Der morphologische Kasten ist eine analytische Kreativitätstechnik, um komplizierte Probleme und Aufgabenbereiche ausführlich zu erfassen und möglichst viele Lösungen vorurteilslos zu betrachten. In der sich daraus ergebenden morphologischen Matrix ergeben sich sehr viele Kombinationsmöglichkeiten, sodass es zur Erfindung neuer Lösungen in bereits erkundeten Lösungsumgebunden kommen kann.
Anleitung Morphologischer Kasten
- „If you fear something, give it a name!“, sagte mein Dozent in theoretischer Physik gerne.
Betrachte in Ruhe das Themengebiet und benenne das Thema oder Problem. - Benenne die wichtigsten Parameter und trage sie untereinander in die erste Spalte, in die grauen Kästchen ein. Je nach Themengebiet sind es einfach die Sub-Strukturen, einzelnen Dimensionen, Faktoren, Attribute.
- Liste die möglichen Ausprägungen des jeweiligen Paramenter auf, rechts daneben in die jeweilige Zeile.
Wenn es um Originalität geht: nenne möglichst ungewöhnliche Möglichkeiten.
Wenn es um Umsetzung geht: nenne möglichst praktikable und bewährte Ausprägungen. - Komponiere eine Gesamtlösung, indem du aus jeder Zeile eine Ausprägung auswählst. Dies kannst du auf zwei Arten machen:
- Systematisch nach bestimmten Krtierien, z.B. Minimierung der Ressourcen,
dabei wird die Anzahl der Merkmale und Ausprägungen beschränkt. - Intuitiv: Betrachte einfach entspannt die Matrix und wähle aus jeder Zeile eine Ausprägung.
- Systematisch nach bestimmten Krtierien, z.B. Minimierung der Ressourcen,
Vorlage Morphologischer Kasten
Das Zerlegungsprinzip:
Die Morphologische Matrix als Mutter vieler Analyse-Methoden
Der morphologische Kasten beruft auf einer sehr grundlegenden Heurisitk, einem analytischem Prinzip: der Zerlegung eines komplexen Themenbereichs in seine Sub-Strukturen. Verwandte Methoden, die auf dem Zerlegungsprinzip basieren und als Spezialfälle des morphologischen Kastens zählen, sind zum Beispiel:
- Semantische Analyse: Ein Satz / Thema / Zusammenhang wird auf seine zentralen Begriffe reduziert und diese werden dann analysiert.
- Stakeholder Map: Ein komplexes soziales Gefüge wird in die wichtigsten Interessensgruppen unterteilt und deren menschliche Faktoren / wichtigsten Kraftkomponenten werden aufgelistet; z.B. Bedürfnisse, Ängste, Intentionen, Widerstände, Ressourcen.
- Persona: Eine Zielgruppe wird anhand einer konkreten Beispielperson anhand ihrer wichtigsten menschlichen Merkmale beschrieben. Dies ist eine Konkretisierung von vielen möglichen Personas, die aus einer Stakeholder Map entstehen könnten.
- Inneres Team: Zerlegung einer Persönlichkeit in einzelne, archetypische Persönlichkeitsanteile
Workshop-Methoden erfinden mit der Morphologischen Matrix
Methoden für Workshops und Moderation geben Struktur und ermöglichen damit Klarheit, Konzentration und Synchronisation der Arbeitsvorgänge. Ein kompliziertes Thema wird heruntergebrochen in seine Bestandteile. Teile und herrsche, hier vielleicht lieber: Teile und kombiniere neu.
Damit können wir neue Konzepte erfinden, für Tische oder Fahrräder – oder Workshop-Methoden. Dafür zerlegen wir Methoden in ihre Bestandteile:
- Anzahl der Phasen
- Dauer
- Menge an TN
- Sozialform (Zu welcher Form werden die TN für die Arbeitsphase eingeteilt)
- Kommunikationsmedium
Diese Kategorien gelten für alle Arten von Moderationsmethoden, egal ob für Kreativität, Schulunterricht, Yoga, Jurastudium oder Mediation zwischen Kriegsparteien. Für den konkreteren Kontext werden diese Kategorien nun kombiniert mit den Funktionsprinzipien des jeweiligen Kontexts, zum Beispiel:
- Kreativität: Kreativitäts-Heuristiken
- Therapie: Therapie-Strategien
- Mathematik-Nachhilfe: Problemlösestrategien
- Mediation: Eskalationsstufen
- Achtsamkeit: Achtsamkeits-Prinzipien
Hier findest du beispielhafte Anwendungen: