Gamification im Workshop & Seminar

Seminare, Trainings, Unterricht sind soziale Entwicklungs- und Lernprozesse. Auf den ersten Blick scheinen sie nichts mit Spielen zu tun zu haben. Schließlich wollen die Seminarteilnehmenden sich oder ihre Tätigkeiten im Workshop ernsthaft weiterentwickeln und ihre Ziele erreichen. Kann die spielerische Gestaltung bzw. Gamification eines Workshops das unterstützen?

Gamification für nachhaltiges Lernen

Die Antwort lautet ganz klar: Ja! – In der Schule wird der Spielcharakter des Lernens ab der Oberstufe plötzlich aberkannt. Ab dann werden Lernende gesellschaftlich darauf konditioniert, Lernen und Bildung als etwas sehr Ernstes und Wichtiges zu begreifen. Scheitern ist nicht mehr erlaubt: Was zählt sind einzig Noten und Leistung. Das setzt sich in der Arbeitswelt fort. Wir kleben förmlich am Bürostuhl vor dem Schreibtisch. Dadurch wird der menschliche Spieltrieb vernachlässigt und in die Freizeit verdrängt.

Dabei ist der Spieltrieb, wie es neurobiologisch nachgewiesen ist, und wie man es auch in der Tierwelt beobachten kann, einer der zentralen Motivatoren für das Lernen! Diese wichtige Quelle kann in Workshops wieder angezapft werden. Die Vorteile von gelungener Gamification im Workshop knapp zusammengefasst:

  • Mehr Begeisterung und mehr Energie
  • Nachhaltigeres Lernen
  • Feedbackschleifen geben dem Teilnehmenden einen Überblick über seinen Status
  • Nutzen von Synergien in Gruppendynamiken
  • Spielstruktur führt zu Klarheit im Ablauf, in den Impulsen der Teilnehmenden und für die gewünschte Entwicklung des Seminars

Elemente eines erfolgreichen Workshops

Workshops haben meistens das Ziel, eine Fähigkeit zu erlernen oder sein Wissen über etwas zu vertiefen. Ein erfolgreicher Workshop gibt den Teilnehmer*innen das Gefühl, ihre Kompetenz und ihr Wissen erweitert zu haben. Dafür greift der Workshopleiter zu verschiedenen Methoden, Materialien und Sozialformen.

Idealerweise greift er nach dem Design Thinking Grundsatz „form follows function“ zu den Mitteln, die dem Ziel des Workshops am besten dienen. Das gleiche gilt dann auch für Gamification.

MediumSozialformenMethoden
  • Sprache
  • Gestik & Körpersprache
  • Arbeitsblätter
  • Lego
  • Powerpoint
  • Räumliche Strukturen
  • Schrift
  • Individuell
  • Diade (2 Personen)
  • Triade (3 Personen)
  • Kleingruppen
  • Plenum
  • Kugellager
  • Fishbowl
  • Soziometrische Aufstellungen
  • Open Space Konferenz
  • Feedback-Methoden
  • Rollenspiele
  • Kreativitätsmethoden
  • Teamentwicklung
  • Traumreisen

Vergleich Workshop- und Spiel-Elemente:

WorkshopSpiel
ZieleSieg
zeitliche Phasierungzeitliche Struktur, Runden
MethodenSpielregeln
GruppenTeams
Raum-StrukturSpielplan
MaterialienGegenstände / Artefakte
Kommunikations-MedienInformations-Kanäle
Kompetenz-EntwicklungErfolge
FeedbackDarstellung der Lernkurve
evtl. Visualisierung des FortschrittsPunkte & Badges auf Fortschritt und Erfolg
RollenAvatare
Schwierigkeits-GradeLevels
Vergleich der ArbeitsergebnisseWettbewerb

Gamification eines Workshops – Welche Spielelemente können einen Workshop bereichern?

Die Umbenennung von Elementen hat schon eine Wirkung. „Teams“ statt „Gruppen“, Runden statt „Phasen“, „Wettbewerb“ statt „Arbeitsauftrag oder Auswertung“, usw. Die oben genannten Spiel-Elemente können dann so kombiniert werden, dass

  • Sind die Spielelemente & Spiel-Strukturen klar erklärt?
  • Gibt es eine Visualisierung & Feedback des Fortschritts?
  • Gibt es eine spannende Erzählung um die einzelnen Arbeitsphasen oder sind sie trocken erklärt?
  • klare Rollenverteilung der Hauptakteure
  • Gegenstände, mindestens zum Ankern, Priming & Dekorieren
    (z.B. Prototyping-Material im Kreativitäts-Workshop, Musikinstrumente, Poster, Meditations-Gong)
  • ein wichtiges Prinzip ist Cascading Information: die Teilnehmer erhalten nur die für die aktuelle Aufgabe relevanten Informationen, unwesentliches wird ausgeblendet
  • Wichtig: Form follows Function – nur die Spielelemente sollten eingesetzt werden, die wirklich dem Ziel des Workshops und einem guten Erlebnis dienen
  • durch höheren Spaß-Faktor Übergang zu Edutainmant

Besonders wichtig ist ein klares Ziel. Dieses Ziel kann durchaus auch mit einem Gewinn verknüpft werden. Den Fortschritt dahin kann man visualisieren und so die Motivation lebendig halten und einen Wettbewerb.  Allerdings sollten die Spieler nicht das Gefühl bekommen, dass mit Spiel-Elementen ein Leistungsdruck nur „überpinselt“ wird. Das Spielen ist ernst zu nehmen. Sichtbar wird das an typischen Spielobjekten (Karten, Würfel, Figuren…), am Storytelling rund um das Geschehen und an positivem und negativem Feedback bei gutem bzw. schlechten Spielverhalten. Hier ist Kreativität gefragt!

Gamification Canvas: Gestalte deinen Workshop mit Spiel-Elementen

Workshop-Checkliste - Gamification - Coaching-Programm- Lernprozesse entwickeln -Online

Methodik: Mit Design Thinking mehr Gamification im Workshop

Hauptartikel: Gamification mit Design Thinking

Design Thinking ist eine Innovations-Methode, um Produkte und Prozesse nutzerzentriert zu gestalten. In der einfachsten Darstellung erfolgt dieser Kreativitätsprozess als das abwechselnde Öffnen und Schließen von Problem- und Lösungsraum, um eine Problemlösung zu gestalten. Für die Gestaltung von gamifizierten Workshops sind folgende Prinzipien wichtig:

design-thinking-gamification-lernen

    • Ausrichtung an Zielgruppe und deren Bedürfnissen, unter Berücksichtigung von Ängsten, Lebenswelten und Sprache
    • tiefes Eintauchen in die Welt der Nutzer, um dann verstehen zu können, welche Bilder, Geschichten und Elemente für passend sind
    • Prototyping: Einsetzen von Spielelementen nach dem Baukasten-Prinzip, mit denen der Workshop gestaltet werden kann
    • klares Design der User Journey, d.h. der wichtigsten Interaktions-Punkte der Nutzer mit dem Lernprozess
    • Test mit Zielgruppe, um Feedback für Iterationen zu sammeln

Den Workshop als gamifizierten Lernprozess gestalten

Workshops – gamifiziert oder nicht – sind Lernprozesse. Im Idealfall hast du bereits deine Nische definiert, d.h. für welche Arten von Menschen du welche Weiterentwicklung ermöglichst. Dann kannst du den Entwicklungsprozess mit Gamification ausgestalten. Eine Orientierung dafür bietet dann die Gamificaton-Kurve für erfahrungsbasiertes Lernen (experience based learning). Alle Phasen sollten für die Zielgruppe passend ausgestaltet sein, z.B. mit Hilfe von Design Thinking und Gamification-Elementen.

Erfahrungsbasierte Lernprozesse mit Gamification - experience based learning

Und so konkretisierst du den Lernprozess für Experience Based Learning mit Gamification im Workshop für die 4 Phasen. Im Artikel »Gamification & Lernen« findest du ausführlichere Hinweise, wie du die einzelnen Phasen ausgestaltest!

Viel Erfolg!
Wenn du Sparring oder Unterstützung bei der Entwicklung von gamifizierten Workshops suchst, schreib mir gerne eine Nachricht.


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