen Entscheidungsmethoden:
Vereinfacht wäre:
- Der Chef entscheidet
- Vermeidung von Entscheidungen, entweder bleibt alles wie es ist oder wird dem Zufall überlassen
- Die Mehrweit entscheidet
- Konsens: alle müssen einer Meinung sein
Jedes dieser 4 Entscheidungsprinzipien kann in einem bestimmten Kontext funktionieren, hat aber starke Risiken: Chefs können launisch sein, die Mehrheit kann Minderheiten und damit wichtige Risiken und Potenziale übergehen, Konsens kann so anstrengend werden, dass doch faule Kompromisse getroffen werden.
Wie sähen also gute Entscheidungen aus?
Kriterien für gute inklusive Entscheidungen in der Gruppe
Gute Entscheidungen sind
- weitsichtig,
- inklusiv (die Bedürfnisse & Ideen von Minderheiten, Marginalisierten und Introvertierten werden integriert)
- effizient
Ich stelle nun die Entscheidungsfindung im Konsent vor.
Inklusive Entscheidungsfindung durch Konsent
Hier die Gegenüberstellung:
Konsens: Die Entscheidung ist getroffen, wenn alle dafür sind.
Konsent: Die Entscheidung wird getroffen, wenn nichts mehr dagegen spricht.
← wird erleichtert durch Empathie, Dialog & Kreativität, um passende Lösungen zu erfinden
Konsens / Kompromisse → Konsent
Der Konsent ist also eine Abschwächung des Entscheidungskriteriums. Dies kann sehr wertvoll sein, wenn sich leicht die Froten verhärten oder auch einfach, wenn viele gesprächsfreudige Personen an einer Entscheidung mitwirken und dadurch der Prozess aufgebläht wird und der Zeit- und Energieaufwand nicht mehr die Qualität der Entscheidung erhöht.
Entlastung von verhärteten Entscheidungsszenarien
Weitere sinnvolle Haltungen und Prinzipien für systemisches Konsensieren, New Work, z.B. im Rahmen von Reinventing Organisations, sind,
Dann wollen wir uns etwas entlasten… viele Konflikte über zwei Optionen A oder B entstehen aufgrund unnötiger Verengung des Möglichkeitsraumes. Wenn wir einsehen, dass die allermeisten Entscheidungen nicht für immer gefällt werden, sondern sowieso nur für einen begrenzten Zeitraum und wir diesen auch noch testweise definieren, fällt es viel leichter etwas locker zu lassen:
Fixe Entscheidungen→ Experimente mit zeitlichem Rahmen
Der größte Feind einer einfachen Einigung ist jedoch der verbissene Perfektionismus. Man kann sich wirklich gänzlich davor drücken, eine Entscheidung zu fällen geschweigedenn etwas umzusetzen, wenn man einfach überhöht perfektionistische Ansprüche an die Lösung erhebt. Leichter entscheiden und umsetzen lässt sich auch hier mit einer Abschwächung:
Perfekte Option→ “Good enough for now, safe enough to try”
Konsent-Prozess zum Finden einer Entscheidung zum Lösen einer Spannung
…mehr zum spannungsbasiertem Arbeiten.
Haltung: Milder Umgang mit Egos
Sind die Egos erstmal verhärtet, muss man manchmal einfach weiter an einer Option festbeißen… denn sonst hieße es noch, man wäre wechselmütig oder würde kleingeben?! Niemals!
Anstatt zu verlieren, ist es jedoch schon viel schöner, großzügig zu sein und netter weise mit einer Option leben zu können.
Also angenehmer ist folgende Haltung:
Habe ich mich durchgesetzt?
→ Ergibt sich eine sinnvolle Lösung für die Gesamtheit, mit der ich leben kann?
Manchmal gibt es besonders hartnäckige Widersacher – denen manchmal auch egal ist, welche Konsequenzen ihre Blockade mit sich bringt. Dann hilft es, diese Menschen besonders ernst zu nehmen und sie für ihre mühevolle Hartnäckigkeit zu wertschätzen, indem sie die Verantwortung dafür bekommen, den weiteren Prozess zu strukturieren oder das umkämpfe Thema besser auszuarbeiten. Wenn dieses Prinzip im Vorfeld bekannt ist, lösen sich viele Widerstände in Luft auf.
Ich bin einfach nur dagegen→ Wer dagegen ist, macht einen Verbesserungsvorschlag und übernimmt Verantwortung.
Damit lassen sich selbstorganisierte Teams strukturieren für Entscheidungsprozesse und somit moderne lebendige Organisationen gestalten.
Erfolgsfaktoren für Konsent-Entscheidungen
- Vorbereitung der Entscheidungsvorschläge und Mitteilung an die Beteiligten, sodass sich jede/r vorbereiten kann
- Auswahl der Beteiligten: es sollten die Personen involviert sein, die ein Ownership-Gefühl haben
- Moderation: es kann Anspruchsvoll sein, seine Einwände so zu formulieren, dass sie integriert werden können. Dafür hilft eine neutrale Person mit Blick auf die Methodik