Coaching & Therapie funktionieren darüber, dass ein Therapeut (oder mehrere) mit Hilfe von Interventionen eine Veränderung beim Klienten herbeiführen. Diese Änderung kann auf das Verhalten, Denken, Fühlen, Verstehen einwirken – auf alles, was im Nervensystem des Klienten durch Stimuli ausgelöst werden kann.
Interventionen = Kern des Coaching- & Therapie-Prozesses
Wir orientieren uns für Coaching & Therapie-Prozesse am folgenden Prozess-Modell:
Der Coaching-Prozess nähert sich in Schleifen dem gewünschten Zustand, den man allgemein als inneres Gleichgewicht bezeichnen kann. Dafür werden in einer Coaching-Session folgende Schritte durchgeführt:
- Anamnese: Verstehen des Anliegens, der inneren Spannungen und Konflikte und der Zusammenhänge mit dem sozialen System und der äußeren Welt
- Ressourcen aktivieren: es ist immer hilfreich und stabilisiert den Klienten für umfangreichere Interventionen, wenn möglichst viele positive psychische Ressourcen vorhanden sind (Entspannung, Aufnahmefähigkeit, positiver Selbstwert, Optimismus… mehr zu psychologischen Ressourcen)
- INTERVENTION: Hier kommt das eigentliche Experiment zum Tragen. Ein Versuch, im System des Klienten etwas in richtig positivem Gleichgewicht zu bewegen. Dafür gibt dir dieser Artikel eine Liste therapeutischer Interventionen.
- Reflexion: …sodass Klient und Coach miteinander lernen können, wie künftige Interventionen noch besser funktionieren können und was dafür vielleicht noch klemmt im System.
…im nächsten Zyklus – also normaler Weise in der nächsten Sitzung – kann dann mit dem neuen Wissen aus der Reflexion und den Erfahrungswerten aus der Intervention von einer noch sichereren Basis aus gestartet werden.
Mit der Zeit werden die Phasen der Anamnese und Ressourcenaktivierung tendenziell kürzer,
die Intervention und Reflexion darf mehr Raum und Tiefe bekommen mit fortschreitender Zahl der Zyklen.
Liste an Coaching- & therapeutischen Interventionen
Die folgende Liste an Coaching-und therapeutischen Interventionen ist geordnet von einfach bis komplex – je nach Fall kann dies natürlich anders aussehen (manche Menschen finden eben partout keine Vision, andere mit Leichtigkeit, aber haben verfestigte Blockaden gegenüber emotionaler Wahrnehmung).
- Leinwand-Technik
- positives Selbstbild entwerfen
- Visionspyramide
- Regression: Rückschau in die Vergangenheit / Kindheit
- Progression: wie kann die Zukunft aussehen, insbesondere Reise ans Ende des Lebens
- Visionsfindung
- Gewaltfreie Kommunikation üben
- Glaubenssätze verändern
- Gewohnheiten ändern, zum Beispiel über Mikro-Gewohnheiten (tiny habits)
- Schrittweise Konfrontation mit unangenehmen Themen
- Berufung finden, zum Beispiel mit IKIGAI
- Core-Transformation
- paradoxe Intervention
- Teile-Arbeit… zum Beispiel mit dem inneren Team und der Ego-State-Therapy
- Aufstellung
- Trauma-Integration
Diese 16 therapeutischen Interventionen sind mehr oder weniger standardisierte Methoden. Darüber hinaus gibt es beliebig viele weitere Interventionsmöglichkeiten: auch Schweigen kann eine Intervention sein oder die Schulung einer bestimmten Kompetenz, wie zum Beispiel die Gewaltfreie Kommunikation.
Was ist die richtige Intervention?
Doch wonach wähle ich als Coach denn die richtige Intervention aus?
Die richtige Intervention ist die erwartet beste Möglichkeit, das Ziel des Coachings zu erreichen! …dies hängt natürlich auch vom Coach selbst ab und seinen Repertoire und seiner Fähigkeit, Muster und Widerstände zu erkennen.
Das Ziel von Coaching ist es, eine wünschenswerte Veränderung im Leben des Klienten herbeizuführen, in Richtung harmonischen Gleichgewichts mit sich und der Welt. Auf dem Weg dahin tauchen natürlich viele kleinere Herausforderungen und Baustellen auf: eine Abwehrmechanismus hier, ein Konfliktchen da, eine Irritation mit den eigenen Eltern da hinten…
Wir arbeiten uns auf das große Ziel hin und nehmen dabei die auftauchenden Baustellen ernst – ohne uns darin zu verlieren.
Und oft erkennen wir durch die kleinen Baustellen erst die viel größeren dahinter… aber das Ziel bleibt ein glückliches, gesundes Leben – auch wenn nicht alle Wunden der Vergangenheit geheilt und alle Macken gelöst werden können.
Kleine Intervention, große Intervention
Kleine Intervention: eine passende Frage, eine Provokation, eine gute Hypothese, eine Offenbarung, eine geteilte Emotion, wahrhaftige Präsenz, ein Moment der bewussten Lebendigkeit
Große Interventionen: große Probleme erfordern größere Interventionen. Um sich aus schlimmen Traumatisierungen aus der Kindheit oder Armut herauszuarbeiten geht eben nicht in ein paar Coaching-Sitzungen. Dann müsste eigentlich das ganze Leben geändert werden: Wohnraum, familiäre Situation, Ausbildungen, konstruktive soziale Beziehungen. Autogenes Training. Ein Hochschulstudium oder eine lange Reise.