Simpson Protocol – kritische Einschätzung

Simpson Protocol gilt als Hypnose ohne Worte mit Kommunikation über ideomotorische Signale, also zum Beispiel ein „Ja“-Fingersignal oder ein „Nein“-Fingersignal. Es wird dabei weniger vom Unbewussten geredet als vom „Überbewusstsein“. Dies ist im Wesentlichen mit der Intuition gleichzusetzen.

Vorweg: Es gibt nichts schlechtes an den Ansätzen zu finden – aber auch nichts neues, alle einzelnen Schritte sind normaler Bestandteil des Hypnose-Werkzeugkoffers.

Auffällig ist dagegen, wie offensiv die Methode als Heilmittel vermarktet ist, während konkrete inhaltliche Details weggelassen werden. Dies erscheint mir nicht sonderlich seriös. Vielleicht es dennoch gut, aber es dient nicht gerade der Aufklärung und Selbstreflexion.

Vier Ebenen für die Hypnose

Jegliche menschliche Kommunikation wirkt sowohl auf der äußeren Ebene des Verhaltens und der Worte,
als auch unter der Oberfläche auf der emotionalen, seelischen, geistigen und kulturellen Ebene (mehr zu menschlichen Systemen).

  1. Körperliche Ebene
  2. Emotionale Ebene
  3. Geistige / mentale Ebene
  4. Spirituelle Ebene (auch: Individuation / Persönlichkeitsentwicklung / Integration von Traumata & Sehnsüchten)

Ziel: Freiheit von Blockaden auf allen vier Ebenen.

Infos über das Simpson Protokoll findet man in Beispiel-Videos und Teaser-Dokumenten:

https://simpsonprotocolonline.com/wp-content/uploads/2020/10/Simpson-Protocol-BOOK-2020.pdf

 

Elemente des Simpson Protocols:

  • Code-Wörter
  • Regression (geistige Rückkehr zu früheren Zeiten, insbesondere Kindheit, zur Aktivierung basaler Ressourcen)
  • Verschiedene Trance-Tiefen
  • Ideomotorische Signale
  • Teile-Arbeit, insbesondere mit kindlichen Anteilen und einem „Überbewusstsein“

Kritik und Fazit meiner Wahrnehmung des Simpson Protocols:

Ich kann nicht die behauptete Innovation wahrnehmen in den Beispiel-Videos: Ideomotorische Signale, Regression, Aktivierung basaler Ressourcen, Ankerworte etc. sind schon lange normaler Bestandteil einer ordentlichen Hypnoseausbildung und gehören zum Standard-Handwerk eines erfahrenen Hypnotiseurs.

Das Simpson-Protokoll wird fast schon aggressiv beworben, was eher konträr ist zu der gewünschten Neutralität einer Heilungs-Methode.  Vor allem nehme ich wahr, dass die Urheber Ines Simpson und Niels Musche sehr gezieltes Marketing benutzen beim Vertrieb dieser Hypnose Methode und es etwas aufpeppen mit New Age Vokabular á la Joe Dispenza. Dazu nehmen sie sehr hohe Preise weit über normalen Marktpreisen.

Positiv wahrzunehmen ist, dass das Simpson Protocol einen Leitfaden bietet für allgemeine, nicht näher definierte Entwicklungsprobleme, ohne sich in Nebenkriegsschauplätzen zu verlieren. Allerdings kann dies auch jeder andere erfahrene Hypnose-Therapeut anbieten.

Ich schließe daraus, dass es vor allem ein weiteres Phänomen von „Ich mische Altbewährtes neu zusammen, wähle einen hippen Namen und bombardiere die Außenwelt mit Marketing und Branding und gaukle damit vor, ich habe den Stein der Weisen.“ Das Verhältnis von Lobpreisungen zu konkretem Inhalt sprechen für diese Vermutung. Es gibt keine Open Source Variante des „Protokolls“ und natürlich auch keine randomisiert kontrollierte Studie dazu.

Von daher bleibe ich skeptisch und freue mich, wenn mir jemand etwas anderes mitteilen kann.

Bis dahin finde ich die Kombination aus Heilsversprechen und Verkaufs-Techniken unseriös und rate lieber zu einer soliden Hypnosetherapie-Erfahrung oder -Ausbildung.

 

Sinnvolle Alternativen zum Simpson-Protokoll: