Die Maslow-Pyramide (Abraham Maslow’s Bedürfnispyramide, auch: Maslow’sche Bedürfnispyramide) sortiert menschliche Bedürfnisse in eine Hierarchie. Hier findest du einen ausführlichen Überblick zum Nutzen, Verständnis und zur Anwendung von Maslow’s Bedürfnispyramide. In der Arbeit mit Menschen und Gruppen haben wir festgestellt, dass bei vielen modernen Menschen unserer Zeit Karriere im Zentrum steht – und danach wieder Sehnsucht nach Gemeinschaft, Freundschaft und Liebe entsteht. Deshalb haben wir die Maslow Pyramide klarer arrangiert, sodass sie für die Arbeit mit Menschen in unserer heutigen Zeit gut nutzbar ist – und upgraden sie damit auf Version 2.0.
Aber zunächst ein Überblick zur normalen Maslow Pyramide:
Nutzen der Maslow-Pyramide
Es nicht nichts praktischeres als eine gute Theorie.
Die Bedürfnispyramide dient zunächst der theoretischen Psychologie – Wie ticken wir Menschen? Bedürfnisse sind dabei sehr wertvolle Variablen: verstehen wir sie, lernen wir sehr viel über die Person. Es ergeben sich folgende Nutzen aus der Bedürfnispyramide:
- Erklärung der Persönlichkeitsentwicklung: Mit fortschreitender psychologischer Entwicklung werden die menschlichen Bedürfnisse subtiler. C. G. Jung nannte dies die Individuation.
- Eigene Bedürfnisse erkennen: Die Maslow-Pyramide bietet eine Landkarte, auf der wir verorten können, was gerade meine eignen Bedürfnisse sind.
- Weiter unten im Artikel findest du dafür eine Anleitung.
- Bedürfnisse anderer Menschen wahrnehmen: Analog können wir versuchen, herauszufinden, welche persönlichen Bedürfnisse sich gerade hinter dem Verhalten einer Person verbergen. Achtung: Hier ist Vorsicht, Mitgefühl und Achtsamkeit gefragt, sonst besteht die Gefahr der Überschätzung der eigenen Wahrnehmung und der Respektlosigkeit gegenüber der anderen Person.
- Transparente & Gewaltfreie Kommunikation: Wenn wir es tatsächlich schaffen, die eigenen Bedürfnisse reflektieren zu können, können wir anderen Menschen viel leichter mitteilen, was wir brauchen und uns wünschen und Verständnis für unser Verhalten herbeiführen.
- Konflikte lösen: Sollte es bereits soweit sein und es hat sich ein Konflikt entfaltet, ist jedoch auch hier der Weg über die Gefühle und Bedürfnisse der richtige Ansatz – schaffe wieder Verständnis für die Beweggründe und Bedürfnisse der Konfliktparteien – und es eröffnen sich wieder Wege, die Bedürfnisse zu erfüllen.
- Innovation & Design Thinking: Die Erfindung guter Produkte und Angebote, ja der ganzen Wirtschaft, beruht darauf, dass wir die Bedürfnisse von Menschen erfüllen – und dafür sinnvolle Strategien entwickeln (mehr zu Produktentwicklung und Beratungsangeboten). Design Thinking (zur Übersicht) bedeutet im Kern, menschliche Bedürfnisse herauszufinden und mit Hilfe von Kreativitätstechniken neue Ideen zur Befriedigung zu entwickeln.
- Marketing: Ebenso funktioniert die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen am besten über die Erfüllung der Bedürfnisse der Kunden. Mehr zu Marketing mit Design Thinking.
- Führung: Menschen lassen sich gerne von den Menschen führen, denen sie Vertrauen und von denen sie sich erkannt fühlen. Nimm die Bedürfnisse der Menschen wahr – eventuell besser als sie selbst – und finde Wege, deine Ziele zu erreichen, indem du gleichzeitig die Bedürfnisse anderer Menschen erfüllst und sie dabei für dich gewinnst.
Wissenschaftlichkeit & Kritik an der Maslow-Pyramide
„Diese Art Forschung ist an sich derart schwierig […], dass wenn wir auf konventionelle, zuverlässige Daten warten müssten, wir für immer warten würden.“ Abraham Maslow
Auch wenn es heutzutage bessere empirische Methoden gibt als zu Maslows Zeiten, um psychologische Ideen zu überprüfen, bleibt bei derart komplexen Themen wie der gesamt-menschlichen Entwicklung Raum für Erfindung und Improvisation. Ob die Bedürfnisse der Zugehörigkeit oder Individualität dringender sind, hängt von vielen Faktoren ab, wie kindlicher Prägung, Genetik, dem sozialen Umfeld. Daher stellen wir hier 2 Versionen der Bedürfnispyramide vor: die klassische Bedürfnispyramide 1.0 und die Version 2.0 für die Arbeit mit modernen menschlichen Systemen.
Bedürfnispyramide 1.0
In der klassischen Version der Maslow-Pyramide hat folgende Struktur von unten nach oben:
- Überleben
- Sicherheit
- Zugehörigkeit
- Individualität
- Selbstverwirklichung
Dieser Aufbau ist in folgendem Video erklärt:
Allerdings verwendete selbst Maslow nicht immer die gleiche Strukur und erweiterte die Hierachie der Bedürfnisse auf bis zu 8 Ebenen [1].
Bedürfnispyramide 2.0
Die Bedürfnispyramide 2.0 bietet für die heutige Zeit eine bessere Landkarte für die Arbeit mit Menschen, insbesondere im Organisations-Kontext und in der Arbeit mit Führungskräften. Die für unsere Zeit spannenden psychologischen Entwicklungen beginnen dann zumeist ab der Entwicklung der Individualität und erneuten Anbindung an das größere soziale System, analog zur Entwicklung in Spiral Dynamics.
Veränderungen: Die Ebenen 2 und 3 aus der klassischen Pyramide werden in der Version 2.0 zusammengefasst. Stattdessen entsteht für unsere individualisierte Postmoderne Gesellschaft eine höhere Ebene sozialer Bedürfnisse mit subtileren Ausprägungen von Freundschaft und liebevoller Verbundenheit. Es gibt einen Wechsel zwischen individuellem und kollektivem Bedürfnisschwerpunkt.
Begründung: Aufgrund der Schwerpunkte unserer gesellschaftlichen Entwicklung haben wir die Sicheheits- und primären sozialen Bedürfnisse (Akzeptanz & Zugehörigkeit) zusammengezogen. Ruhe & Schutz sind quasi selbstverständlich – die allerwenigsten Menschen finden sich unverschuldet in Überlebenskämpfen wieder. Die erste bewusste Rolle spielt in der persönlichen Entwicklung die Akzeptanz durch die soziale Bezugsgruppe. Für den anthropologischen Homo Sapiens Organismus ist die Zugehörigkeit zu seiner sozialen Gruppen quasi überlebenswichtig.
Mangel oder Fülle: Grundstruktur in der Bedürfnispyramide
In der Maslow-Pyramide stehen unten überlebensnotwendige physiologische Bedürfnisse wie
- Essen, Trinken,
- Schlafen,
- Körperliche Unversehrtheit
Mangel-Bedürfnisse: Sind diese Bedürfnisse nicht erfüllt, leidet der Mensch unter einem Mangel. Dies gilt auch für einige soziale Bedürfnisse: Akzeptanz von der sozialen Gemeinschaft, körperliche Nähe
Wir leben im Überfluss bezüglich Nahrung und materieller Ressourcen. In unserer heutigen Gesellschaft spielen die basalen Überlebensbedürfnisse nur noch eine versteckte Rolle – z.B. in Form vererbter Trauma durch die Kriegsgenerationen.
Dennoch können natürlich emotionale Mangelgefühle entstehen – sowohl bezüglich der physischen Konstitution, als auch der sozialen Sicherheit oder der Anerkennung.
Subtile Fülle-Bedürfnisse stehen oben in der Maslow’schen Hierarchie der Bedürfnisse :
- Träume verwirklichen
- das eigene Potenzial entfalten
- Verbundenheit
- Kreativität
- Visionen erleben
- spirituelle Erfahrungen
- Ganzheit, Sinn
- Glück
Diese Fülle-Bedürfnisse entstehen nicht direkt aus einem Leiden oder Mangel heraus, sondern zeugen von der Kreativität des menschlichen Geistes. Sie greifen ungenutztes Potenzial auf, verarbeiten Spannungen und Bedürfnisse, unter denen der Mensch nicht direkt leidet, welche aber zukünftig das Leben reicher, schöner & erfüllter machen. Sie schaffen zusätzlich Glück, Freude und Liebe oder verarbeiten Leid, welches in der Vergangenheit auftrat… so verarbeiten viele Kunstwerke Leid der Vergangenheit, z.B. die Bilder Frida Kahlo’s oder das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Hier zeigt sich, dass Kreativität per se ein Verarbeiten von kognitiven Spannungen ist.
Übung Maslow-Pyramide: Lebst du nach Mangel- oder Fülle-Bedürfnissen?
Zur Selbstreflexion: Wie steht es um deine persönliche Entwicklung? Bist du eher getrieben von Mangelbedürfnissen, mit einhergehenden Gefühlen wie Neid, Ärger, Frustration, Schuld… ? Oder schaffst du es, aus Fülle, Freude und Sinn heraus zu leben?
Wie kann ich mehr aus der Fülle heraus leben? Dafür hilft Inspiration, Achtsamkeit & gesunde menschliche Beziehungen.
Im Online-Kurs „Creative Self“ haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung entwickelt, um deinen eigenen kreativen Kern zu entdecken und aus der persönlichen Mission und Vision heraus zu handeln.
Mehr zu den Zusammenhängen zwischen Kreativität & Spannungen:
Psychologische Entwicklung mit der Maslow Pyramide
Die Maslow’sche Bedürfnispyramide ist ein erklärendes Modell: es gibt verschiedene menschliche Bedürfnisse, und diese sind hierarchisch sortiert, von basal bis transzendent.
Aber wir können die Maslow-Pyramide auch als Anleitung nehmen: so entfalten wir möglichst viel Glück & Erfüllung und schaffen Raum für die höchsten Bedürfnisse. Dafür funktionieren beide Wege: Top-Down als auch Bottom-Up (und natürlich auch Querbeet, aber schauen wir zunächst auf die grundsätzlichen Strategien).
Bottom-Up oder Top-Down in der Maslow’schen Bedürfnispyramide
Wenn es ums Überleben geht, ist es klar: Bedürfnisse aus den oberen Ebene können erst erfüllt werden, wenn der Organismus ausreicht sicher & satt ist und nicht unter zu starkem Stress steht. Wer gerade übermüdet ist, um sein Leben rennt und verdurstet, gründet kein gemeinnütziges Start-Up.
Sobald das Überleben gesichert ist, gibt es noch die subjektive, gefühlte Sicherheit… viele Menschen in der westlichen Welt leben ständig auch in Stress, obwohl sie materiell im Überfluss leben. Dennoch sind soziale Sicherheitsbedürfnisse auch hier dominant: Es muss bspw. erst die Arbeitsplatzsicherheit erfüllt sein, bevor das Individualbedürfnis nach Erfolg und Selbstausdruck gefühlt wird.
Diese Notwendigkeiten beschreiben eine Bottom-Up-Entwicklung des Menschen.
Diese basalen Überlebensfunktionen können auch genutzt werden, um verworrene Geisteszustände zu entwirren: Wer sich die eigene Sterblichkeit bewusst macht, kann tief dankbar sein für alle schönen Ressourcen. Ein Beispiel findest du in dieser Geschichte einer Exorzierung.
Für Menschen, die nicht gerade vor einem Tiger weglaufen oder akute Schocktrauma verarbeiten, funktioniert aber auch das Gegenteil:
Top-Down: Inspiration und Auflösung von Neurosen
Die alltäglichen kleinen Kämpfe und Anerkennung, Gerechtigkeit, Genugtuung, Begehrtwerden können auch mal ganz klein und nichtig werden,
wenn Inspiration aus einem puren Fülle-Bedürfnis auftaucht:
Das Verwirklichen eines Musikstücks, eine faszinierende Reise, das Eintauchen in die Naturwissenschaft, das ästhetische Erblühen der Seele – durch das Eintauchen in die Wunderwerke der Natur und der Kunst können sich auch viele kognitive Spannungen lösen.
Abraham Maslow beschreibt Neurosen als ein Feststecken in der eigenen Entwicklung, als ein Scheitern der Persönlichkeitsentfaltung, z.B. aufgrund mangelnder Inspiration oder gesellschaftlicher Blockaden [2]. Diese können sich manchmal dadurch lösen, dass der Fokus auf die feineren Bedürfnisse nach Glück, Kreativität, Transzendenz oder künstlerischer Ausdruck gerichtet wird.
Ein weiteres Beispiel für Top-Down-Entwicklung ist der Overview-Effekt: Beim Anblick der Erde als Ganzes, aus Sicht des Weltalls, beschrieben viele Raumfahrer ein Gefühl tiefer Demut und Verbundenheit.
Im Folgenden findest du eine ausführliche Auflistung menschlicher Bedürfnisse, hierarchisch geordnet von überlebensnotwendig bis Erleuchtung, entsprechend der Struktur der Maslow Pyramide.
Liste: Menschliche Bedürfnisse
- Überleben
- Schutz / physische Sicherheit
- Flüssigkeit
- Nahrung
- Schlaf
- Ruhe
- soziale Akzeptanz
- Zugehörigkeit zu einer Gruppe
- Autonomie
- Sexualität
- Durchsetzung
- Macht
- Besitz
- Status
- Anerkennung
- Erfolg
- Wertschätzung
- Selbstwirksamkeit
- Gemeinschaft
- Freundschaft
- Liebe
- Glück
- Dankbarkeit
- Kreativität
- Selbstverwirklichung
- Transzendenz, Einssein mit der Existenz der Schöpfung und des Universums
Worträtsel Menschliche Bedürfnisse in der Maslow Pyramide
Im folgenden Worträtsel sind Bedürfnisse versteckt. Finde die Begriffe, die unter dem Puzzle stehen. Markiere jeweils den Anfangs- und Endbuchstaben. Als Belohnung bekommst du einen Gutscheincode.
Maslow-Pyramide in der Praxis
Bedürfnisse als Quellen menschlicher Dynamik
Für das Verstehen von Menschen hilft oft ein Blick auf die Ursprünge des Verhaltens: Bedürfnisse sind die Quellen menschlicher Dynamik. Aus ihnen folgen dann Strategien, um die Bedürfnisse zu erfüllen. Für reife Persönlichkeiten reichen oft ein paar klare, direkte Worte an ihre Umwelt. Viele Menschen arbeiten aber stattdessen umständliche Umwege aus und hoffen heimlich auf Genugtuung, Erfüllung und Befriedigung. Das liegt manchmal an inneren Blockaden, Ängsten und Traumata – oder schlicht an Unsicherheit, wie die eigenen Bedürfnisse mitgeteilt und erfüllt werden können. Die Lösung bietet dann eine Methode: Gewaltfreie Kommunikation (GFK). GFK wurde quasi als eigene „Sprache“ entwickelt, mit der Menschen lernen, ihre Emotionen und Bedürfnisse so zu kommunizieren, dass das Gegenüber sie möglichst leicht verstehen und akzeptieren kann.
Das folgende Eisberg-Modell zeigt die Hierarchie der psychologischen Ebenen im Menschen: das sichtbare Verhalten wird unter der Oberfläche beeinflusst von Gedanken, Emotionen und Bedürfnissen – wobei Bedürfnisse die am tiefsten liegende Ebene sind.
Maslow’sche Bedürfnispyramide: Anwendung in Organisationen & Teamentwicklung
Anhand der Maslow-Pyramide lassen sich komplexe menschliche Probleme genauer analysieren und strukturieren. Z.B. in einem Team-Konflikt in einem Unternehmen hilft ein Blick auf die unerfüllten Bedürfnisse, um deren Intention & Handeln zu verstehen. Eine schlechte Arbeitsatmosphäre oder Stimmung im Team verweist meist auf die Ebene der sozialen Bedürfnisse, rund um Anerkennung, Wertschätzung, Rang, Zugehörigkeit und Status.
Maslow-Pyramide: Individuelle Bedürfnisse & Embodiment
Der Mensch ist ein biologisches Wesen. Unser Geist, unser Fühlen und Denken fußt letztlich auf neuronalen Prozessen, Hormonen und evolutionär konditioniertem Verhalten mit Trieben, Reflexen und Kulturen. Oft hilft ein Blick auf das körperliche Empfinden, um eine verworrene Situation klarer zu sehen. Welche Körperempfindungen, welche Reize, Emotionen, Spannungen etc. tauchen wo im Körper auf, wenn es um eine bestimmte Spannung geht? Die Theorie dahinter ist Embodiment und beschreibt die relativ junge Idee der Kognitionswissenschaft, dass man geistigen & emotionalen Prozessen stets ein physiologisches Korrelat zuordnen kann. Dieses Prinzip bewährt sich insbesondere in der Trauma-Therapie und dient generell der Schulung der Selbstwahrnehmung.
Wenn zu einem bestimmten Gedanken, Gefühl oder Bedürfnis eine körperliche Resonanz gefunden wird, steigt die Chance auf eine ganzheitliche Verwirklichung.
Setzen wir die 3 Infografiken zusammen: Bedürfnispyramide + Eisberg-Modell + Embodiment. Zusammen helfen sie uns, unsere eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und erfüllen zu können.
Bedürfnisse erkennen [Anleitung]
Es ist nicht leicht, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen – gerade wenn wir in emotionalen Zuständen sind, die uns davon abhalten, die Klarsicht zu bewahren. Hier ist eine kurze Anleitung für das Wahrnehmen und Erkennen der eigenen menschlichen Bedürfnisse.
Wir tippeln dafür den Eisberg hinunter, nutzen die Idee von Embodiment und helfen uns bei der Einordnung mit der Maslow-Pyramide als Landkarte.
- Vorüberlegung: Benenne kurz das persönliche Thema für das gerne deine Bedürfnisse besser erkennen möchtest! Um welche Momente geht es? Geht es um die aktuelle akute Situation – oder ein allgemeines persönliches Lebensthema – oder einen Konflikt mit anderen Menschen? Welche konkreten Verhaltensweisen gehören dazu?
Vielleicht möchtest du auch einfach allgemein besser lernen, deine Bedürfnisse wahrzunehmen – das ist natürlich auch gut. - Körperwahrnehmung: Nutze die Idee von Embodiment: die meisten Emotionen und Bedürfnisse haben eine körperliche Komponente. Wenn du nun lernst, deine Körpersignale wahrzunehmen, kommst du auch deinen Bedürfnissen näher.
Also halte kurz inne, nimm dir einen Moment der Ruhe.
Dann benenne noch einmal innerlich das Thema aus 1. …
…und dann horche dazu in deinen Körper
Entweder gibt es zu dem Thema bereits eine klare Körperwahrnehmung – gut! Dann mimm sie in Ruhe für 1-2 Minuten einfach wahr, ohne sie zu bewerten.
Wenn es keine relevante Körperwahrnehmung gibt, dann probiere den Body Scan (zur Anleitung) oder erwäge die Idee von Somatic Experiencing (Fortgeschritten!).
Während du im Body Scan durch deinen Körper hindurch wanderst, nimm einfach alles wahr, was dir begegnet.
Typische Körperempfindungen sind: Kribbeln, Druck, Wärme, Kälte, Enge, Leichtigkeit, Schwere, Schmerz, Pulsieren, Rauschen, Strömen, Zwicken, Stechen, Ziehen, Entspannung, Spannung.
Wenn du keine konkreten Körperempfindungen in einer Region wahrnehmen kannst, nimm auch die Abwesenheit von Empfindungen bewusst wahr. - Emotionen wahrnehmen: Nachdem du den Scheinwerfer deiner Aufmerksamkeit auf deine Körpersignale gerichtet hast, frage dich: Wie fühle ich mich dazu? Welche Emotionen gibt es in mir?
Übliche Gefühle sind: Freude, Ärger, Langeweile, Wut, Trauer, Scham, Schuld, Angst, Ekel, Überraschung, Einsamkeit, Sehnsucht, Lust. - Bedürfnisse erfragen:
Versuche die Fragen zunächst intuitiv zu beantworten.
Frage dich selbst:- Welches Bedürfnis steckt hinter meinem Verhalten?
- Welches Bedürfnis steckt hinter meinen Körperempfindungen?
- Welches Bedürfnis steckt hinter meinen Gefühlen?
- Abgleich Bedürfnisse: Nimm die Bedürfnispyramide zur Unterstützung und versuche dich dort zu verorten.
Im Idealfall hast du auch noch einen neutralen Austauschpartner, mit dem du deine Interpretation abgleichen kannst. Die Fremdwahrnehmung ist manchmal leichter als die Eigenwahrnehmung.
Hinweis: Take it easy! Es erfordert zunächst etwas Übung, die eigenen Bedürfnisse reflektieren zu können. Die allermeisten Menschen lernen dies tatsächlich ihr Leben lang nicht. Allein die Bemühung und der Austausch darüber sind schon ein kleiner Fortschritt in die Richtung Selbstkompetenz und Selbst-Bewusstsein.
Transfer: Wenn du meinst, deine eigenen Bedürfnisse zu erkennen, kannst du nun auch versuchen, gezielt andere Menschen zu beobachten und mit der analogen Anleitung deren Körpersignale, Emotionen und Bedürfnisse wahrzunehmen. Aber Achtung: Die Wahrnehmung anderer Menschen sollte aus einer achtsamen, wertschätzenden, mitfühlenden Haltung heraus geschehen – zu gefährlich ist es, besser wissen zu wollen, was andere Menschen fühlen, brauchen und tun sollten! Wenn du mit ihnen darüber reden möchtest, halte dich möglichst an die Prinzipien von Gewaltfreier Kommunikation.
In der bildlichen Darstellung der Bedürfnis-Ebenen sind zwei Ebenen vertauscht:
die sozialen Bedürfnisse kommen vor der Individualität
Liebe Elke,
ich habe die basaleren sozialen Bedürfnisse unter Sicherheit gezählt, wie z.B. soziale Akzeptanz – als Grundlage für die Individualisierung. In der Realität ist es ja ein ständiges Wechselspiel aus Individualität und Zugehörigkeit… gleichzeitig sehe ich eine gewisse Individualisierung in unserer Gesellschaft als Grundlage für „feinere“ soziale Interaktionen in der Gemeinschaft, um darin seinen Platz zu suchen. In jedem Fall ist es ja ein vereinfachtes Modell. Spiral Dynamics z.B. ist etwas differenzierter.
Ansonsten magst du gerne recht haben: in vielen Darstellungen sind soziale und individuelle Bedürfnisse anders geclustert.