Kreativität ist gefragt, um
- Probleme zu lösen,
- neues zu erfinden,
- Kunst und Schönheit zu vollbringen,
- als moderner Mensch in einer komplexen Gesellschaft ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Doch was ist Kreativität überhaupt?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, betrachten wir verschiedene Disziplinen:
- Arbeitsalltag,
- Psychologie,
- Kognitionswissenschaft,
- Neurobiologie.
- Wirtschaft,
- Sozialwissenschaften
Was ist Kreativität für den Arbeitsalltag?
Im Alltag geht es meist darum, in konkreten Problemsituationen auf eine passende Idee zu kommen… die richtigen Worte, den richtigen Text, die richtige Erfindung, die richtige technische Lösung. Vorausgesetzt ein Mensch hat eine solide Grundkompetenz in seiner Arbeit, reichen dann oft die richtigen Frage- und Lösungstechniken.
- Kreativitätstechniken sind einzelne Techniken und Gedankenansätze, um mehr Ideen zu entwickeln
- Heuristiken stecken hinter den Techniken & Methoden, um mehr Kreativität zu entfalten
- 7 systemische Fragetechniken, um zu einer Lösungsperspektive zu finden in menschlichen Herausforderungen
- Der Kreativitäts-Schalter ist eine Technik, um Individuen zu helfen, ihre Kreativität zu steigern
Kreativität fördern im Unternehmen:
- eine kreative Atmosphäre schaffen: angstfrei, wertschätzend, motivierend, mit spielerischen Freiräumen
- Schulung von Kreativitätstechniken
- Raum schaffen für Networking, Weiterbildung, Experimentieren und Fehler machen
- Reflektieren von Kreativitätsblockaden, um diese zu minimieren
Psychologie und Kreativität
Was ist Kreativität aus Sicht der Psychologie? Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Forschung dazu erst ab 1950 ins Rollen kam. Guilfords Behauptung, jeder Mensch sei kreativ, liegt ein neues Menschenbild zugrunde. Das vorherrschende Paradigma zu Hochbegabten wurde abgelöst durch ein breites Kreativitätsverständnis. Guilford war es auch, der Kreativität mit divergentem Denken in Verbindung brachte. Hierbei handelt es sich um die Art des Denkens bei unklaren Problemstellungen mit mehreren möglichen Lösungen.
Ein tieferes Verständnis über die Psychologie der Kreativität kann entwickelt werden durch das Thema psychologische Entropie und deren Bezug zu Kreativität.
Neurobiologie: Was ist Kreativität und wie entsteht sie im Gehirn?
Kreativität ist eine Fähigkeit lebender Systeme. Der Mensch kann sie bewusst nutzen, um sein Überleben zu sichern, aber auch um Wissenschaft und Theater zu schaffen. Dafür vollbringt das Gehirn eine Höchstleistung. Um sie zu verstehen, schauen wir auf vier Ebenen des Nervensystems:
- das Zusammenspiel von Gehirn-Regionen und Netzwerken
- viele Neuronen interagieren durch Erregung und Hemmung
- das Hormonsystem und emotionale Zustände
- die elektrische Aktivität des Gehirns, gemessen mit Elektroenzephalographie (EEG)
Kreativität ist eine emergente Funktion komplexer Systeme. Denn eine einzelne Nervenzelle kann nicht kreativ sein, erst der Mensch als Ganzes, durch das Zusammenwirken seiner Teile mit der Umgebung.
Kreativität aus Sicht der Kognitionswissenschaft
Kreativität ist nur ein kleiner Bereich der Kognitionswissenschaft, aber es ist ein Bereich, in dem die Fragmentiertheit dieser Disziplin sehr deutlich wird. Viele einzelne Prozesse werden unabhängig voneinander von Kognitionswissenschaftlern untersucht:
- Aufmerksamkeit,
- mentale Repräsentation,
- Emotion,
- Gedächtnis
- Intuition
- kognitive Verzerrungen
- Wissen
Diese kognitiven Prozesse kommen im kreativen Denken zusammen. Um zu verstehen, wie ein Koch ein neues Rezept erfindet, wie eine Handwerkerin ein neues Problem löst, oder wie ein Musiker den Schmerz einer Trennung in einem Musikstück ausdrückt, müssen wir Wahrnehmung, mentale Modelle und Emotionen nicht länger trennen.
Eine Erklärung, wie solche kreativen Ideen und Produkte entstehen, beinhaltet die Synthese mehrerer kognitiver Prozesse. Die Verknüpfung verschiedener Prozesse wird beschrieben durch die Integrated Information Theory. Um damit Kreativität zu erklären, brauchen wir aber noch einen tieferen Blick in das menschliche System anhand von psychologischer Entropie (mehr dazu). Mit Hilfe von Entropie kann erklärt werden, wie aus einer Unordnung von Ideen und Möglichkeiten, ein geniales Werk von niedriger Entropie wird.
Kreativität als Prozess
Was ist Kreativität? Sozialwissenschaftliche Betrachtung
Die Sozialwissenschaft betrachtet gesellschaftliche und soziale Umstände, unter denen Kreativität gefördert wird [3]. So sind Angst, Ausgrenzung und Diskriminierung Hindernisse für Kreativität. Weitere Blockaden sind starre Dogmen & Konventionen sowie eine Kultur der Bewertung. Typische Aussagen sind: „Das haben wir schon immer so gemacht“ oder „das ist historisch gewachsen“.
Das positive Gegenteil ist ein positives, kreatives Klima oder kreatives Milieu: dort herrscht eine möglichst angstfreie Atmosphäre, Raum für Neugier & Forschung. Neue Ideen werden willkommen geheißen und es entsteht Mut zum Experimentieren und Fehler machen.
Was ist Kreativität aus Sicht der Wirtschaft?
Aus wirtschaftlicher Sicht bietet Kreativität ein Wettbewerbsvorteil: für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen ebenso wie für die Entscheidungsfindung, Problemlösung. Die erfolgreiche kreative Zerstörung führt zu einer Innovation. Für Unternehmen, die ihre Position im Markt halten und stärken wollen, ist Innovation ein großes Thema in der Beratungsindustrie geworden. Denn die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts erfordern hohe Kompetenzen sowie ständig neue Problemlösungen und Produkte für aufkommende Bedürfnisse. Innovationsmethoden wie Design Thinking haben sich dafür entwickelt. Kreativität wird zu einer wichtigen Ressource in Unternehmen und für die Personal- und Persönlichkeitsentwicklung von Mitarbeitenden. Ein neuer Trend in der Wirtschaft ist Agilität: eine Kultur, die flexibel Innovationen hervorbringen kann.
Schumpeter beschreibt in seinem Werk „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ das Wechselspiel aus Innovation und Imitation als treibende Kraft für den Wettbewerb. In diesem Buch prägt er auch den Begriff „schöpferische Zerstörung“. Eine Unternehmenskultur, die Kreativität fördert, ist deshalb aus wirtschaftlicher Sichtweise eine lohnende Investition. Umgesetzt werden kann dies beispielsweise, indem man den Mitarbeitenden Freiräume bietet und diese so bezahlt. Auf diese Weise haben sie den Kopf frei, um kreativ werden können.
„Die Eröffnung neuer, fremder oder einheimischer Märkte und die organisatorische Entwicklung vom Handwerksbetrieb und der Fabrik zu solchen Konzernen wie dem U.S.-Steel illustrieren den gleichen Prozess einer industriellen Mutation – wenn ich diesen biologischen Ausdruck verwenden darf –, der unaufhörlich die Wirtschaftsstruktur von innen heraus revolutioniert, unaufhörlich die alte Struktur zerstört und unaufhörlich eine neue schafft.
Dieser Prozess der „schöpferischen Zerstörung“ ist das für den Kapitalismus wesentliche Faktum. Darin besteht der Kapitalismus und darin muß auch jedes kapitalistische Gebilde leben.“
Joseph Schumpeter