[Workshop] Teamentwicklung: Methoden, Ablauf und Insider-Tipps

Teamentwicklung ist eine schöne Kunst, aber auch herausfordernd: denn in Gruppen können Konflikte entstehen mit unangenehmen Gruppendynamiken. Ziel ist, dass die Individuen zusammenwachsen als Team und erleben einen Flow an Freude, authentischer Kommunikation und erleben sich als Teil eines größeren Ganzen.

In diesem Artikel gebe ich dir ein paar Einblicke in das Thema Teamentwicklung: Fünf Ebenen, auf denen sich eine Gruppe zum Flow Team entwickeln kann, die Tuckman Phasen der Teamentwicklung und ein paar Einblicke in die tieferen Zusammenhänge von Gruppendynamik und der Durchführung von Teamentwicklungs-Workshops.

Was ist Teamentwicklung?

Teamentwicklung beschreibt Methoden, Maßnahmen und Aktivitäten, die Teams weiterbringen in Richtung Vertrauen, Zusammenhalt, Effektivität und Erfolg in der Umsetzung der Ziele.

Typische Aktivitäten der Teamentwicklung können beinhalten:

  • Team-Building-Übungen und Spiele, um das Vertrauen und die Zusammenarbeit innerhalb des Teams zu stärken
  • Analyse der Teamdynamik
  • Identifizierung von Herausforderungen und Chancen
  • Definieren von Zielen und Strategien
  • Klärung der Rollen innerhalb des Teams
  • Training der Teammitglieder in spezifischen Fähigkeiten, die für die Arbeit des Teams von Bedeutung sind, insbesondere in effektiver Kommunikation
  • Implementierung von Prozessen zur Entscheidungsfindung, Konfliktlösung und Kommunikation innerhalb des Teams
  • Feedback und Überprüfung der Leistung des Teams im Laufe der Zeit.

Teamentwicklung kann in allen Arten von Organisationen durchgeführt werden, wie Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen oder Bildungseinrichtungen. Es kann auch in verschiedenen Phasen des Teamlebenszyklus durchgeführt werden, wie bei der Gründung eines neuen Teams, bei der Integration neuer Mitglieder oder bei der Bewältigung von Herausforderungen und Veränderungen im Team.

 

Vertrauen & Sicherheit als Basis für Teamentwicklung

In einem Online-Workshop haben wir Team-Vertreter und Team-Coaches gefragt, was für sie erfolgreiche Teamarbeit ausmacht und daraus folgende Wortwolke kreiert:

Flow-Team-Teamentwicklung-High-Performance-Team-Erfolgreiches-Team

Der wichtigste genannte Faktor ist Vertrauen – eine sehr grundlegende Qualität, abseits von Coolness, Charisma und High-Performance.

Eine Erkenntis in ähnlich Richtung brachte Google’s Aristoteles Projekt: diese Studie verglich in einem groß angelegten Experiment hunderte Faktoren für Team-Performance und fand heraus, das wichtigste ist: Psychologische Sicherheit. Wenn sich die Menschen sicher und am richtigen Ort fühlten, dann zeigten sie quasi von alleine Top-Leistungen.

Teamentwicklung - Project Aristotle - Google Studie - Team Performance

Psychologische bzw. emotionale Sicherheit bedeutet:

  1. Sicherheit vor unangenehmen Reizen (Beleidigung, Mobbing, Ausgrenzung etc.), aber auch
  2. Sicherheit, um sich mit ganzer Persönlichkeit und damit möglichst viel Energie einzubringen, Risiken einzugehen, mutige Ideen einzubringen und damit die Arbeit weiterzuentwickeln.

Die emotionale Sicherheit ist sogar wichtiger als die Kompetenz der Teammitglieder – denn die Kompetenz wirkt nur teilweise, wenn die Mitarbeiter frustriert ihre Energie zurückhalten.

Der Lösungsansatz für psychologische Sicherheit im Team beruht auf vertrauensvoller Kommunikation:

  • Feedback kann regelmäßig fließen
  • Spannungen werden integriert, am besten in die Weiterentwicklung der Arbeit und der Kompetenz
  • Inklusion: alle werden gehört, Ideen können eingebracht werden, Bedenken & Einwände werden berücksichtigt

 

Beispielhafter Ablauf Teamentwicklung-Workshop in 7 Schritten

  1. Auftragsklärung: Was sind die Rahmenbedingungen? In 1 Jahr: was hat sich durch die Teamentwicklung entwickelt?
  2. Sich besser kennenlernen: Reden über individuelle Stärken & Werte. Formulierung von Team-Profilen. Ggf. Arbeit mit Persönlichkeitstypologien, zum Beispiel mit Spiral Dynamics oder Big Five.
  3. Bestandsaufnahme. Was sind positive Ressourcen? Was sorgt für Frustration? Hier geht es um die Aufdeckung der wesentlichen Kräfte im Team, positiver wie negativer Art.
  4. Entwicklungsziel definieren: Was können wir als Team erreichen?
    Bitte nicht alle Baustellen auf einmal angehen. Fokus auf die aktuell wichtigste Herausforderung! Wenn es viele Themen sind: Auflisten & Priorisieren, dann mit der höchsten Priorität beginnen.
  5. Trainings-Einheiten oder spielerische Teamentwicklungs-Bausinte – je nach gewählter Herausforderung z.B.:
    1. Kommunikation schärfen: z.B. Warme Dusche, Gewaltfreie Kommunikation
    2. Konfliktlösung bzw. Mediation
    3. Stress-Management, z.B. mit Achtsamkeits-Techniken oder Autogenem Training
    4. Strategie schärfen mit Vision, Werten, Leit-Prinzipien mit der Visionspyramide
    5. Effektivität: OKRs, 7 Wege der Effektivität, Getting-Things-Done
    6. Spielerisches Teambuilding, zum Beispiel mit Escape Games
  6. Reflexion der Übungen
  7. Implementierung in den Alltag

Teamentwicklungs-Workshops sollten immer passend auf die Organisation und das konkrete Team maßgeschneidert werden, sodass es ein passendes, erfolgreiches und schönes Erlebnis wird.

Teamentwicklungsmaßnahmen

Weitere typische Maßnahmen, um Gruppen in Organisationen im Entwicklungsprozess weiter zu bringen, sind:

  • Achtsamkeits-Training für mehr Selbstreflexion, Wahrnehmung der Emotionen, Bedürfnisse und Wünsche
  • Beziehungskompetenzen schulen
  • Führungskompetenz entwickeln
  • Konfliktlösung
  • Strategie & innere Ausrichtung des Teams klären & schärfen
  • Stressmanagement, z.B. mit Achtsamkeit, Meditation, Autogenem Training
  • Besseres persönliches Kennenlernen
  • Persönlichkeits-Typologie
  • Persönlichkeitsentwicklung
  • Gruppendynamik reflektieren, zum Beispiel mit den Tuckman-Phasen

4 Phasen der Teamentwicklung - Coaching - Beratung - Psychologie - Unternehmen

Liste von nützlichen Teamentwicklung-Methoden

Folgende Methoden und Modelle sind immer wieder hilfreich im Werkzeugkoffer eines Moderators für Teamentwicklungs-Prozesse:

  • Tuckman-Phasenmodell: Forming, Storming, Norming, Performing… Adjourning. Hilft für die Reflexion. Kann für Entspannung sorgen: „Ahh, Spannungen gehören einfach dazu!“ – und dazu einladen, das Norming und Performing zu optimieren.
  • Gewaltfreie Kommunikation
  • Spiral Dynamics für die Analyse & Potenzialentfaltung von geistiger & persönlicher Entwicklung
  • Strategie mit der Visionspyramide: Vision, Werte, Mission
  • Team-IKIGAI, Hedgehog… siehe Team-Purpose
  • Persönlichkeits-Typologien, z.B. Big Five, DISG, Belbin, Meyer-Briggs (MBTI), Enneagramm, Sternzeichen 😉
    Oft ist es nicht wirklich wichtig, wer welcher Typ ist – allein der Dialog über die Eigenarten und Unterschiede schafft eine gute Gesprächsatmosphäre, in der die Unterschiede angenommen werden können ohne dagegen anzukämpfen.
    Rang-Rollen-Gruppendynamik-Teamentwicklung-alpha-beta-omega (1)
  • Gruppendynamik & Rang-Struktur bei Menschenaffen (uns Homo Sapiens also eingeschlossen): Alpha als Leittier, Beta als mittleres Management mit Möglichkeit der Führungsübernahme, Gamma als Gefolgschaft, Omega als Querdenker und Gegenpol zum Alpha
    –> zum ausführlichen Artikel über Gruppendynamik
  • Feedback-Runden
  • Methoden aus dem Change Management
  • Kreativitätstechniken, um Lösungen für die vorhandenen Probleme zu finden
  • Innovationsmethoden, z.B. Design Thinking, eignen sich auch, um Teamentwicklungs-Herausforderung zu bearbeiten – Fokus sind dann die Bedürfnisse der Mitarbeiter

…mit diesem Standard-Werkzeugkoffer kann man sich an einige Themen herantrauen, allerdings wird es nicht immer reichen für echte Transformation.

 

Systemische Teamentwicklung – Worum geht es eigentlich?

Der Begriff Teamentwicklung ist sehr weit auszulegen – dahinter können sich gänzlich verschiedene Symptome, Probleme und Absichten verbergen. Und tatsächlich ist den Betroffenen oft selbst nicht klar, was sie eigentlich genau brauchen und welches Problem sie haben. Diese Teams sind dann lost in complexity. Solche Situationen stellen hohe Herausforderungen an den Teamentwicklungs-Coach. Viele Klienten erhoffen sich dann eine schnelle Allheil-Lösung und haben unrealistische Erwartungen an einen 1-tägigen Workshop. Der Coach sollte dann eine besonders valide Auftragsklärung und Erwartungsmanagement machen. Andernfalls läuft er gefahr, nur Symptombehandlung zu machen und unzufriedene Teams zurückzulassen. Daher solltest am besten folgende Situationen im Hinterkopf behalten:

4 verzwickte Phänomene in Teamentwicklungs-Prozessen

  1. Teamentwicklung ist eine Frage der Führung
    Eine schwierige Teamentwicklung ist eine Herausforderung für alle Beteiligten – vor allem auch für die Führungskraft. Gleichzeitig spiegeln sich oft die Stärken und Schwächen der Führung in der Gruppendynamik wieder.
    Lösung: Besonders effektiv ist Teamentwicklung, wenn es mit Coaching für die Führungskräfte und zentralen Persönlichkeiten einhergeht.
  2. Der Elefant im Raum: es gibt einen Konflikt, aber keiner will es ansprechen. Oft reden die Menschen hinter dem Rücken der anderen trotzdem darüber.
    Lösung: Ansprechen, je früher desto besser. Oder obsolet machen durch Überwinden des Problems ohne es zu benennen, z.B. durch Training der fehlenden Kompetenzen.
  3. Kanten & Grenzen: Das Team stößt an die Grenzen ihrer bisherigen sozialen Kompetenzen. Es mangelt eventuell schlicht an Reflexionsvermögen, Entspannung und adäquaten Fähigkeiten für die Arbeit mit digitalen Kanälen, Remote Work. Dann brauchen sie eventuell eher eine Weiterbildung als eine Konfliktlösung.
    Lösung: Training der fehlenden Kompetenzen.
  4. Der Konflikt hat uns. Manchmal scheint einfach alles verfahren und schrecklich zu sein. Konflikte und Spannungen noch und nöcher, Schuldzuweisungen, Lästern, Selbstzweifel, Konflikte darüber, wie mit dem Konflikt umgegangen werden sollte. Dann gilt: „Nicht wir haben einen Konflikt, sondern der Konflikt hat uns.“
    Lösung: Love it, change it or leave it. Mediation kann helfen, wenn die Menschen sich darauf einlassen. Nach einer Stabilisierung (Wertschätzung, Wertschätzung, Wertschätzung!) sollten die hilfreichen Kompetenzen trainiert werden. Wenn die Kraft dafür nicht mehr reicht, ist es manchmal einfach leichter, Personen auszuwechseln oder das Team aufzulösen.

Wenn du als Team-Coach vor derartigen Herausforderungen stehst, solltest du möglichst viel Geduld, Präsenz & Facilitation-Kompetenz mitbringen. Oft kommen die eigentlichen Probleme nicht sofort auf den Tisch, sondern nach ein paar Sitzungen.

Systemische Teamentwicklung Methoden

Wie unten erläutert, sind die bekannten, leicht nutzbaren Methoden nicht immer die effektiven. Gerade in verzwickten Dynamiken ist das Finden der passenden Intervention zur Transformation kein 1×1, sondern eher eine komplexe Integralrechnung – aber eine gut trainierter Trainer, welcher sowohl die häufigsten Fallstricke kennt, als auch einen Werkzeugkoffer hat als auch komplexe Transformationen simulieren – der hat gute Chancen auf erfolgreiche Anwendung der folgenden systemischen Teamentwicklungs-Methoden:

  1. Spannungs-Aikido: Spannungen im Team sammeln, in den 4 Quadranten verorten (innerlich-individuell, äußerlich-individuell, innerlich-kollektiv, äußerlich-kollektiv) und dann die dahinterliegende Energie nutzen für die Weiterentwicklung des Teams … mehr zu spannungsbasiertem Arbeiten
  2. Ressourcenaktivierung — ist immer wertvoll, um das Team zu stabilisieren und die Chance auf Selbstorganisation zu fördern. Auch hinter merkwürdigem Verhalten stecken oft noch nützliche Ressourcen – diese können utilisiert werden – zum Artikel „Utilisation“
  3. Paradoxe Intervention – eine hohe Kunst, die besonders in der Gruppe sorgsam ausgeführt sein will …zur Anleitung für paradoxe Intervention
  4. Theory U – als allgemeiner Ansatz für Transformation (erläutert im Artikel Innovationsmethoden)
  5. Aufstellungen helfen, Verständnis über die dynamischen Anteile und psychosozialen Kräfte in der Teamdynamik zu schaffen
  6. „Wende deine Kompetenz auf dich selbst an“ – ist mit vorhergehender Entspannung und Anamnese eine wunderbare Methode für diverseste Kompetenzteams – hier ein paar Beispiele aus eigener Erfahrung:
    1. Eine Gruppe von Zuginstandhaltern habe ich gebeten, sich ihre Teamkultur als Zug vorzustellen, welcher ein paar unbekannte technische Probleme hat – sie sollten dann ihre sonstigen Arbeitsweisen darauf übertragen für „Teaminstandhaltung“
    2. Lehrer bitte ich meistens, sich jetzt ihr betroffenes Kollegium als 9. Klasse vorzustellen, welche vor ihnen im Klassenraum sitzt – dann erstellen sie einen Plan für eine bessere Klassenatmosphäre – nicht immer passen die Konzepte auf Erwachsene, aber sie reflektieren damit gleichzeitig verschobene kindliche und elterliche Anteile
    3. Ein Team von Fahrradmonteueren ließ ich zur Bestandsaufnahme sammeln, a) „Wo knarzt es“?, b) „Was läuft bereits gut geölt“?

 

Tipps für Teamentwicklungs-Workshops

  1. Nimm die Vogelperspektive ein und stelle dir das Team als Kraftfeld vor: Welche Kräfte arbeiten da gegeneinander?
  2. Ressourcenaktivierung ist immer gut. Und damit auch Achtsamkeit, Enstpannungs-Methoden, Kommunikations-Training (Achtung: auch hier können Konflikten schnell den Prozess bestimmen)
  3. Facilitation-Training: Übe dich in den funktionalen Kommunikationstechniken, um effektiv durch Spannungen zu kommunizieren.
  4. Deine Klarheit schafft Klarheit: The success of the intervention depends on the interior state of the intervenor. Präsenz & Klarheit. Stelle sicher, dass du dich mit dir im reinen fühlst, wenn du versuchst, in einem anderen Team aufzuräumen.

Unser Angebot für Teams & Organisationen

Wir kombinieren Teamentwicklung mit Weiterbildung, für eine höchstmögliche Nachhaltigkeit fürs Team. Dafür entwickeln wir für dein Team maßgeschneiderte Trainings & Workshops.

Mehr dazu: Blended Learning Trainings